1-01-1970, 00:00
Wien. Erst gehyped, dann gehasst – Sebastian Kurz (ÖVP) erlebt während seines rasanten Aufstiegs zum 24-jährigen Staatssekretär sämtliche Höhen und Tiefen, die die Politik zu bieten hat. Dieser Lebensphase des Kanzlers widmet sich Bild-Chefreporter Paul Ronzheimer in seiner am Mittwoch erscheinenden Biografie:
Spindelegger: "Er ist ein Magnet für junge Leute"
-
Erste erfolgreiche Kampagne. Und er erinnert sich noch genau daran, dass er als Kellner nachts nach Hause zurückjoggen musste, weil das Taxi zu teuer gewesen wäre. (…) „Wir waren dann so erfolgreich, dass innerhalb von einem Jahr die Nacht-U-Bahn in Wien Realität wurde.“
-
Kontakte. Kontakte knüpfen, Kontakte halten, Kontakte nutzen – auch das gehört früh zu seiner Strategie. Wahrend viele Politiker im Laufe ihrer Karriere die Handynummer wechseln, wenn es in der Karriereleiter weiter nach oben geht, hat Sebastian Kurz bis heute die gleiche Nummer behalten. Manchmal bekommt er pro Tag Hunderte SMS.
-
Sein Mentor. Es ist diese Offenheit, die auch den Mann fasziniert, ohne den Sebastian Kurz heute nicht Kanzler wäre: Michael Spindelegger. (…) „Ich habe sofort gemerkt, dass er ein Magnet für junge Leute ist. Er hatte diese Gabe, auch mit 21 damals, mit Leuten richtig umzugehen.“
Enger Kurz-Berater: "Er
ist wie ein Schwamm"
-
Misslungene „Geilomobil“-Kampagne. Es ist die Zeit, in der Kurz’ Karriere am Scheideweg steht. Parteifreunde glauben bereits, dass es vorbei sein könnte. „Er hat sich mit den Fotos so sehr in den Vordergrund gespielt, dass es viele Neider gab“, erzählt einer, der dabei war. (…) „Es ging ihm immer vor allem darum, selbst weiterzukommen, und zwar so schnell wie möglich.“
-
Über Kritik. Kritik lässt er an sich abprallen. Nur wenn seine engsten Berater und Freunde von damals, die auch heute noch seine engsten Berater und Freunde sind, ihn kritisieren, dann nimmt er das wirklich ernst.
-
Berater. Philipp Maderthaner entwarf nicht nur die „Geil“-Kampagne, sondern hilft auch später mit, Kurz bis ganz nach oben zu bringen. (…) „Seine wichtigste Eigenschaft hat er immer behalten. Er ist wie ein Schwamm!“
"Er macht und lebt Politik 24 Stunden am Tag"
-
Droge Politik. Die Eltern von Kurz leiden mit ihrem Sohn, wenn die Presse schlecht ist. Aber sie sehen auch seine zunehmende Begeisterung für Politik. Es ist eine Sucht, die bei Kurz entsteht und die bis heute geblieben ist. Er macht und lebt Politik 24 Stunden am Tag. Es macht ihm diebische Freude.
-
Sprung zum Staatssekretär: Deshalb ist er umso erstaunter, als im März 2011, nicht einmal ein Jahr nach der missratenen Wahl, ein Angebot kommt, das für den entscheidenden Sprung sorgt. (…) Dann ruft Kurz seine Eltern an, die Mutter ist am Telefon. „Ich habe ihm gesagt: Nein, das machst du nicht, du machst dein Studium fertig“, so Elisabeth Kurz. „Aber ich habe dann schon gemerkt, dass er es unbedingt machen will.“
-
Es folgt ein Shitstorm. „Die ganze Bundesregierung war ja überschattet durch die massive Kritik an mir und an dieser Entscheidung. Und es war eine furchtbare Zeit für mich. Warum er mich ausgewählt hat? Manchmal frage ich mich das bis heute.“
Nachrichtenquelle