Ob Golfer Sepp Straka, Hürdensprinter Enzo Diessl, Judoka Lubjana Piovesana oder die Eishockey-Cracks der Vienna Capitals - sie alle stehen für die grenz- und kulturübergreifenden Traditionen des Weihnachtsfests.
Ob Golfer Sepp Straka, Hürdensprinter Enzo Diessl, Judoka Lubjana Piovesana oder die Eishockey-Cracks der Vienna Capitals - sie alle stehen für die grenz- und kulturübergreifenden Traditionen des Weihnachtsfests.
Diessl, der als Siebenjähriger Argentinien in Richtung Österreich verließ, feiert in der alten Heimat. In Sachen Weihnachten gebe es "keine riesigen Unterschiede" - abgesehen vom Umstand, dass in Argentinien die Bescherung im Sommer stattfindet. "Die ganze Verwandtschaft, nicht nur die engste Familie, trifft sich gegen 21.00 in meinem Fall im Haus meiner Großmutter. Dort wird viel gegessen, typische Gerichte und oftmals auch so eine Art Punsch getrunken, um abzukühlen", erzählte der 20-Jährige, dessen Vater Deutscher, die Mutter Argentinierin italienischer Abstammung ist. "Die Geschenke für die Kinder gab es dann um Mitternacht bei uns. Dann wird noch gefeiert bis 3. oder 4. Jänner. Am 25. Dezember trifft sich die ganze Familie erneut zum gemeinsamen Essen."
In die andere Richtung ging es einst für Straka. Der gebürtige Wiener zog als 14-Jähriger mit der Familie in die USA und hat dort Wurzeln geschlagen. Gemeinsam mit seiner amerikanischen Frau Paige und Sohn Leo, der am 21. Dezember ein Jahr alt wurde, wird am Heiligen Abend gefeiert, danach geht es zu Strakas Eltern nach South Georgia. "Meine Mutter macht immer ein großes Essen", sagte der zweifache Turniersieger auf der PGA-Tour und Ryder-Cup-Gewinner 2023. Österreichisches und US-Brauchtum ergänzen einander dabei. Für den kleinen Leo sei der Unterschied ohnehin noch nicht spürbar. "Der wird sich nicht gut auskennen. Aber es wird ein bissl eine Mischung sein. Das Christkind kommt am 24. und dann der Santa Claus am 25."
Für zahlreiche in der ICE-Liga engagierte Eishockey-Legionäre aus den USA und Kanada ist die Weihnachtszeit Symbiose aus nordamerikanischen und hiesigen Traditionen - exemplarisch zu sehen bei den Vienna Capitals. "Wir versuchen unser Bestes, nachzustellen, wie es zu Hause läuft", sagte etwa der US-amerikanische Verteidiger Willie Raskob, dessen Legionärskollegen aber "einen guten Job machen, wenn es darum geht, zusammenzukommen und zu feiern, hässliche Weihnachtspullover oder was auch immer zu tragen, um zu versuchen, die gleiche Energie wie zu Hause nachzuahmen."
Das mache zumindest ansatzweise vergessen, dass die Feiern im Kreise der Familien nicht möglich sind. Für Raskob wird es heuer dank erstem mit eigenem Kind aber so oder so etwas "ganz Besonderes". Und in einem Punkt sei Österreich nur schwer zu übertreffen: "In Wien haben wir das Glück, so schöne Weihnachtsmärkte zu haben, sie gehören zu den schönsten der Welt." Sein kanadischer Teamkollege Joseph Cramarossa sah es ähnlich. "Das ist wohl der größte Unterschied zu Weihnachten in Nordamerika. Ich finde es großartig, und ich denke, dass mir da viele zustimmen werden, wenn man die Touristenzahlen zu dieser Jahreszeit ansieht. Ich habe hier außerdem den Krampus kennengelernt, den gibt es in Kanada nicht", meinte der Stürmer.
Im Zentrum der Feierlichkeiten steht in der Heimat der 25. Dezember, daran hält man auch in Österreich fest. "Aber vielleicht beginnen wir schon am 24., weil wir hier sind", meinte Verteidiger Seamus Donohue, der aus den USA kommt und mit seiner Frau feiert. "Wir werden zu Hause gemeinsam einige gute Mahlzeiten kochen, die Weihnachtsmesse besuchen und uns gegenseitig Geschenke überreichen." Jeremy Gregoire, Angreifer aus Kanada, verbringt seine zweiten Weihnachten in Österreich, auch er erstmals mit Nachwuchs und seiner Mutter als "Verstärkung". "Die Wohnung ist dekoriert, der Baum steht und wir hören gerne Weihnachtsmusik. Wir essen am Weihnachtsabend gerne Raclette. Das ist in Quebec genauso beliebt wie in anderen französischsprachigen Ländern."
Für den britischen Stil steht Judoka Lubjana Piovesana. Die gebürtige Engländerin, die seit rund zwei Jahren für Österreich kämpft und mit dem Vorarlberger Judoka Laurin Böhler liiert ist, verbringt Weihnachten heuer im Ländle, erst 2025 wird wieder in Birmingham gefeiert. Dort leben ihr italienischer Vater, die belgische Mutter und Bruder Luis. "Ich habe den britischen Weihnachts-Spirit nach Vorarlberg mitgenommen, bin ein absoluter Weihnachts-Fan. Seit 1. Dezember steht der Weihnachtsbaum im Wohnzimmer", erzählte Piovesana. "Meine Mama hat mich schon mit dem legendären britischen Christmas-Crackers versorgt", sagte die 27-Jährige über die "Knallbonbons", die Lebensweisheiten und Voraussagen für das nächste Jahr beinhalten. "Die teile ich am 24. Dezember an die Böhlers aus. "In Vorarlberg kommt österreichische Küche auf den Tisch, den Truthahn gibt es dann in Birmingham wieder."
Die Synchronschwimmerinnen Anna-Maria, Eirini-Marina und Vasiliki-Pagona Alexandri feiern das heilige Fest mit Verwandtschaft in ihrem Geburtsland Griechenland. "In den vergangenen Jahren waren wir über Weihnachten immer in Österreich", erklärte Solistin Vasiliki, dass sich heuer der Trip nach Hellas endlich ausgegangen ist. Da wie dort halten sie an einem griechischen Brauch fest: "In Griechenland schenkt man sich nichts zu Weihnachten, sondern erst zu Silvester." So machen es die Drillinge auch diesmal, auch wenn sie zum Jahreswechsel wieder in Österreich zurück sein werden.
Dass Weihnachten weit über kulturelle Grenzen hinausgehen kann, verdeutlicht das Beispiel der 2022 aus dem Iran geflüchteten Saman Soltani. Die jüngst eingebürgerte Kanutin, die bei Olympia in Paris noch für das Refugee-Team paddelte und in der alten Heimat vor allem das persische Neujahrsfest Norus feierte, hat in Österreich auch die weihnachtliche Traditionen liebgewonnen. "Für mich geht es darum, Zeit mit den Liebsten zu verbringen, ob nah oder fern. Weihnachten ist für mich eine schöne Zeit, um Freude und Zusammengehörigkeit zu feiern."
(APA/Red)