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SOS-Kinderdorf: Debatte um Umbenennungen gestartet

24-10-2025, 11:22

Nach den schwerwiegenden Missbrauchsvorwürfen gegen verstorbenen Hermann Gmeiner, den Gründer der SOS-Kinderdörfer, gerät sein öffentliches Andenken zunehmend unter Druck.

Nach dem Bekanntwerden schwerer Missbrauchsvorwürfe gegen den 1986 verstorbenen Gründer der SOS-Kinderdörfer, Hermann Gmeiner, wird nun über die zahlreichen Zentren, Plätze und Straßen diskutiert, die in Österreich seinen Namen tragen. Umbenennungen stehen hier im Raum. Auch die Entfernung von Denkmälern wird überlegt - wobei in Imst sogar bereits zwei abmontiert wurden.

In Imst zeigt man sich angesichts der Vorwürfe gegen Gmeiner schockiert

In Imst in Tirol, wo das erste Kinderdorf im Jahr 1951 eröffnet worden war, zeigte man sich angesichts der Vorwürfe gegen Gmeiner schockiert. Zwei Denkmäler des SOS Kinderdorf-Gründers - eine Bronzestatue vor der Imster Johanneskirche, eines vor dem Pflegezentrum - wurden bereits entfernt. Sie befinden sich unter Verschluss am Bauhof. Auch Umbenennungen einer Straße sowie von Kindergarten und Volksschule sollen folgen. "Es wird einen kompletten Schnitt mit allem geben, was seinen Namen betrifft", sagte Bürgermeister Stefan Weirather (ÖVP) zur APA am Freitag.

Missbrauch von Kindern sei "einfach indiskutabel", begründete Weirather die Schritte. Auch die mögliche Aberkennung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Imst stehe selbstverständlich im Raum. "Da sich die Ereignisse derzeit so überschlagen und Gmeiner schon lange tot ist, müssen wir aber erst prüfen, ob er überhaupt Ehrenbürger ist", so der Bürgermeister dazu. Weirather betonte gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" aber auch, dass die derzeitigen Mitarbeiter von SOS Kinderdorf teils hervorragende Arbeit leisten würden. Sie gelte es vor "Pauschalverurteilungen" zu schützen.

Diskussion in Wien über Umbenennung des Hermann-Gmeiner-Parks

In Wien wird ebenfalls bereits über eine Umbenennung des im ersten Bezirk gelegenen Hermann-Gmeiner-Parks diskutiert. Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sprach sich gegenüber dem ORF Wien für eine Umbenennung aus. Voraussetzung dafür sei ein Antrag des Bezirks. Dort ließ man wissen, dass eine Umbenennung "unumgänglich" sei, falls sich der Verdacht erhärte. Im Park befindet sich auch eine Büste Gmeiners. Die Grünen sprachen sich am Freitag bereits für eine Entfernung aus.

In Graz steht man der Idee, den Hermann-Gmeiner-Weg im südwestlichen Stadtbezirk Straßgang umzubenennen, aufgeschlossen gegenüber. Mit heutigem Wissen hätte man den Weg nicht nach Gmeiner benannt, er ist nicht mehr der ideale Namensgeber, hieß es auf Anfrage aus dem Büro von Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ). Es sei zum Glück nur ein sehr kleiner Weg mit wenigen Häusern, der Aufwand wäre gering. Rückmeldungen über Widerspruch habe man nicht. Zuständig sei das Stadtvermessungsamt, die Sache müsste im Gemeinderat beschlossen werden, hieß es.

SOS-Kinderdorf: Debatte um Umbenennungen voll angelaufen

Auch die Organisation selbst überlegt, wie mit dem Erbe Gmeiners umgegangen werden soll. Die von SOS-Kinderdorf geführten Kärntner Ambulatorien in Moosburg und Villach ("Hermann-Gmeiner-Zentren") tragen den Namen des Gründers. Auch dort wird nun eine Änderung der Bezeichnung in Betracht gezogen, wie eine Sprecherin der "Kleinen Zeitung" erläuterte.

In Pinkafeld könnte das SOS Kinderdorf eine neue Adresse bekommen. Derzeit liegt es noch an der Hermann-Gmeiner-Straße, das dürfte sich aber ändern, wenn es nach Bürgermeister Kurt Maczek (SPÖ) geht. Er will das Thema Umbenennung im Stadtrat aufgreifen und diskutieren. Wenn die Vorwürfe gegen Gmeiner stimmen, sollte man darüber jedenfalls nachdenken, sprach er selbst sich auf APA-Anfrage für die Umbenennung aus.

(APA/Red)

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