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100.000 Tonnen billiges Rindfleisch nach Europa

1-01-1970, 00:00

"Schlimmer als CETA", sagen Experten über jenes Handelsabkommen, das die EU-Kommission derzeit mit dem Mercosur-Raum in Südamerika verhandelt. Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay drängen auf den europäischen Markt.
 

Heimische Bauern fürchten um Existenz

 
Diese stellen aber hauptsächlich landwirtschaftliche Produkte zu sehr günstigen Produktionsbedingungen her. Kommt das Mercosur-Abkommen, droht der europäische Markt mit 100.000 Tonnen billigem Hormon-Rindfleisch zusätzlich überschwemmt zu werden. Deshalb fürchten die heimischen Bauern um ihre Existenz. "Das Abkommen würde zu einem massiven Bauernsterben führen", warnt der Greenpeace-Chef von Zentral-und Osteuropa, Alexander Egit.
 

Ruinöser Wettbewerb mit Südamerika droht

 
Südamerikanische Bauern halten ihre riesigen Viehherden auf Flächen, die durch Rodung von Regenwäldern gewonnen wurden. Sie behandeln die Tiere mit Hormonen und Antibiotika und verabreichen gentechnisch veränderte Futtermittel. Die kleinstrukturierte Landwirtschaft sowie die Umwelt- und Lebensmittelstandards in Europa wären in Gefahr. Die Marktöffnung würde zu einem "ruinösen Wettbewerb" führen, so Egit.
 
Die EU verhandelt zudem hinter geschlossenen Türen. "Wir bekommen zwar Briefings, aber keine Details", beklagen Experten. Man müsse sich auf Gerüchte verlassen - ähnlich, wie das schon bei den Verhandlungen zum Handelsvertrag CETA der Fall gewesen ist.
 
In Österreich sehen weite Teile der betroffenen Personen das Abkommen äußerst kritisch. "Mercosur darf nicht auf Kosten heimischer Landwirte durchgesetzt werden", sagt Bauernbund-Präsident Georg Strasser.
 
Auch das von der ÖVP geführte Umweltministerium hat Bedenken: "Österreich zählt zu den hauptbetroffenen EU-Mitgliedsstaaten im Zusammenhang mit den negativen Auswirkungen im Landwirtschaftsbereich", heißt es auf der Website zu dem Abkommen.
 

Greenpeace-Experte im Interview

 
ÖSTERREICH: Wie ist der Stand der Verhandlungen zum geplanten Abkommen EU-Mercosur?
 
Alexander Egit: Die EU-Kommission versucht, dieses Abkommen jetzt durchzupeitschen. 2019 sind Europawahlen, dann wird auch eine neue Kommission eingesetzt werden. Deshalb will die alte Kommission das jetzt noch durchbringen. Wir befürchten faule Kompromisse.
 
ÖSTERREICH: Wie könnten die aussehen?
 
Egit: Brasilien hat zum Beispiel den Wunsch, 200.000 Tonnen Rindfleisch zusätzlich nach Europa zu exportieren. Die EU hat bereits 100.000 Tonnen zugesagt. Das sind um 30.000 mehr, als ursprünglich geplant waren.
 
ÖSTERREICH: Welche Auswirkungen hätte das Mercosur-Abkommen für unsere Bauern in Österreich?
 
Egit: Der Rindfleischmarkt in ganz Europa würde zusammenbrechen. Österreich wäre besonders betroffen, weil die Landwirtschaft hier kleinstrukturiert ist. Aber selbst große Betriebe könnten mit den Produktionsbedingungen in Südamerika nicht mithalten. Das sind ganz andere Größenordnungen. Das Abkommen bei uns würde zu einem massiven Bauernsterben führen.
 
ÖSTERREICH: Sehen Sie die österreichische Regierung im Kampf gegen Mercosur auf Ihrer Seite?
 
Egit: Es ist die Frage, ob sich die FPÖ gegen den Freihandels-Fan Kurz durchsetzt. Bei CETA ist sie in den Regierungsverhandlungen umgefallen und hat ihr Wahlversprechen einer Volksabstimmung nicht durchgesetzt.
 

Das ist das Mercosur-Abkommen: Verhandlungen seit dem Jahr 2000

 
"Auf der Zielgeraden" befinden sich die Verhandlungen der EU mit dem südamerikanischen Mercosur-Raum, so Insider. Mit dem Pakt sollen Zölle und Handelshemmnisse abgebaut werden.
 
Das Verhandlungsmandat stammt bereits aus den 1990er-Jahren. 2000 war Verhandlungsstart. Von 2004 bis 2010 wurden die Gespräche ausgesetzt. Grund war damals schon der Zugang der Mercosur-Agrarprodukte zum europäischen Markt. Seit 2010 wird wieder verhandelt. Die Stolpersteine in der Landwirtschaft gibt es aber weiterhin.
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