Soldat Ali Ü. (22) erschoss im Oktober im Wachcontainer der Albrecht-Kaserne in Wien-Leopoldstadt seinen schlafenden Kameraden Ismail M. (20). Zum zweiten Mal sitzt er deshalb unter Mordverdacht in Untersuchungshaft. Während für seine Verteidiger alles für einen Schießunfall spricht, wird der Schütze jetzt weiter belastet. Ein Mithäftling soll geplaudert haben.
Ein Richtersenat am Oberlandesgericht erkannte im Anschluss einen erhärteten Tatverdacht. „Gekränkte Ehre“ soll das Motiv für den tödlichen Schuss aus der Dienstwaffe, einem Sturmgewehr 77, gewesen sein. Das ist überraschend: Denn die befragten Soldaten aus dem unmittelbaren Umfeld von Opfer und mutmaßlichem Täter hatten in ihren Einvernahmen nichts dergleichen gesagt.
Im Gegenteil: Ali Ü. und Ismail M. wurden als „gute Freunde“ beschrieben, zwischen denen keinerlei Probleme bekannt waren. Top-Jurist Manfred Arbacher-Stöger (Kanzlei Rifaat) vertritt den Todesschützen: „Die Aussagen des Mithäftlings sind haltlos und entbehren jeglicher Grundlage. Ansonsten möchte ich mich hierzu nicht weiter äußern“, sagte er am Samstag zu ÖSTERREICH.
Wie berichtet, hatte die Tatrekonstruktion ergeben, dass es sich nicht um einen aufgesetzten Schuss gehandelt hat. Der Schütze, der sich zunächst an nichts erinnern konnte, sagt jetzt, dass ihm das Sturmgewehr Stunden zuvor heruntergefallen sei und sich deshalb im Laderaum eine Patrone befunden habe. Im Container sei er gestolpert, als er seinen Kameraden wecken wollte. Dabei habe sich der Schuss gelöst. Es gilt die Unschuldsvermutung.