Für rund 30.000 Kinder werden ab dem kommenden Schuljahr etwa 2.000 Deutschklassen in 230 Schulen (64 in Wien) eingerichtet, so ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann auf oe24.TV. Sechs Kinder pro Standort müssen dafür Deutsch-Förderbedarf haben. Eine Klasse soll im Schnitt 17 Deutschschüler haben. Die Mittel dafür kommen aus dem Integrationstopf.
Gewerkschafter Paul Kimberger sagt: „Ich begrüße die Maßnahme.“ Die Schüler müssten aber möglichst bald in den Klassenverband zurück.
Kritik kommt aus Wien: SPÖ-Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky warnt davor, dass die Klassen mit 25 Schülern aufgefüllt werden könnten. In Wien werde Deutsch derzeit in Kleingruppen gefördert.
oe24.TV: Wie viel Prozent der Kinder können nicht gut Deutsch?
Heinz Fassmann: Von den Neueintretenden sind das einige Tausend. 2.000 Klassen werden sicherlich errichtet werden müssen. Wir müssen schauen, dass die Kinder nicht zu viel Zeit in einer unstrukturierten Weise des Deutschlernens verlieren – deswegen ist hier eine Form des Deutschlernens im Sinne eines Crashkurses vor dem Unterricht sinnvoll.
oe24.TV: Das heißt, da werden 30.000 bis 40.000 Schüler im Rekordtempo auf das Niveau der Heimatsprache gebracht?
Fassmann: Derzeit sind wir bei 38.000 außerordentlichen Schülern, die meisten wegen sprachlicher Defizite.
oe24.TV: Jemand, der in die Deutschklasse geht, kann nach einem Semester dem Unterricht perfekt folgen?
Fassmann: Das zeigen die Beispiele, dass hier zwischen 50 % und 60 % tatsächlich dem Unterricht folgen können.
oe24.TV: Aber die haben dann nichts in Mathematik, Geografie usw. gelernt.
Fassmann: Letztlich entscheidet die Klassenkonferenz: Waren die Lernfortschritte nach der Deutschklasse gut, kann der Schüler aufsteigen. Wenn nicht, muss ein Jahr wiederholt werden.
Gemeinsam mit dem Minister präsentierte Martin Netzer die neuen Sprachklassen. Netzer war als Verantwortlicher der Zentralmatura bekannt geworden. Diese war in ihrer Startphase von einer Reihe von Pannen geprägt. Netzer musste seinen Hut nehmen. Jetzt ist er Abteilungsleiter im Ministerium. Als damaliger Kabinettschef von Ex-Bildungsministerin Gehrer habe er das „grundlegende Verständnis“, heißt es.