logo



[email protected]

Die Wahl, die Österreich verändert

1-01-1970, 00:00

Über 70.000 Kilo­meter haben die Kandidaten zurückgelegt, an die 50 Fernseh-Auftritte hat jeder einzelne absolviert. 156 Tage waren sie auf Achse, seit ­Sebastian Kurz am 12. Mai als neuer ÖVP-Chef Neuwahlen ausgerufen hatte.

„Neues Österreich“. Der bisher längste und für viele schmutzigste Wahlkampf ist zu Ende und Österreich steht vor einer Schicksalswahl. Denn egal, wie heute Abend das Ergebnis lautet, die politische Landschaft wird ab morgen eine andere sein. Denn mit größter Wahrscheinlichkeit wird es Rot-Schwarz nicht mehr geben.

Kurz: Wird er der jüngste Regierungschef Europas?

Bekommt das „neue Österreich“ mit Sebastian Kurz den jüngsten Regierungschef Europas? Das internationale Interesse ist riesengroß. Über 900 Journalisten aus aller Welt sind im Innenministerium ­akkreditiert.

In allen Umfragen lag der neue ÖVP-Chef, der im Wahlkampf Neustart und Aufbruch vermitteln wollte, vorne. Schafft er den Vorsprung ins Ziel? Laut ­ÖSTERREICH-Umfrage ist eine Mehrheit dafür, dass Kurz im Fall des Sieges Schwarz-Blau macht. Doch er liebäugelte zuletzt auch im oe24.TV-Interview mit einer Minderheitsregierung mit wechselnden Mehrheiten. Hat es seit Kreisky 1970 nicht gegeben.

Kurz Wahlkampfabschluss© APA/HELMUT FOHRINGER
ÖVP-Chef und -Spitzenkandidat Sebastian Kurz.

Strache: Schafft er im 
Finish die Sensation?

Oder schafft doch Heinz-Christian Strache die Sensation? Den Wahlkampf haben die Blauen am spätesten und ungewohnt zaghaft begonnen. Doch bei der Abschlusskundgebung am Freitag auf dem Viktor-Adler-Markt waren Zehntausende auf den Beinen. Der FPÖ-Chef hat ab morgen voraussichtlich zwei Optionen: eine Koalition mit Kurz – oder, vorausgesetzt, die SPÖ schneidet nicht zu schlecht ab, mit der SPÖ.

Strache © TZOe Artner
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit seiner Frau Philippa.

Kern: Gelingt ihm nach 
Silberstein das Comeback?

Die SPÖ ist die große Unbekannte. Nach dem desaströsen Pannen-Wahlkampf im Silberstein-Schatten schien Christian Kern auf die 20-%-Grenze runterzurasseln. Im Finale schien der Kanzler wieder Tritt zu fassen. Macht er doch noch den zweiten Platz und mit der FPÖ eine Kurz-Verhinderungs-Koalition? Insider sind überzeugt: Schneidet Kern achtbar ab (26% plus), bleibt er in der Politik, verliert er klar, ist er Geschichte.

Für die Klein-Parteien geht es um alles. Grüne, Neos, Pilz & Co. kämpfen um den Einzug ins Parlament. Am Sonntag entscheidet sich, ob diese Parteien überhaupt weiter­bestehen werden.

Kern Ehefrau© APA/HANS PUNZ
Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern bei einer Wahlkampfveranstaltung mit seiner Frau Eveline Steinberger-Kern.

GRÜNE: Partei lag 
schon in Trümmern

Die Grünen stehen laut aktueller Umfrage von Research Affairs für ÖSTERREICH (1.000 Befragte vom 6. bis 8.10., maximale Schwankungsbreite 3,2 %) derzeit bei 5%. Sinken sie auf 4, sind sie draußen.

Lange Jahre gehörte die Partei zum Polit-Establishment. 1986 gegründet fuhren sie bei den Nationalratswahlen 2013 ihren größten Erfolg ein: 12,4 Prozent.

Dann kam der Absturz: Die Partei lag im heurigen Sommer, als Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek ihre Kandidatur bekannt gab, in Trümmern. Der Skandal um den Rausschmiss der ­Jugendorganisation dominierte die Schlagzeilen, grüne Inhalte waren kaum vernehmbar. Nächster Dämpfer war der Abgang von ­Urgestein Peter Pilz, der seine eigene Liste gründete (siehe unten). Dennoch: Die ­Delegationsleiterin der Grünen im EU-Parlament kämpft sich tapfer durch diesen Wahlkampf.

Lunacek © APA/GEORG HOCHMUTH
Die Grüne-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek.

PILZ: So viele Stimmen wie seine Ex-Partei

Peter Pilz startete von null auf 100 durch. Ende Juli gründete er die Liste Pilz nach einem Streit um seinen Listenplatz bei den Grünen. Aktueller Stand: Er hat laut Umfrage derzeit genau so viele Stimmen (5 %) wie seine Ex-Partei. Dennoch: Hart traf ihn, dass er zu den ORF-Duellen nicht eingeladen wurde. Begründung: Die Liste Pilz hat ­keinen Klubstatus im Parlament.

Am Sonntag zeigt sich also ob einer der renommiertesten politischen Aufdecker des Landes im Parlament bleibt. Falls ja, ist sein erster Auftrag fast schon fixiert: Sogar Konkurrent HC Strache will, dass er einen U-Ausschuss in Sachen Dirty Campaigning leitet.

Pilz© APA/ Techt
Peter Pilz und die Kandidaten seiner Liste kämpfen um den Einzug ins Parlament.

NEOS: Pink-Partei hat Griss als Geheimwaffe

Er rennt wie ein Duracell-Hase“, das hört man häufig über Neos-Chef Matthias Strolz. Wie aufgezogen spulte er seine Argumente in den TV-Duellen ab, vor allem bei seinem Lieblingsthema Bildung. Sein ­authentisches Engagement brachte ihm viele Fans.

Beim ersten Antritt der Neos bei der Nationalratswahl 2013 erreichte Strolz mit seinem Team 5 %. Derzeit steht er laut Research Affairs bei 6  %. Die liberale Partei liegt zwar vor Grün und Pilz, aufgrund der Schwankungsbreite kämpft sie aber ebenso mit dem Rausschmiss.

Einen Sympathie-Boost bekamen die Pinken sicherlich wegen ihrer Kooperation mit der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss. Sie ist es auch, die als eventuelle Justiz-Ministerin infrage käme, sollte ­Sebastian Kurz ernst machen mit einer Minderheitsregierung.

Neos Strolz© APA/HERBERT NEUBAUER
NEOS-Chef Matthias Strolz kämpft um den Verbleib seiner Partei im Nationalrat.

FLÖ "Wahl-Wunder" mit Grundmandat in Salzburg

Völlig überraschend könnte auch die Freie Liste Österreich (FLÖ) ins Parlament kommen. Die FPÖ-Rebellen um Karl Schnell und Barbara Rosenkranz hoffen auf ein Grundmandat. Möglich machen könnte es der Salzburger Arzt Hubert Wallner. Er soll im Wahlbezirk Salzburg 5C das Grundmandat erringen. Vorbild: 2013 hatte der damalige FPÖler Rupert Doppler dieses Mandat geholt.

Karl Schnell© APA/ Franz Neumayr
Karl Schnell könnte den Einzug ins Parlament schaffen.

Nachrichtenquelle


© 2017-2024 wienpress.at [email protected]