Rund einen Monat nach Beginn der Koalitionsgespräche zwischen Blau und Türkis sind diese am Mittwoch gescheitert.
Österreich steht somit 136 Tage beziehungsweise viereinhalb Monate nach der weiterhin ohne neue Regierung da. Die Regierungsbildung, die mit den nun bereits zum zweiten Mal gescheiterten Koalitionsverhandlungen einhergeht, hat in der Geschichte der Zweiten Republik bereits eine historische Rekorddauer erreicht. Noch nie zuvor dauerte es so lange vom Wahltag bis zur Angelobung einer neuen Regierung.
Die Regierungsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP dauerten insgesamt 33 Tage, bevor sie nun erfolglos für beendet erklärt wurden. Das zunächst demonstrativ zur Schau gestellte flotte Tempo - innerhalb von drei Tagen einigte man sich auf einen gemeinsamen Budgetpfad - konnten die blau-türkisen Verhandler nicht durchhalten. Auch mehr als einen Monat nach dem Start am 10. Jänner blieben weiter zahlreiche strittige Punkte ungeklärt. Zuvor hatten ÖVP, SPÖ und NEOS 44 Tage lang erfolglos über die Bildung einer Dreierkoalition verhandelt. Nach dem Ausstieg der NEOS verhandelten ÖVP und SPÖ noch einen Tag weiter, bevor die Volkspartei am Tag 45 das Ende der Regierungsverhandlungen bekannt gab.
In die Länge gezogen hat die Regierungsbildung diesmal auch der Umstand, dass der Auftrag zur Regierungsbildung erst rund drei Wochen nach der Wahl vom Bundespräsidenten vergeben wurde. Angesichts der Weigerung aller Parteien, mit der FPÖ unter Herbert Kickl zu regieren, beauftragte das Staatsoberhaupt Alexander Van der Bellen zunächst nach mehreren Gesprächsrunden den Chef der zweitplatzierten ÖVP, Karl Nehammer, mit der Regierungsbildung. Nach dessen Scheitern erging am 99. Tag nach der Wahl der Auftrag an Kickl.
Bereits seit vergangener Woche ist die Regierungsbildung die historisch längste seit 1945. Zuvor war die Rekordlänge bei 129 Tagen zwischen Wahltag und Angelobung gelegen. So lange dauerte es nach der Nationalratswahl 1962, bis sich ÖVP und SPÖ widerstrebend - ein letztes Mal vor der Phase der Alleinregierungen - auf eine Neuauflage der Großen Koalition einigten. Die Regierung unter Bundeskanzler Alfons Gorbach (ÖVP) wurde am 27. März 1963, 129 Tage nach der Wahl, von Bundespräsident Adolf Schärf ernannt.
Auf Platz drei der längsten Regierungsbildungen liegt nun jene der ersten schwarz-blauen Koalition. Vor 25 Jahren dauerte es insgesamt 124 Tage, bis diese ins Amt kam. Damals scheiterten wochenlange Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP, daraufhin einigten sich ÖVP und FPÖ binnen zwei Wochen auf die - parallel schon vorgebaute - erste schwarz-blaue Koalition unter ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel.
Anzahl der Tage von der Wahl bis zur Angelobung der Regierung; seit 1945