
Alfred Gusenbauer gehört zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Ex-Kanzlern des Landes. In regelmäßigen Abständen taucht sein Name jedoch im Zusammenhang mit Affären auf. Jetzt soll er, wie berichtet, eine zentrale Figur um verdecktes Lobbying für den ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch gewesen sein.
Der Thriller brach los, als Gusenbauer indirekt in der Anklageschrift von FBI-Sonderermittler Robert Mueller gegen den Ex-Wahlkampfmanager von Trump, Paul Manafort, genannt wurde – wenn auch nur als „Politiker A“.
Manafort hatte für seine damalige Lobbyarbeit Millionen aus Kiew kassiert. Laut Anklage (die ÖSTERREICH vorliegt) hatte Gusenbauer damals eine Gruppe hochkarätiger europäischer Politiker aufgestellt. Codename: „Hapsburg-Gruppe“.
Vorwürfe. Manafort hätte dafür zwei Millionen Euro auf vier Überseekonten überwiesen. Gusenbauer hätte mit Manafort „im Stillen“ alles koordinieren sollen, so die Mueller-Klage. Beteiligt daran waren die Firmen Mercury Public Affairs LLC sowie Podesta Group.
Die Unternehmen halfen, als Gusenbauer mit Italiens Ex-Premier Romano Prodi 2013 US-Kongressmitglieder lobbyierte, was in keiner Weise strafbar ist. Gusenbauer bestätigte inzwischen, dass er für Lobbying „entschädigt“ worden ist, auch das ist normal. Romano Prodi sagte im Interview mit der New York Times: „Gusenbauer war Leiter der Gruppe. Wir taten alles, um Frieden in der Ukraine zu haben“, so Prodi. Er räumte auch ein, eine „Entschädigung“ von Gusenbauer dafür erhalten zu haben. Er habe aber kein Geld „aus externen Quellen“ bekommen, schon gar nicht von Manafort. Auch von einer „Hapsburg-Gruppe“ habe er nichts gehört. Ähnlich Gusenbauer: Sein Interesse habe 2012 und 2013 lediglich darin bestanden, die Ukraine näher an Europa heranzuführen. Im Zuge dessen sei er auch in den USA gewesen. Für diese Tätigkeit sei er „remuneriert“ (entschädigt) worden.(wek, bah)
Die Einmannfirma Gusenbauer erwirtschaftete 2016 7,43 Millionen Euro Bilanzgewinn.
