Ein 42-jähriger Italiener hat sich am Donnerstag am Landesgericht Innsbruck unter anderem wegen Mordes an einem Tiroler Nationalbanker verantworten müssen. Der Beschuldigte soll laut Anklage im Zuge eines Autokaufs den Verkäufer zunächst verletzt, gefesselt, ruhiggestellt und letztendlich getötet haben. Die Leiche des 47-jährigen Tirolers war im Kofferraum eines Autos entdeckt worden. Der Prozess ist auf zwei Tage anberaumt.
Mehrere Zeugen und zahlreiche Spuren würden die Schuld des Italieners beweisen, sagte Staatsanwalt Hermann Hofer. So seien beispielsweise mehrere Gegenstände aus der Wohnung des Opfers beim Angeklagten gefunden worden. Zudem sei der Beschuldigte vor einigen Jahren in Deutschland bereits für ein ähnliches Verbrechen, bei dem er im Zuge eines Autokaufs die beiden Verkäufer betäubt und dann das Geld gestohlen haben soll, verurteilt worden. Bei der Obduktion des 47-Jährigen sei eine "potenziell tödliche Dosis" eines Betäubungsmittels festgestellt worden. Gestorben sei das Opfer aufgrund eines "länger andauernden Strangulationsvorgangs", erläuterte der öffentliche Ankläger.
Verteidiger Markus Altenwiesl wies in seinem Plädoyer jedoch auf einige Widersprüche hin. Die Frau des Opfers, die zu diesem Zeitpunkt nicht in Tirol war, habe um 20.23 Uhr noch mit ihrem Mann telefoniert. "Da war er also noch am Leben", betonte der Rechtsanwalt. Um 21.00 Uhr sei der Italiener schließlich von einer Zeugin in einem Gasthaus rund 20 Fahrtminuten von der Wohnung entfernt gesehen worden. "In den wenigen übrigen Minuten ist es unmöglich, diese Tat zu begehen", sagte Altenwiesl.
Als der Italiener schließlich vom Tod des Tirolers erfahren habe, sei er in Panik geflohen. "Geben Sie meinem Mandanten eine Chance und hören Sie uneingenommen seine Ausführungen", appellierte der Rechtsanwalt an die Geschworenen. Der Angeklagte bekannte sich nicht schuldig.
Der Italiener wird verdächtigt, den 47-Jährigen am 14. Februar des vergangenen Jahres bei einem Autogeschäft getötet zu haben. Der Beschuldigte selbst flüchtete, sein Auto ließ er aber in Baumkirchen bei dem Gasthof zurück, in dem er sich eingemietet hatte. Einen Tag später erhielt die Frau des 47-Jährigen eine mysteriöse SMS von ihrem Mann, deren Echtheit sie anzweifelte. Sie erstattete eine Vermisstenanzeige. Die Polizei fand schließlich die Leiche des Tirolers im Wagen des Beschuldigten. Der Italiener war einige Tage nach der Tat bei dem Versuch, mit einer Fähre nach Tunesien auszureisen, in Marseille den französischen Behörden ins Netz gegangen.
Der angeklagte Italiener schob die Schuld auf einen Bekannten, der von dem Auto-Deal erfahren haben soll und dem späteren Opfer den Kaufpreis stehlen wollte. Immer wieder verstrickte sich der 42-Jährige während der Einvernahme durch den Richter in Widersprüche.
"Jetzt, wo Sie die Auswertung der DNA-Spuren kennen, ändern Sie ihre Aussagen", warf der Richter dem Angeklagten des Öfteren vor. Vor der Polizei habe der Italiener gewisse Dinge komplett anders geschildert, oder überhaupt nicht erwähnt. "Die Polizisten haben mich nicht ernst genommen, deshalb habe ich dann nichts mehr gesagt", verteidigte sich der Beschuldigte.
Der Italiener bestritt außerdem jemals das Handy des Opfers gehabt zu haben. Der vorsitzende Richter hielt ihm daraufhin jedoch vor, dass das Handy am Tatabend in der Nähe der Unterkunft des Italieners eingeloggt gewesen sei. Für Donnerstag war noch die Einvernahme von mehreren Zeugen geplant. Ein Urteil wurde für Freitag erwartet.