Es war der Prozess des Jahres im Schwurgerichtssaal in Innsbruck: Minutiös wurde der eiskalte Mord an dem äußerst beliebten Nationalbanker Reinhard S. aus Thaur nachgezeichnet – ein Verbrechen, das im ganzen Land für Entsetzen gesorgt hatte. Am 14. Februar des vergangenen Jahres wurde der Familienvater zunächst betäubt, dann erdrosselt und im Kofferraum eines Audi A6 abgelegt. Nur dank einer aufmerksamen Wirtin wurde seine Leiche überhaupt entdeckt.
Das Fahrzeug gehörte dem Italiener Antonio G. Der 42-jährige Gebrauchtwagenhändler war nach Tirol gekommen, um zwei Fahrzeuge von Reinhard S. zu erwerben, die dieser im Internet zum Kauf angeboten hatte. Im Zuge des Geschäfts hat Antonio G. den Banker aus Habgier ermordet. Zu diesem Schluß kamen am Freitagabend die Geschworenen. Sie sprachen den 42-Jährigen einstimmig wegen Mordes schuldig. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Wie das Verbrechen selbst sorgte auch der Auftritt des Angeklagten für Schaudern bei den zahlreichen Prozessbeobachtern. Bis zuletzt leugnete er nicht nur, er bezichtigte sogar einen früheren Freund aus Innsbruck des Mordes. Doch dieser durfte nach seiner Zeugenaussage das Gericht als freier Mann wieder verlassen.Dafür sprachen Zeugenaussagen und die Expertise einer DNA-Gutachterin gegen die Version des Angeklagten. Der genetische Fingerabdruck des Italieners wurde an einem Klebeband festgestellt, mit dem Reinhard S. vor dem Mord an den Füßen gefesselt worden war.