70 Prozent haben dabei angegeben, sie hätten bei mehr als der Hälfte ihrer Kinder kein gutes Gefühl bei der Schulreife.
70 Prozent haben dabei angegeben, sie hätten bei mehr als der Hälfte ihrer Kinder kein gutes Gefühl bei der Schulreife.
Letztgültig beurteilt wird die Schulreife allerdings nicht von den Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen, sondern von Lehrkräften der Volksschule im Zuge der Schuleinschreibung. Über 50 Prozent der gefragten Kindergartenleitungen waren aber mit der kognitiven und sprachlichen Entwicklung der Kinder sehr oder eher unzufrieden, bei der sozial-emotionalen Entwicklung waren es 60 Prozent. Bei Kindern, deren Eltern aus der Türkei, dem arabischen oder afrikanischem Raum eingewandert sind, sorgte sich die Hälfte der Leitungen um die Entwicklung.
Für die Studie hat ein Team um Bernhard Koch (Pädagogische Hochschule Tirol) seine Befragungen von steirischen und oberösterreichischen Kindergartenleitungen aus 2024 mit Befragungsergebnissen aus Tirol und Vorarlberg von 2021 zusammengeführt. Zielgruppe waren Kindergärten, in denen mindestens 50 Prozent der Kinder nicht-deutsche Erstsprache und die Eltern mehrheitlich kein hohes Bildungsniveau haben. In Oberösterreich betrifft das etwa 17 Prozent der Einrichtungen.
Besonders herausfordernd war die Situation demnach an Kindergärten, wo niedriges Bildungsniveau der Eltern, zum Teil geringes elterliches Engagement, Dominanz einer gemeinsamen anderen Erstsprache als Deutsch und Probleme in allen Bildungsbereiche, weil die Kinder wenig Deutsch sprechen, zusammentreffen. Dazu kommen die Rahmenbedingungen an den Kindergärten, seit Jahren fordert das Personal etwa kleinere Gruppen und bessere Betreuungsverhältnisse.
Trotz des Labels "Brennpunktkindergarten" zeigten sich die Leitungen dieser Kindergärten mit hoher sprachlicher und kultureller Vielfalt mit dem Betriebsklima in ihren Häusern zufrieden. Trotz intensiver Debatten um einen Personalmangel waren auch drei Viertel mit Anzahl und Qualifikation eher oder sehr zufrieden, dasselbe galt für die Zusammenarbeit mit den Familien. Neun von zehn Leitungen gaben an, im Kindergartenalltag eine Kultur der Integration zu leben, indem etwa als Brücke zu den Herkunftskulturen der Kinder Wörter oder Lieder in anderen Sprachen benutzt bzw. gesungen werden. Gleichzeitig war es für drei Viertel wichtig, Werte und Brauchtum aus Österreich zu vermitteln.
59 Prozent der Leitungen gaben an, dass die Arbeit mit Kindern und Familien mit Migrationshintergrund "schwieriger" geworden sei. Neun von zehn Befragten sahen in ihrem Kindergarten als Problem, dass manche Kinder bzw. auch deren Eltern zu wenig Kontakt zu deutschsprachigen Kindern bzw. Eltern pflegten bzw. manchen Eltern ihre wichtige Rolle beim Deutschlernen der Kinder nicht bewusst sei.
Geht es nach den Studienautoren, könnte man mit Blick auf die Zuwanderung von Menschen mit geringer Qualifikation die untersuchten Kindergärten als "Frühwarnsystem" sehen. Zwar seien die Themen seit Jahren bekannt und es sei auch schon viel investiert worden. "Doch es ist zu erwarten, dass die Herausforderungen in vielen weiteren Kindergärten zunehmen werden", so Koch. Das Forschungsteam plädiert aufgrund der Ergebnisse u.a. dafür, den Betreuungsschlüssel in den Kindergärten zu verbessern und Kinder unterschiedlicher Erstsprachen stärker zu durchmischen. Für Kindergärten mit vielen Kindern, die nicht Deutsch als Erstsprache sprechen und deren Eltern wenig Bildung und Einkommen haben, müsse es mehr Geld geben. Die Bildungspolitik müsse zudem sicherstellen, dass Kinder spätestens mit drei Jahren Deutsch lernen können.
(APA/Red)