Um die Flut an Billigprodukten aus Drittstaaten, insbesondere aus China, einzudämmen, schlägt die EU-Kommission eine Bearbeitungsgebühr für Pakete von Onlinehändlern wie Temu und Shein vor. Damit sollen die Kosten für Zollbehörden ausgeglichen werden, die durch die Menge solcher Sendungen entstehen.
Der EU-Kommission zufolge wurden im letzten Jahr etwa 4,6 Milliarden Pakete mit einem Warenwert von unter 22 Euro in die EU importiert. Angesichts der schnell zunehmenden Anzahl solcher Lieferungen zieht die Kommission unter anderem in Betracht, eine Bearbeitungsgebühr für direkt an Verbraucher gelieferte E-Commerce-Waren einzuführen, um die Ausgaben für Zoll- und Marktüberwachung auszugleichen.
Packerlmenge von Online-Shops wie Temu und Shein überlastet Zollämter der EU-Länder
Die EU-Kommission schlägt den Mitgliedstaaten und dem Europaparlament vor, "eine Bearbeitungsgebühr für Artikel des elektronischen Handels zu erheben", die in individuellen Paketen importiert werden. Mit der Gebühr sollten die Zollbehörden der EU-Staaten entschädigt werden für die höheren Kosten die "bei der ordnungsgemäßen Kontrolle dieser Waren, die direkt an die Verbraucher geliefert werden, entsteht". Die schiere Menge der Billigpackerln, die direkt von Verkäufern aus China oder anderen Drittstaaten an Kunden in Europa geschickt werden, überlasteten die Zollämter, warnte die EU-Kommission. Verbraucherschützer und Umweltbehörden beklagen, dass deshalb Kontrollen und eine Garantie auf europäische Sicherheits- und Umweltstandards kaum möglich seien.
Wirtschaftskammer begrüßt Vorstoß der EU-Kommission zu Gebühr für Online-Shops wie Temu und Shein
"Chinesische Plattformen wie Temu und Shein bedienen sich unfairer Praktiken, die ihnen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Um zu verhindern, dass europäische Handelsunternehmen dadurch immer mehr unter Druck geraten, ist es höchst an der Zeit, dass die EU hier wirksame Maßnahmen setzt", begrüßte Rainer Trefelik, Handelsobmann in der Wirtschaftskammer die Vorschläge der EU-Kommission. Diese gingen "in die richtige Richtung, um die Vielzahl an Paketen aus China, mit der wir es aktuell zu tun haben, einzudämmen". Positiv sei vor allem, dass die großen Online-Plattformen selbst verstärkt in die Pflicht genommen werden sollen. "Wenn künftig die Plattformen dafür sorgen müssen, dass alles seine Richtigkeit hat und auch sämtliche Abgaben ordnungsgemäß abgeführt werden, dann macht das auch die Kontrolle wesentlich einfacher. Denn zigtausende kleine chinesische Shops zu kontrollieren, überfordert die europäischen Zollbehörden."
Onlineplattformen sollen künftig auch verpflichtend kontrollieren müssen, dass die auf ihren Plattformen angebotenen Produkte legal sind und EU-Sicherheitsnormen entsprechen, verwies der Handelsverband (HV) in Wien auf einen weiteren Punkt. Man unterstütze die EU-Kommission in ihrem Vorschlag insgesamt "aus voller Überzeugung", so HV-Geschäftsführer Rainer Will am Mittwoch via Aussendung. "Es kann nicht sein, dass europäische Händler und Hersteller täglich strenge Auflagen einhalten müssen, während Billig-Plattformen aus China ohne wirksame Kontrolle unseren Markt fluten." Dringend brauche es fairen Wettbewerb, Gebühren auf Pakete aus China seien ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung. "Der zweite Schritt ist die sofortige Aufhebung der 150-Euro-Zollfreigrenze", bekräftigte Will eine weitere Forderung.
EU-Kommission für Abschaffung der Zollfreigrenze
Ein zentraler Punkt der geplanten Reform ist die Abschaffung der bisherigen Zollbefreiung für Sendungen unter 150 Euro. Diese Freigrenze will die Kommission schon seit langem abschaffen. Dies könnte etwa auch für Onlinemarktplätze wie Amazon gelten. Damit soll sichergestellt werden, dass alle Händler - unabhängig von ihrem Standort - die gleichen Wettbewerbsbedingungen haben. Zusätzlich plant die EU verstärkte Kontrollen und koordinierte Maßnahmen, um den Verkauf unsicherer oder nicht EU-konformer Produkte zu verhindern. Der EU-Kommission zufolge kamen im vergangenen Jahr 91 Prozent aller E-Commerce-Importe mit einem Wert von bis zu 150 Euro aus China. Das Volumen habe sich damit seit 2023 mehr als verdoppelt - von 1,9 Milliarden auf 4,17 Milliarden Sendungen.