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Helene Fischer: Große Angst um Stimme

1-01-1970, 00:00

Sängerin Helene Fischer ist als quirlige Powerfrau bekannt. Bei ihren Konzerten bietet sie ihren Fans eine stets perfekte Bühnenshow, TV-Auftritte sind perfekt einstudiert, für ihre Musikalben arbeitet die Schlagerqueen nur mit den besten der Branche zusammen. Und jetzt das... Helene hat sich einen scheren Infekt zugezogen, kann derzeit nicht auftreten. Nach der Konzert-Absage in Berlin sind zumindest auch die ersten beiden Wien-Termine gecancelt.  

Wie deutsche Medien nun berichten, soll Helene sogar von einem Wunderarzt aus den USA behandelt werden. Denn die Stimme einer Sängerin ist ihr Kapital und mit einer Erkrankung darf nicht gespaßt werden, sonst könnte sich daraus eine ernstere Situation entwickeln. Derzeit ist absolute Schonung angesagt, bis es ein Okay für weitere Auftritte der Tour gibt. Worauf wir uns freuen dürfen, wenn es dann weitergeht? Auf ein Mega-Spektakel!

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29 Hits, sieben heiße Kostüme (inkl. Popo-Blitzer) und das größte Spektakel aller Zeiten. Vom Opener Nur mit Dir bis zum Finale Atemlos durch die Nacht lieferte Helene bei den vorangegangenen Konzerten in Zusammenarbeit mit dem Cirque du Soleil bislang einen atemberaubenden Mix aus Konzert, Akrobatik und Zirkus. Drei Stunden Show. Ab Freitag hoffentlich auch in Wien.

 

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Interview mit dem Wiener HNO-Arzt Reinhard Kürsten. Er ist der Arzt der Opernstars. Dass er auch Helene Fischer behandelt, bestreitet er: „Auskünfte über Patienten sind ein NO-GO“.

ÖSTERREICH: Es heißt, Helene Fischer habe Atemwegsprobleme. Sie behandeln Sänger, was ist in solchen Fällen das Hauptproblem?

Reinhard Kürsten: Wenn Sänger nicht singen können, weil sie Atemwegsprobleme haben, dann ist meistens der Kehlkopf in irgendeiner Weise beteiligt, im Rahmen einer Kehlkopfentzündung. Wenn sie eine Kehlkopfentzündung haben, und sie haben Pech, dann können sie auch relativ lange ausfallen. Vor allem, wenn sie professionell singen.

ÖSTERREICH: Woher kann so eine Entzündung kommen?

Kürsten: Das sind Viruserkrankungen, Kehlkopfentzündungen sind praktisch immer Viruserkrankungen. Eine Erkältungskrankheit. Die einen kriegen Schnupfen, die anderen Nebenhöhlenentzündungen, die dritten Bronchitis und andere kriegen halt eine Kehlkopfentzündung.

ÖSTERREICH: Schlagt sich das auch auf die Stimmbänder?

Kürsten: Jaja, die Stimmbänder sind Teil des Kehlkopfs. In diesem Fall sind die  Stimmbänder entzündet, geschwollen und sie sind heiser. Das hat ja jeder von uns schon mal gehabt. Aber für einen Sänger ist das halt dramatisch. Sie werden ihren Job wahrscheinlich weitermachen können, wenn sie heiser sind, ein Sänger eben nicht.

ÖSTERREICH: Wie lange dauern im Schnitt solche Erkrankungen und was kann man dagegen tun?

Kürsten: Bei Kehlkopfentzündungen bis zu 14 Tagen. Wenn sie Pech haben und es ist eine ordentlich starke Entzündung, dann durchaus auch länger. Bei einem professionellen Sänger ist es wie beim  Muskelfaserriss bei Skifahrern: Erst dürfen sie den Muskel nicht belasten, dann müssen sie das ganze System wieder hochfahren, trainieren. Ich sage meinen singenden Patienten immer, das ist halt das Problem, jeder versteht es, wenn ein Fußballer oder Skifahrer sich das Knie verletzt und die Heilung ein paar Wochen dauert. Wenn ein Sänger ein, zwei Wochen nicht singt, dann werden alle ganz ungeduldig. Das ist halt das Problem, aber wenn man selber mal eine Stimmbandentzündung gehabt hat und stockheiser war, dann kann man es sich vielleicht ein bisschen besser vorstellen.

ÖSTERREICH: Wie behandelt man dann in solchen Fällen?

