Die Kärnten-Wahl wird heute Abend ganz andere Trends bringen als die bisherigen Landtagswahlen in NÖ und Tirol.
Die Kurz-ÖVP wird nicht der strahlende Sieger sein – sondern sich mit mageren Zugewinnen und einem matten Ergebnis bescheiden müssen.
Die FPÖ wird zum dritten Mal klar zulegen – aber ihr Traumziel von 30 % oder gar Platz 1 und den Anspruch auf den Landeshauptmann klar verfehlen.
Der Sieger des Abends wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Peter Kaiser heißen. Kaiser wird nach fünf eher unspektakulären, aber sehr erfolgreichen Jahren zu Recht einen Landeshauptmann-Bonus erhalten. Er hat Kärnten vor der Pleite gerettet, er bringt dieses fast bankrotte Land wieder in Schwung, er kurbelt Wirtschaft, Tourismus, Forschung an. Er ist ein Landeshauptmann, auf den die SPÖ zu Recht stolz sein kann.
Sollte Peter Kaiser heute die Absolute schaffen, wird er zum neuen Superstar der SPÖ. Dann wird es viele geben, die sich Kaiser im Herbst beim Parteitag als neuen SPÖ-Chef wünschen. Er selbst wird das nicht wollen, in Kärnten bleiben – loyal zu Kern, solange es den an der Spitze noch gibt. Danach hat er eine klare Priorität: Doris Bures.
Verpasst Kaiser die Absolute, dann bringt er der SPÖ nicht nur den Sieg, sondern mit seiner Koalitions-Wahl auch eine Zerreißprobe.
Die einfachste Lösung wäre Rot-Schwarz. Doch Kaiser hat der Kurz-ÖVP bis heute nicht vergessen, dass sie im Vorjahr Kern als Kanzler stürzte. Und er weiß, dass ihn die Kärntner ÖVP ebenfalls stürzen würde, wenn sich heute eine schwarz-blaue Mehrheit ausgeht. Beides verzeiht er nicht – und würde am liebsten Kurz und die ihm verhasste ÖVP ins Tal der Tränen stürzen.
Deshalb denkt Kaiser im Geheimen über die riskante Koalitions-Wahl nach: über Rot-Blau. Seine Strategie: Rot-Blau in Kärnten könnte die politischen Gewichte neu verteilen, die FPÖ könnte sich in Richtung SPÖ orientieren, bei Neuwahlen im Bund zu Rot-Blau wechseln.
Wagt Kaiser den rot-blauen Poker, riskiert er die Zerreißprobe der SPÖ. Deshalb wird das heute die spannendste Frage: Verschafft Kaiser uns und der SPÖ ein rot-blaues Erdbeben?