Lächelnd erklärt Maria Vassilakou auf die ÖSTERREICH-Frage, warum sie ausgerechnet am ersten Arbeitstag nach Michael Ludwigs Wahl zum SPÖ-Chef die Studien zum Lobau-Tunnel vorlege: „Das ist natürlich kein Zufall.“ Denn in den Papieren schlummert ein „Neustart-Paket“ für Rot-Grün beim Emotionsthema Lobau-Tunnel.
Vassilakou kommt der SPÖ weit entgegen: „Wir Grünen und ich persönlich sind weiter gegen den Tunnel. Aber wenn der Verwaltungsgerichtshof entscheidet, dass er gebaut werden darf, muss ich den Rechtsstaat akzeptieren.“
Dazu will sie ein Gesamtpaket: Die Öffis müssen ausgebaut werden, damit nicht – trotz Tunnels – 2030 noch mehr Autos durch die Donaustadt stauen. Weiters sollen die Ortskerne vom Durchzugsverkehr befreit werden.
Pickerl. Und es müsse ein flächendeckendes Parkpickerl parallel zur Fertigstellung des Tunnels etwa 2025 umgesetzt werden.
Dass das ein rotes Tuch für die SPÖ ist, weiß Vassilakou: „Aber da setze ich auf konstruktive Gespräche, dass wir einheitliche, sinnvolle Parkpickerl-Regionen schaffen.“
Der Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ) reagiert gegenüber ÖSTERREICH so: „Ja zum Öffi-Ausbau. Aber erst wenn Tunnel und Stadtstraße fertig sind, kann über die Umsetzung anderer Maßnahmen geredet werden. Planen kann sie vorher. Klar ist: Parkpickerl und Verkehrsberuhigung müssen Wohngebiete und nicht den Asperner Löwen schützen.“
ÖSTERREICH: Ist das Lobau-Paket ein Angebot für einen rot-grünen Neustart?
Maria Vassilakou: Dieses Aktionspaket ist ein guter, gemeinsamer Weg für die Stadt und auch ein guter Start für die neue Zusammenarbeit.
ÖSTERREICH: Es ist also kein Zufall, dass dieses Paket am ersten Arbeitstag nach Ludwigs Wahl präsentiert wird? Wurde auch schon mit der SPÖ darüber geredet?
Vassilakou: Diese Studie ist deshalb für mich so positiv, weil es uns beim emotionalen Thema Lobau-Tunnel unterstützt, zu einem besseren, gemeinsamen Stil zu finden.
ÖSTERREICH: Aber beim flächendeckenden Parkpickerl haben die Bezirksvorsteher nördlich der Donau Nein gesagt. Ist trotzdem ein Kompromiss in Sicht?
Vassilakou: Es wird deutlich, dass der Tunnel allein keine Verkehrsprobleme löst. Im Gegenteil: Der Tunnel allein würde noch mehr Verkehr nach sich ziehen, was niemand will. Wir wollen alle gemeinsam den Bewohnern der Donaustadt jene Lebensqualität bieten, nach der man sich sehnt. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir eine gemeinsame Lösung finden.
ÖSTERREICH: Michael Ludwig erklärt, dass er pakttreu ist und bis 2020 bei Rot-Grün bleibt. Hält das?
Vassilakou: Michael Ludwig ist ein langjähriger Regierungskollege, mit dem ich immer sehr gut zusammengearbeitet habe…
ÖSTERREICH: Ich erinnere mich da aber an viele Konflikte bei Widmungssachen für Wohnbauten …
Vassilakou: Nicht jede unterschiedliche Meinung ist gleich ein Konflikt. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit, denn die letzten sieben Jahre haben gezeigt: Wir sind ein eingespieltes Team. Interview: Josef Galley