Kürsten: Kehlkopfentzündungen sind ausschließlich Virusinfekte, Antibiotika haben da aus meiner Sicht keinen Platz, auch wenn sie manchmal noch verschrieben werden. Sie behandeln nur die Symptome, wenn sie etwa Schmerzen haben, oder den Hustenreiz. Abschwellende Medikamente können auch helfen, ich bezweifle aber, dass es dann schneller funktioniert und schneller in Ordnung kommt. Im  Prinzip heißt es abzuwarten,  bis sich die Natur der Sache annimmt und es heilt. Keineswegs darf man den Fehler machen,  zu früh zu belasten. Wer bei einer nicht abgeheilten Kehlkopfentzündung oder  Stimmbandentzündung ungeduldig den ersten Auftritt absolviert, kann Rückschläge erleiden und das wäre noch problematischer. Ich würde einen singenden Patienten nie empfehlen zu früh zurückzukommen.

ÖSTERREICH: Bei  Helene Fischer geht es um 50.000 Zuschauer, fünf ausverkaufte Konzerte in Wien- da besteht ein Zusatzdruck...

Kürsten: Ja, aber  Ärzte sind dazu da,  diesen Druck vom Patienten zu nehmen. Ich habe schon für viele Patienten abgesagt und ich habe noch nie einen Patienten getroffen, der irgendwas gerne abgesagt hat. Ich glaube,  die Frau Fischer leidet wahrscheinlich noch mehr als das Publikum. Stellen sie sich vor,  Marcel Hirscher hätte sich kurz vor Olympia irgendeinen Knochen verknackst. Auch das wäre ein Drama gewesen.

ÖSTERREICH:  2012 wurde Helene Fischer schon einmal in Wien behandelt.  Waren Sie der Arzt?

Kürsten: Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht mehr erinnern.

ÖSTERREICH: Das glaub ich ihnen nicht.

Kürsten: Oja, ich bin ganz schlecht im Personengedächtnis. Es gibt Sänger,  da würde ich mich erinnern. Wäre sie bei mir gewesen,  würde ich es ihnen auch nicht sagen. Das Preisgeben von Patientennamen ist ein absolutes No Go.

ÖSTERREICH: Aber sie können ja sagen, das war nicht ich, das war ein Kollege.

Kürsten:Ich glaube, das war ein Kollege. 

ÖSTERREICH: Und welcher könnte das gewesen sein?

Kürsten: Das weiß ich wirklich nicht.

ÖSTERREICH:  Kann man sie als Spezialist für Opernsänger bezeichnen?

Kürsten: Mein Vater war ja schon der betreuende Sängerarzt von ganz vielen Opernsängern und das habe ich übernommen. Deshalb habe ich auch viele Opernsänger und Künstler aus dem Pop-Bereich. Aber das ist nur ein Teil-Aspekt meiner Tätigkeit. Ich sage immer,  ich bin Wald- und Wiesen-HNO-Arzt mit Sängern.

ÖSTERREICH:  Wie anstrengend ist singen?

Kürsten: Die Leute machen sich kaum Vorstellungen darüber, schwierig singen ist. Das ist tatsächlich Spitzensport.  Wenn eine Helene Fischer in einer Woche vier Auftritte hat und in der nächsten Woche wieder vier, dann ist das eine Wahnsinnsbelastung für die Stimme.  Bei Stimmbändern handelt sich um Muskulatur, um sehr viel Muskulatur. Sie können es durchaus  mit einem Spitzensportler und einem Fußballer vergleichen.Einen Sportler würde man  langsam an die Spitzenleistungen heran führen. Der würde lange geschont und dann in den letzten 10 Minuten ins Spiel kommen. Aber eine Helene Fischer können sie ja nicht nur die letzten 10 Minuten eines  Konzertes einsetzen. Ein Sänger muss  top fit 2 Stunden auf der Bühne stehen und am nächsten Tag wieder und am übernächsten Tag auch wieder.

ÖSTERREICH: Wie wahrscheinlich ist es, dass Fischer auch die nächsten Konzerte ausfallen lassen muss?

Kürsten: Für viele Leute ist nicht verständlich. Aber:  Das ist eine  Viruserkrankung und die kann immer unterschiedlich lang dauern.  Sie kann vier bis 14 Tage dauern. Was nicht heißt, dass man nach 14 Tagen auf jeden Fall 100 % fit ist, Man muss Tag für Tag entscheiden.  Einem   professionellen Sänger empfehle ich,  dass er mindestens zwei Tage eine normale Stimme haben muss, bevor man richtig voll belastet. Sie können nicht in ein ausverkauftes Haus gehen, anfangen zu singen und möglicherweise nach 20 Minuten wieder abbrechen, weil die Stimme nicht hält, das ist das Problem. Man wird da auf Nummer sicher gehen.

Interview: Karl Wendl

 

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