Er sei stolz auf eine „gute Melange“ in seinem neuen Team für Wien, sagte der designierte rote Bürgermeister Michael Ludwig gestern bei der Präsentation seines künftigen Stadtratsteams. Tatsächlich sendet Ludwig mit dem neuen SPÖ-Sozial- und Gesundheitsstadtrat, Peter Hacker, auch ein eindeutiges Signal an das links-liberale Lager der SPÖ.
Der bisherige Chef des Fonds Soziales Wien gilt nicht nur als Top-Profi, er hatte auch während der Flüchtlingskrise 2015 zum gemäßigten Flügel der SPÖ gehört.
Er ist ein Angebot an die bisherigen Vertrauten von Langzeit-Bürgermeister Michael Häupl. Aber: Ex-SP-Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner – von SP-Chef Christian Kern unterstützt – ging leer aus. Im rechten Flügel der SP sei man gegen sie gewesen, sagen Insider. Andere berichten, sie habe bereits einen Job bei der WHO in Aussicht. Ex-SP-Kulturminister Thomas Drozda soll hingegen bis zuletzt selbst Gespräche geführt haben, um Stadtrat zu werden. Allerdings ging es um das Finanz-, und nicht wie kolportiert das Kulturressort. Finanzen erhält Peter Hanke, Kultur Veronica Kaup-Hasler.
Die neue Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal ist hingegen ein Signal an die Flächenbezirke und den sogenannten „Realo“-Flügel der SPÖ-Wien. Mit dem völligen Ausscheiden der bisherigen Finanzstadträtin Renate Brauner aus Ludwigs Team verliert die Bundes-SPÖ freilich eine bisherige Vertraute und Mitstreiterin.
Geht Ludwig auf Konfrontationskurs mit Kern?
Nein, sagen wirklich Eingeweihte. Er wolle viel mehr, dass sich die Bundes-SPÖ „stabilisiert“ – auch hinsichtlich der Wien-Wahl, die spätestens 2020 stattfindet. In der Wiener SPÖ gibt es freilich trotzdem einige, die hoffen, dass Nationalratspräsidentin Doris Bures statt Kern kommen könnte.
Doch diese will nicht. Zudem stünde die Mehrheit der SPÖ nach wie vor hinter Kern, so ein SP-Mann. Ludwig will denn lieber ein „Gegenmodell zu VP-FP“ sein und die SPÖ befrieden.
Isabelle Daniel