
Der Opernball – normalerweise das Society-Highlight des Jahres – leidet heuer an Besucherschwund. Vor allem aus der Politik hagelt es Absagen für den 8. Februar.
ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz überlegt noch, ob er erstmals kommen soll. Er will Bilder vermeiden, auf denen er im Frack champagnisierend in der Loge sitzt, während die Regierung die Notstandshilfe streicht. Zu hören ist aber auch: Kurz bemüht sich um einen prominenten Staatsgast – kolportiert wurden bereits die Namen Angela Merkel und Theresa May.
Die FPÖ pfeift – bis auf die parteifreie Außenministerin Karin Kneissl – geschlossen auf den Ball. Nicht ganz unschuldig sind die Semesterferien, in die der Opernball hineinfällt – schließlich waren wegen Wahlkampf und Regierungsklausur bereits Sommer- und Weihnachtsferien ausgefallen.
Vizekanzler Heinz-Christian Strache besucht zwar den Akademikerball, wahrscheinlich aber nicht den Opernball. Auch die Minister Norbert Hofer, Herbert Kickl, Mario Kunasek und Beate Hartinger kommen nicht.
Angesagt hat sich hingegen Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Gattin Doris. Aus der ÖVP kommen die Minister Gernot Blümel, Elisabeth Köstinger, Hartwig Löger, Margit Schramböck und Staatssekretärin Karoline Edtstadler.
Hochrangige Gäste sind derzeit ebenso wenig aus der internationalen Society angesagt. Richard Lugner wird kommende Woche seinen Star präsentieren. Einziger Hinweis: Es wird eine amerikanische Schauspielerin. Der Opernball ist wohl, wie PR-Experte Wolfgang Rosam sagt, ein bisschen weniger glamourös, dafür ein Wirtschaftsball für „Industrielle und sehr Reiche“ (siehe unten).
ÖSTERREICH: Viele beklagen einen Schwund an prominenten Gästen – ist das so?
Wolfgang Rosam: Es fehlt eventuell an glamourösen Besuchern. Aber immer mehr Großindustrielle und sehr Reiche kommen. Das deutsche und internationale Kapital ist stark vertreten. Am Opernball wird internationales Networking betrieben.
ÖSTERREICH: Angeblich meiden einige Politiker den Ball, weil er dem Image schade, à la: „Die feiern auf Kosten der Steuerzahler“.
Rosam: Das ist eine Fehleinschätzung. Diesen Staatsball verfolgen zwei Millionen vor den TV-Geräten, die wollen die Staatsspitze sehen. Der Event macht Millionen Profit, dieser kommt wiederum der Oper zugute. Das spart auch Steuergelder.
Der Opernball ist – trotz fehlender Polit-Prominenz – ein Ball der Extravaganz.
