Am 1. April 1998 rückten die ersten elf Frauen beim Bundesheer ein. Zwanzig Jahre später hat das Heer schon 612 Soldatinnen. Gemessen an der Gesamtzahl der Soldaten (rund 16.000 ohne Grundwehrdiener) ist das noch immer eine Minderheit.
20 Jahre Frauen beim Heer: Noch immer eine Minderheit
Vor allem in den letzten Jahren hat es aber einen überdurchschnittlichen Anstieg gegeben, und zwar um 55 Prozent seit Jänner 2016.Wien. Das gestiegene Interesse zeigt sich auch an einer anderen Zahl: Im Jahr 2017 nahmen noch rund 64 Frauen an der Kaderanwärterausbildung teil, mittlerweile sind es fast doppelt so viele (112).
511 der 612 Soldatinnen haben ein Dienstverhältnis, 95 sind im Ausbildungsdienst, sechs im Auslandseinsatz. Die höchstrangige Soldatin ist Brigadier. Die meisten Soldatinnen (185) sind im Unteroffiziersrang, 64 sind Offiziere.
Die meisten Soldatinnen in NÖ und OÖ
Nach Bundesländern betrachtet gibt es mit 150 die meisten Soldatinnen in Niederösterreich, gefolgt von Oberösterreich mit 104. Die Steiermark zählt 88 Frauen in Bundesheer-Uniform, in Salzburg sind es 77 und in Kärnten 74. Tirol hat 41 Soldatinnen, in Wien sind es 50. Die kleinen Bundesländer Vorarlberg und das Burgenland zählen 13 bzw. 15 weibliche Militärs.
Die körperlichen Anforderungen an Frauen, die Karriere beim Bundesheer machen wollen, unterscheiden sich von jenen für Männer. Bei der Eignungsprüfung für den Ausbildungsdienst sind beispielsweise mindestens acht Liegestütze erforderlich, Männer müssen mindestens 15 schaffen, beim Standhochsprung sind für Frauen mindestens 28 Zentimeter erforderlich, für Männer 37. Weibliche Anwärter müssen zudem mindestens sechs Klimmzüge im Schräghang können, Männer zehn. 2.400 Meter müssen Frauen in längstens 14.51 Minuten laufen, Männer in 13.45 Minuten. Ein Deutsch-Test ist als sogenanntes “K.o.-Kriterium” ebenfalls Teil der Eignungsprüfung.
Gleiche Entlohnung beim Heer
Absolute Gleichberechtigung herrscht zwischen den Geschlechtern bei der Entlohnung. Im Ausbildungsdienst beginnt man als Rekrut mit knapp über 1.000 Euro netto monatlich. Hinzukommen kostenlose Bereitstellung von Unterkunft und Verpflegung, Freifahrt zur Kaserne sowie Familien- und Wohnbeihilfe, wenn die Anspruchsvoraussetzungen vorliegen.
Militär bietet auch Kinderbetreuung
Mittlerweile beschäftigt sich das Heer auch mit Themen wie Vereinbarung von Familie und Beruf sowie Work-Life-Balance. 2002 wurde im Bundesheer mit der Aufstellung des Kommandos Internationale Einsätze (KdoIE) ein eigenes Referat Familienbetreuung für die Betreuung der Angehörigen von Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz nach internationalem Vorbild eingerichtet. Seither hat sich in punkto Familienbetreuung beim Bundesheer einiges geändert. So wird etwa seit 2010 temporäre Kinderbetreuung in den Sommerferien geboten. Jährlich werden rund 450 Kinder in sechs Bundesländern, an 14 Standorten und in rund 20 Gruppen betreut.
Auch schwangere Soldatinnen finden Unterstützung, nicht nur in den Truppenwerkstätten, wo ihre Feldanzughosen und Kampfanzughose “mittels eines elastischen Stoffes gemäß Anleitung HBA (Heeresbekleidungsanstalt, Anm.) umgenäht werden”, sondern auch mit einer Familien Service Line und einem Onlineportal.
Bei der Kleidung wurde insgesamt auf Frauen-Modelle ausgeweitet, so gibt es eigene Feldhosen und Feldhemden für Frauen. Bei den Kampfanzügen sowie bei den Feld- und Kampfschuhen wurden kleinere Größen eingeführt. Für die Ausgangsbekleidung wurden bestimmte Kriterien für Pumps und Stiefel festgelegt, um eine gewisse Einheitlichkeit sicherzustellen. Für gesellschaftliche Anlässe gibt es eine Spencerjacke und ein Abendkleid.
“Soldatinnen gehören zum Berufsalltag im Bundesheer”
Für Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) sind die vergangenen 20 Jahre eine “Erfolgsgeschichte”. “Heute gehören Soldatinnen zum Berufsalltag im Bundesheer. Ich habe selbst als Gruppenkommandant junge zielstrebige Frauen ausgebildet und kenne die Leistungsbereitschaft unserer Soldatinnen.”
Das Bundesheer biete jungen Frauen eine interessante berufliche Perspektive. “Dabei gibt es keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Es gibt gleiche Chancen und gleiche Bezahlung. Für die Besten stehen alle Karrierepfade offen.”
(APA/Red)