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Hasspostings trieben Mutter in den Tod

1-01-1970, 00:00

Als wäre der unsinnige Tod der Hauptschülerin Emily A. aus Wr. Neustadt nicht tragisch genug. Ende Februar starb die 15-Jährige, die ins Drogenmilieu abgerutscht war, an einer Überdosis Suchtgift. Eine Spaziergängerin entdeckte ihre Leiche neben einem Müllablageplatz. In seiner rechten Hand hielt das tote Mädchen ein Handy, als habe es versucht, noch einmal zu telefonieren.

Vielleicht wollte sie ihre Mutter anrufen: Elena A. (alle Namen geändert), eine gebürtige Kroatin, die ihr einziges Kind über alles geliebt hat. Als ihr die Nachricht vom Tod der Tochter überbracht wurde, brach für die 47-Jährige eine Welt zusammen. Doch in Ruhe um ihr Kind trauern, durfte Elena A. nicht. Im Gegenteil.

Mutter die Schuld am 
Tod der Tochter gegeben

Über sie brach auf der Internetseite der Facebook-Gruppe „Wiener Neustadt“ ein Shitstorm nieder, der an Hass nicht zu überbieten war. Der 47-Jährigen wurde die Schuld am Tod der Tochter unterstellt, sie wurde als Rabenmutter und Säuferin diffamiert. „Als Mutter, wenn ich weiß, mein Kind hat ein Drogenproblem, dann kümmere ich mich drum und stehe ihr bei“, postete eine Niederösterreicherin. Es war einer der freundlicheren Beiträge. Manche forderten Elena A. unumwunden auf, sich das Leben zu nehmen. „Es war die Hölle, so etwas Unmenschliches kann man sich nicht vorstellen, sie ist daran endgültig zerbrochen“, sagt ein Betreuer, der sich um Mutter und Tochter gekümmert hatte.

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Mutter lag tot in Emilys Bett

Am vergangenen Montag schaltete die 47-Jährige ihr Handy ab, war nicht mehr ­erreichbar. Eine Bekannte machte sich Sorgen, gab eine Vermisstenanzeige auf. Polizisten fuhren zur Wohnung, um nach dem Rechten zu sehen.

Elena A. lag in Emilys Bett, hielt das Foto ihrer verstorbenen Tochter in der Hand. Sie hatte das getan, zu dem sie via Facebook aufgefordert worden war – sie hatte sich das Leben genommen.

Das 15-jährige Mädchen wurde am 8. März beerdigt. Der größte Wunsch der Mutter war es, im selben Grab beigesetzt zu werden. Nach ihrem Tod wollte sie für immer bei ihrem geliebten Kind sein.

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