Die Verhaftung eines ÖVP-Stadtrats aus Deutsch-Wagram wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs eines Kindes hat natürlich für Wirbel gesorgt – wirklich überrascht aber hat sie nur die wenigsten. Das umstrittene Naheverhältnis des 38-Jährigen zu Kleinkindern und jugendlichen Burschen war seit Langem bekannt. Doch unternommen hat keiner etwas.
Schon vor über drei Jahren berichteten die Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) über die Umtriebe des Politikers: „Halligalli beim Stadtrat?“, titelte das Blatt und befasste sich mit Beschwerden aus der Nachbarschaft. Demnach hielten sich praktisch permanent Kinder in der Wohnung des Stadtrats auf, rauchten, tranken und verursachten entsprechend starken Lärm. Mehrmals habe die Polizei deshalb anrücken müssen, hieß es weiter.
Der Stadtrat, der inzwischen in U-Haft sitzt, rechtfertigte den ungleichen Umgang damit, dass er sich ehrenamtlich um Kinder und Jugendliche kümmere. Alles andere bezeichnete er als „absoluten Blödsinn“. Der jetzt aber zu seiner Verhaftung geführt hat. Ein 14-jähriger Bub hatte sich seinen Eltern anvertraut. Mit Cola und Computerspielen soll ihn der Politiker in seine Wohnung gelockt haben. Es besteht der Verdacht, dass sich der 38-Jährige, für den die Unschuldsvermutung gilt, mehrfach an dem Teenager vergangen hat. Die Partei hat ihren Mandatar inzwischen ausgeschlossen. Ob U-Haft verhängt wird, entscheidet sich heute.