2.400 Gemeinden gibt es in Österreich, aber keinen einzigen grünen Ortskaiser. Das kann sich morgen ändern: Bei der Gemeinderatswahl am 22. April hat es das Grünen-Urgestein Georg Willi (58) in die Bürgermeister-Stichwahl geschafft.
Vordergründig ist er Favorit: Willi erreichte knapp 31 % der Stimmen, die amtierende Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer von der ÖVP-Abspaltung „Für Innsbruck“ (FI) schaffte nur 24,3 %.
Im Innsbrucker Gemeinderat sind die Grünen zwar ebenfalls stärkste Partei, Willi sieht sich aber einer klaren bürgerlichen Mehrheit von „Für Innsbruck“, FPÖ und ÖVP gegenüber. Wählen alle brav nach ihrer Parteifarbe, hat er keine Chance.
Der Grüne hofft aber, dass es anders kommt: Zum einen könnten enttäuschte FPÖ-Wähler – deren Kandidat Rudi Federspiel nur 3. wurde und damit nicht in die Stichwahl kam – einfach nicht hingehen. Zum anderen hofft Willi, dass viele ÖVPler mit Bürgermeisterin Oppitz-Plörer noch eine Rechnung offen haben.
Willi ist tatsächlich für ÖVPler nicht unwählbar: Er stammt aus einem durchaus bürgerlichen Elternhaus und taugt keinesfalls als linkes Schreckgespenst. Und dass der Innsbrucker just morgen Geburtstag hat, kann ja auch nicht schaden.G. Schröder
ÖSTERREICH: Sie wollen mit Bürgernähe punkten – haben Sie schon jedem Innsbrucker die Hand geschüttelt?
Georg Willi: Symbolisch sicher. In der Realität werden es schon ein paar Tausend gewesen sein. Aber dass Innsbruck mit seinen 104.000 Wahlberechtigten eine überschaubare Größe hat, ist sicher meine Stärke. Ich fahre jeden Tag mit dem Rad durch die Stadt – jeder kann mich ansprechen.
ÖSTERREICH: Werden Sie am morgigen Sonntag tatsächlich erster grüner Bürgermeister?
Willi: Ich weiß es nicht. Ich halte Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer immer noch für die Favoritin. Aber die Rückmeldungen, die ich bekomme, sind positiv. Ich hoffe nur, das wird nicht nur in dieser Politikerblase so gesehen.
ÖSTERREICH: Steht nicht eine Mehrheit von FPÖ plus Oppitz-Plörer und ÖVP gegen Sie?
Willi: Ich hoffe das nicht – ich hoffe, dass es eine echte Persönlichkeitswahl wird. Ich habe aber klargemacht, dass ich im Stadtsenat nicht mit der FPÖ sitzen will. Nicht weil ich etwas gegen FPÖ-Chef Rudi Federspiel habe – nein, sondern weil zwischen mir und der FPÖ politisch ein Grand Canyon liegt. Die FPÖ will den sozialen Wohnbau stoppen, weil er angeblich nur den Ausländern zugutekommt. Und das bei den Rekordwohnkosten in Innsbruck.(gü)