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Heimische Industrie ist laut IV-Chefökonom in "trostloser Situation"

30-01-2025, 14:29

Seit Mitte 2021 kämpfen Österreichs Industriebetriebe mit einer rückläufigen Geschäftslage. "Die Industrie ist in einer trostlosen Situation", sagte der Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV), Christian Helmenstein, am Donnerstag.

Die Rezession setze "der Industrie weiterhin zu" und gefährde "den Wohlstand Österreichs". "Anzeichen für eine Trendwende zum Besseren" orten die Industrievertreter "derzeit nicht".

Der IV-Chefökonom plädiert für einen "disruptiven wirtschaftspolitischen Kurswechsel für Österreich und Europa". Er verwies auf "die nicht mehr wettbewerbsfähigen inländischen Standortbedingungen" und auf "einen Prozess der De-Industrialisierung". "Der Verlust an industrieller Bruttowertschöpfung seit 2023 beläuft sich auf nahezu sieben Prozent in realer Rechnung", so der IV-Vertreter. Die aktuellen Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ wollte Helmenstein nicht kommentieren. Die von der FPÖ ins Spiel gebrachte Bankenabgabe lehnt der IV-Chefökonom "kategorisch ab". Anfang des Jahres hatte die IV mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen und den öffentlichen Haushalt "zielgerichtete" Ausgabenkürzungen, Effizienzsteigerungen, bürokratische Entlastung und Strukturreformen eingemahnt.

Ergebnisse der IV-Konjunkturumfrage machen wenig Hoffnung auf wirtschaftliche Erholung

Die Ergebnisse der am Donnerstag präsentierten IV-Konjunkturumfrage für das vierte Quartal machen wenig Hoffnung auf eine kräftige wirtschaftliche Erholung in absehbarer Zeit. Befragt wurden 417 Industriebetriebe mit rund 310.400 Beschäftigten. Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage durch die befragten Unternehmen zeigt laut dem IV-Chefökonomen "historisch einmalig, ununterbrochen seit nunmehr vierzehn Quartalen keine Verbesserung". Der aktuelle Saldo des Konjunkturbarometers beläuft sich auf minus 15 Punkte. Die Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten verbesserte sich von minus 11 Punkten auf minus 2 Punkte. Beim laut Helmenstein wichtigsten konjunkturellen Vorlaufindikator - dem Industrie-Auftragsbestand - verschlechterte sich das Saldo von zuvor minus 14 Punkte auf minus 18 Punkte und entfernt sich damit "noch weiter von einem aufschwungsaffinen Niveau".

Unterausgelastete Produktionskapazitäten und weiterhin negative Produktionserwartungen belasten die Beschäftigungsaussichten in der Industrie massiv, geht aus der Befragung hervor. Beim Beschäftigungsstand in drei Monaten ergibt sich ein Befragungssaldo von -31 Punkte nach zuvor minus 34 Punkte. Nur 5 Prozent der befragten Unternehmen wollen im ersten Quartal 2025 den Beschäftigtenstand erhöhen. "Einerseits ist das Vertrauen in eine baldige Erholung erschüttert, sodass die Aufschwungserwartung revidiert wurde, andererseits sind die Kosten für das Horten von Arbeitskräften drastisch angestiegen", heißt es in der Konjunkturumfrage. Trotz eines mittelfristig erwarteten Arbeitskräftemangels würde nun industrielle Beschäftigung "in mitunter erheblicher Größenordnung verloren" gehen.

Industriewertschöpfung im 4. Quartal 2024 rückläufig

Auch die aktuelle Schnellschätzung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2024 zeigt keinen positiven Aufwärtstrend. Österreichs Wirtschaftsleistung ist laut Wifo-Schätzung Ende 2024 im Vergleich zum Schlussquartal 2023 um 0,2 Prozent gesunken. Werden die Zahlen bestätigt, wäre dies der siebente Rückgang in Folge. Die Industriewertschöpfung ging im vierten Quartal gegenüber dem dritten Quartal um 0,2 Prozent zurück.

(APA/Red)

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