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Barocke Brunnenanlage auf Schloss Hof rekonstruiert und wieder in Betrieb

1-01-1970, 00:00

Auf Schloss Hof im Marchfeld ist die einstige barocke Brunnenanlage, in Größe und Kunstfertigkeit mit jener in Versailles vergleichbar, komplett rekonstruiert worden. Nach historischer Spurensuche und digitaler 3D-Modellierung sprudelt das Wasser der “Großen Kaskade” nun wie ehedem auf dem Gemälde von Canaletto im Kunsthistorischen Museum in Wien, das als Vorbild diente.

“Große Kaskade” auf Schloss Hof sprudelt wieder

Der um 1730 errichtete vierstufige Wasserfall mit zwei Becken war zu Zeiten Prinz Eugens das Prunkstück der Anlage mit Schloss, sieben Gartenterrassen und Gutshof. Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Demontage des baufällig gewordenen Bauwerks – und nun am Mittwoch die Neueröffnung. Um 10.40 Uhr stiegen die ersten Fontänen im untersten Becken auf, ehe sich das Wasser von oben rund viereinhalb Meter hinunter ergoss.

Die Rekonstruktion der Großen Kaskade vervollständige das Gesamtkunstwerk Schloss Hof, sprach Klaus Panholzer, Geschäftsführer der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. (SKB), von einem “Herzstück” der prächtigen Anlage im Marchfeld nahe der slowakischen Grenze. Bei der Realisierung des Großprojekts in engster Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt (BDA) “gingen historische Spurensuche und modernste Technik Hand in Hand”. Die SKB investierte neun Millionen Euro in die Revitalisierung der Gärten, vier Millionen in die Brunnenanlage und fünf in die siebente Terrasse, die heuer noch fertiggestellt wird. Panholzer verwies auf die einzigartige Erlebbarkeit des gesamten Areals und ein Ganzjahresprogramm mit Veranstaltungen und Ausstellungen wie der aktuellen Sonderschau “Warum isst die Welt, wie sie isst?”. Im Vorjahr wurden in Schloss Hof 300.000 Besucher gezählt.

Voruntersuchungen und Gemälde als Grundlagen

Hermann Fuchsberger, niederösterreichischer Abteilungsleiter beim BDA, sprach vom “Mut, sich über die Idee drüber zu trauen”: Am Anfang stand eine Stützmauer aus dem 19. Jahrhundert, in der, wie sich herausstellte, “die gesamte Brunnenanlage drin steckte”. Grundlagen für die Rekonstruktion waren neben der Ansicht von Canaletto archäologische Voruntersuchungen seit den 1990er-Jahren und die beim sorgfältigen Abtragen der Mauer entdeckten Spolien, die vermessen, “zusammengepuzzelt”, digital aufbereitet und neu verbaut wurden.

Insgesamt verteilen sich nun 600 Quadratmeter Wasseroberfläche auf zwei Becken und den Wasserfall. Für die Wasserspiele werden in einer Stunde rund 200 Kubikmeter Wasser bewegt. Das Wasseraufbereitungssystem sei nachhaltig konzipiert: energie- und kostensparend, wurde betont. Zwei unabhängige Filtersysteme mit mikrobiologischer Aufbereitung ermöglichen den kompletten Verzicht auf Chemie, womit der Betrieb nachhaltig sei.

Vor zehn Tagen wurden die letzten Arbeiten an der Anlage abgeschlossen. Der Kaskadenbrunnen und seine Geschichte wurden genau dokumentiert. Die Publikation – mit aktuellen Fotos – erscheint im Sommer in der Schriftenreihe “Fokus Denkmal” des BDA.

(APA/Red)

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