Im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (ÖVP/FPÖ) und weitere hat heute ein mitangeklagter ehemaliger Porr-Manager den Ex-FPÖ-Spitzenpolitiker Walter Meischberger, den Ex-Immobilienmakler Ernst Karl Plech und den Ex-Lobbyisten Peter Hochegger unter Druck gebracht - und damit indirekt auch Grasser.
Der Porr-Manager sprach heute am 22. Verhandlungstag mehrmals von einer "Gruppe Hochegger", zu der er die zweit- dritt- und viertangeklagten Meischberger, Plech und Hochegger zählt. Der Erstangeklagte Grasser sei ihm erst aufgefallen als er medial mitbekommen hat, dass Meischberger der Trauzeuge von Grasser ist.
Der Manager, der sich heute "nicht schuldig" bekannte, beschrieb vor Beginn seiner Vernehmung durch Richterin Marion Hohenecker dass ihn der mittlerweile verstorbenen Porr-Generaldirektor Horst Pöchhacker mit einer Marktstudie (Anm. zu Rumänien) beauftragt wurde, damit das Lobbying für die Einmietung der Finanzbehörden in den Linzer Terminal Tower abgedeckt werde.
Dabei geht es um jene 200.000 Euro, die die Porr an Hochegger über dessen zypriotische Briefkastenfirma Astropolis gezahlt hatte und die laut Anklagebehörde Schmiergeld für Grasser, Meischberger, Plech und Hochegger gewesen ist, was alle vier bestreiten. Das bisherige Teilgeständnis von Hochegger hat sich lediglich auf die mitangeklagte Causa Buwog bezogen.
Diese 200.000 Euro wären laut dem angeklagten Buwog-Manager gar nicht notwendig gewesen, weil das Projekt ohnehin für die Finanz perfekt gepasst habe. Warum Pöchhacker dennoch eine Auszahlung wollte, habe er nicht hinterfragt, sagte der Porr-Beschäftigte zur Richterin heute im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Straflandesgerichts.
Befragt nach seiner Assoziation zu Meischberger meinte der Porr-Manager, dass er ihn aus den Medien als FPÖ-Politiker gekannt habe. Plech habe er beruflich gekannt.
Zuvor war ein weiterer Porr-Manager von Staatsanwaltschaft und Verteidigern befragt worden, wobei die Rechtsvertretung von Grasser überraschte. Anwalt Norbert Wess vertrat heute nämlich nicht nur den Ex-Finanzminister, sondern auch dessen Trauzeugen Meischberger, der bisher mit einem eigenen Verteidiger aufgetreten war, der ihm dem Vernehmen nach vom Staat gestellt wurde, sprich ein Pflichtverteidiger sein soll.