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Kritik an FPÖ bei Mauthausen-Gedenken

1-01-1970, 00:00

Rund 10.000 Menschen aus aller Welt haben am Sonntag in Mauthausen in Oberösterreich der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers vor 73 Jahren gedacht. Das Internationale Mauthausen Komitee bekräftigte zuvor den Beschluss, FPÖ-Vertreter nicht einzuladen. Das jährlich wechselnde Motto lautete heuer im Gedenkjahr des Anschlusses Österreichs "Flucht und Heimat".

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Mit den rund 10.000 Gästen besuchten heuer bedeutend mehr Menschen das Gedenken als in den vergangenen Jahren. Das offizielle Österreich war durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, seinen Amtsvorgänger Heinz Fischer, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) vertreten. Für das Land Oberösterreich kamen LH Thomas Stelzer (ÖVP) sowie die Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ).

SPÖ-Vorsitzender Christian Kern sprach

SPÖ-Vorsitzender Christian Kern sprach bei der Gedenkfeier des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen beim Bernaschek-Denkmal. Wie üblich zogen die Delegationen der verschiedenen Opferverbände sowie einige Zeitzeugen und Überlebende nach der Feier gemeinsam vom Appellplatz des Lagers aus.

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Nicht mit dabei waren Vertreter der FPÖ, die auf ausdrücklichen Wunsch der Veranstalter nicht eingeladen waren. Die FPÖ bedauerte dieses Vorgehen bereits im Vorfeld: Generalsekretär Harald Vilimsky forderte Anfang der Woche ein "Gedenken ohne Parteipolitik" - und auch Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner betonte in einem "Standard"-Interview am Samstag, dass er zur Gedenkfeier für die NS-Opfer "natürlich hingehen" würde. Es müsse hier einmal zur Aussöhnung, zu einer Aussprache kommen, so Haimbuchner.

"Keine Funktionäre oder Mandatsträger der FPÖ"

Mernyi erklärte im APA-Gespräch am Sonntag, dass 22 Überlebenden-Organisationen, gebündelt im Internationalen Mauthausen Komitee, am Freitag einstimmig an dem offiziellen Beschluss aus den 1960er-Jahren, dass "keine Funktionäre oder Mandatsträger der FPÖ" je an den Gedenkfeierlichkeiten teilnehmen dürfen, festgehalten hätten und das habe mit der heutigen Politik zu tun. Aba Lewit, ein Überlebender, der am Sonntag nicht teilnehmen konnte, habe eine Botschaft übermittelt: "Ich küsse und umarme euch, weil ihr die nicht eingeladen habt, die mich demütigten und als Landplage bezeichneten und die ich dafür klagen musste", zitierte ihn Mernyi.

Insgesamt waren in Mauthausen und seinen Nebenlagern rund 200.000 Personen aus aller Welt interniert, mindestens 90.000 davon starben. Rund 100 Delegationen und Opferverbände aus Aserbaidschan bis Ungarn waren bei der Befreiungsfeier zu Gast und gedachten der Opfer. MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi rief in seiner Rede zu Solidarität und Menschlichkeit auf. Er wies darauf hin, dass 1938, als die ersten Häftlinge in Mauthausen eintrafen, mangelnde finanzielle Mittel und strenge Einwanderungsbestimmungen vieler Länder den Menschen die Flucht fast unmöglich gemacht hätten. Eine UNO oder Flüchtlingskonvention habe es nicht gegeben.

Mernyi erinnerte an die Flüchtlingsströme des Jahres 2015, an Menschen, die Freunde, Familie, Sprache, Kultur, "das, was wir als den beliebten Begriff Heimat definieren", verloren hätten. Er appellierte an die Teilnehmer, sich ein Beispiel an jenen zu nehmen, die unter schwersten Bedingungen, unter Todesgefahr, im Nationalsozialismus anderen geholfen hätten.

IKG-Präsident: Burschenschaften Nachfolger der Vorgänger der Nazis

Bei den Gedenkfeiern anlässlich der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers vor 73 Jahren am Sonntag in Mauthausen (Oberösterreich) hat IKG-Präsident Oskar Deutsch klare Worte gegenüber der FPÖ gefunden. Er bezeichnete Burschenschaften als Nachfolger der Vorgänger der Nazis und rief zum Protest auf. Mit Wolfgang Sobotka (ÖVP) sprach erstmals ein Nationalratspräsident bei der IKG-Zeremonie.
 
IKG-Präsident Deutsch mahnte in seiner Rede bei der Gedenkzeremonie der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) am Jüdischen Mahnmal, dass die Shoah nicht in Mauthausen begonnen habe, sondern der erste Schritt auf dem Weg zur Massenvernichtung der Antisemitismus gewesen sei. Die Deutschnationalen hätten ihn zu einer Waffe gemacht. Er prangerte an, dass mehrere Mitglieder der Burschenschaft des von den Nazis als Künder und Wegbereiter des großdeutschen Reiches gewürdigten Georg Schönerer in und für eine Regierungspartei aktiv seien. "Wenn wir nicht dagegen protestieren, hier und jetzt - was haben wir dann aus der Geschichte gelernt?", fragte Deutsch.
 
"Der rassistische Ungeist lebt in vielen deutschnationalen Burschenschaften weiter. Seien wir genau: Sie sind keine Nazis, sie sind die Nachfolger der Vorgänger der Nazis. Und ihr politischer Arm ist die FPÖ", sagte der IKG-Präsident. Neonazis seien auch keine Verbündeten im Kampf gegen Islamisten, stellte er klar. Die jüdischen Gemeinden in Europa würden bereits seit vielen Jahren vor dem muslimischen Antisemitismus warnen.
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