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Bankenabgabe: AK und ÖGB fordern von Banken eine Milliarde pro Jahr

29-01-2025, 11:39

AK und ÖGB forderten am Mittwoch erneut einen finanziellen Beitrag der Banken zur Haushaltskonsolidierung. Unterstützung bekommen sie bei ihrer Forderung nach einer Bankenabgabe auch von OeNB-Chef Holzmann.

Die Arbeiterkammer (AK) und der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) schlagen vor, dass durch die Bankenabgabe bis 2029 jedes Jahr eine Milliarde Euro durch eine Steuererhöhung sowie einen zusätzlichen Beitrag erhoben werden soll. Dies sollte in einer Verfassungsbestimmung festgelegt werden.

Bankenabgabe: AK und ÖGB verweisen auf Rekordgewinne der Banken

AK und ÖGB begründen ihre Forderung mit den "historischen Höchstgewinnen" der Banken und der Tatsache, dass diese die Unterstützung der Steuerzahler während der Bankenkrise nur teilweise zurückgezahlt haben. Alleine in den vergangenen drei Jahren hätten die österreichischen Banken insgesamt einen Gewinn von nahezu 30 Mrd. Euro eingefahren, rechnete ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth vor. Gleichzeitig würden Filialen geschlossen und Mitarbeiter abgebaut. Und vor allem: Hätte die Steuerzahler den Banken in der Finanzkrise nicht unter die Arme gegriffen, wäre die Staatsverschuldung nun um zehn Milliarden Euro geringer. Des Weiteren hätten die Bürger mit Garantien den Banken während der Corona-Pandemie ausgeholfen. Und obendrein hätten die Banken sinkende Zinsen nur schleppend an die Kunden weitergegeben.

Hälfte der EU-Länder hat bereits Bankenabgabe

"Eine Bankenabgabe ist eine Frage der Gerechtigkeit, sie belastet nicht die Konjunktur und ist angesichts der hohen Gewinne mehr als gerechtfertigt", betonte Schuberth. Die Banken hätten die Dividendenausschüttungen stark erhöht bzw. Aktienrückkäufe getätigt, anstatt im größeren Ausmaß Eigenkapital aufzubauen. Dass eine verstärkte Bankenbesteuerung die Kredite für die Kunden verteuert, wie von Gegnern der Abgabe argumentiert, entspreche nicht den Erfahrungen, die man mit einer vor 15 Jahren eingeführten Bankenabgabe gemacht habe. AK-Experte Dominik Bernhofer erinnerte vor Journalisten daran, dass fast die Hälfte der EU-Länder als Reaktion auf die Bankengewinne neue Steuern für Geldinstitute eingeführt habe.

Derzeit betrage das Aufkommen aus der 2011 eingeführten Bankenabgabe in Österreich lediglich 152 Mio Euro (bis 2023). Zwischen 2011 und 2016 betrug der Erlös demnach noch zwischen 500 und 600 Mio Euro. Die Arbeiterkammer zieht einen Vergleich: "Der AK Dividendenreport zeigt anhand der öffentlich verfügbaren Daten, dass die Ausschüttungen der börsengelisteten Unternehmen deutlich zugenommen haben. Für die fünf Banken an der Börse (Erste Group, Raiffeisen International, BAWAG, Bank Austria und Oberbank) bedeutet das summiert 1 Mrd. Euro Gewinnausschüttung 2021 sowie 1,7 Mrd Euro 2022 und 2,8 Mrd Euro 2023."

Das 2-Stufen-Modell von AK und ÖGB für eine Bankenabgabe sieht in der ersten Phase eine Anhebung der bestehenden Steuersätze auf 0,05 Prozent bis 20 Mrd. Euro bzw. 0,1 Prozent darüber vor. Das brächte ein Steueraufkommen von ca. 500 Mio. Euro und wäre im bestehenden verfassungsrechtlichen Rahmen umsetzbar, glaubt die AK. In Stufe 2 soll ein befristeter Sonderbeitrag in der Höhe von 100 Prozent des Aufkommens aus Stufe 1 über 5 Jahre hereinkommen. Um die Maßnahme rechtlich abzusichern, sollte der Sonderbeitrag als Verfassungsbestimmung ausgestaltet werden.

OeNB-Chef Holzmann sieht in Bankenabgabe "sinnvolle Wahl"

Vor einer Bankenabgabe warnt wenig überraschend der Bankensektor. Eine solche Abgabe würde wahrscheinlich die ohnehin schon eingeschränkte Kreditvergabe weiter drosseln, so Raiffeisen-Research-Leiter Gunter Deuber am gestrigen Dienstag. Die hohen Gewinne der heimischen Banken in den vergangenen Jahren seien durch den hohen Anteil an variablen Krediten und auch auf Sondereffekte zurückzuführen. Wifo-Bankenexperte Thomas Url wiederum meinte, eine Sondersteuer für nur eine Branche würde dem Standort eher schaden und könnte Investoren abschrecken. Die industrienahe Agenda Austria betonte gestern, es sei schwierig, einen Sektor herauszunehmen und mit einer Sondersteuer zu belegen.

Noch-Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann sah dies am Dienstag anders. Er sieht eine Bankenabgabe zur Budgetkonsolidierung als "sinnvolle Wahl". Fürsprecher findet die Bankenabgabe auch beim gewerkschaftsnahen Momentum Institut: "Die Banken waren einer der wenigen großen Gewinner der Teuerung und der hohen Zinsen der letzten Jahre. Ein angemessener Beitrag aus ihren Übergewinnen zum Sparpaket ist überfällig." Und so sieht es in anderen EU-Staaten aus: Belgien, Niederlande und Slowenien besteuern Bankverbindlichkeiten ähnlich der österreichischen Stabilitätsabgabe. Zugriff auf die Nettozinserträge gibt es in Italien und Litauen. Eine zusätzliche Gewinnbesteuerung fällt in Spanien, Tschechien und der Slowakei an.

(APA/Red)

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