Vor allem die Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien und der Wunsch nach Veränderung trieben die steirischen Wähler bei der Landtagswahl am Sonntag in die Arme der FPÖ.
Das Image der FPÖ als Protestpartei hat sich laut einer Wahlbefragung des Meinungsforschers Peter Hajek für ATV und Puls 24 bei der steirischen Landtagswahl bewahrheitet. 21 Prozent der Blau-Wählerinnen und -Wähler gaben als Grund für ihre Entscheidung Unzufriedenheit mit den anderen Parteien an, als zweitgrößtes Wahlmotiv folgt der Wunsch nach Veränderung und Protest mit 19 Prozent. Eine absolute Mehrheit hatte die FPÖ laut einer ORF-Wahlbefragung in der Arbeiterschaft.
Wahlsiegerin FPÖ als Protest- und Arbeiterpartei
53 Prozent der Arbeiterinnen und Arbeiter gaben bei der Befragung von Foresight und ISA an, der FPÖ ihre Stimme zu geben. Unter den Erwerbstätigen im Allgemeinen bekannten sich 42 Prozent zur FPÖ, 20 Prozent zur ÖVP und 18 Prozent zur SPÖ. Die ÖVP war hingegen vor allem unter Pensionisten beliebt - 40 Prozent von ihnen wollten für die Volkspartei stimmen, 27 Prozent für die FPÖ und 25 Prozent für die SPÖ. Auch der Bildungsabschluss war ausschlaggebend. So wählten jene ohne Matura am häufigsten die FPÖ (41 Prozent, ÖVP: 27, SPÖ: 22), jene mit Matura entschieden sich öfter für die ÖVP (27 Prozent, SPÖ und FPÖ je 21 Prozent).
Laut ATV/Puls-24-Umfrage standen abseits von Protest und Unzufriedenheit für 19 Prozent der FPÖ-Wähler die Themen und Werte der Partei im Vordergrund. Bei den Wahlmotiven für ÖVP und SPÖ liegt währenddessen die Stammwählerschaft an erster Stelle - das gaben 32 Prozent der ÖVP- und 20 Prozent der SPÖ-Wähler an. Für die Grün-Wähler zählte vor allem der Einsatz für Klimaschutz und gegen Bodenversiegelung (46 Prozent), die NEOS wurden zumeist für ihre Themen, ihr Programm und ihre Ideen gewählt (37 Prozent), die KPÖ ebenfalls für ihre Themen und Werte (34 Prozent).
Steirer sehen vermehrt negative Entwicklung im Bundeland
Vermehrt herrscht die Ansicht vor, dass sich die Steiermark zum Negativen entwickelt hat. Vertreten wird diese laut ORF-Umfrage vor allem von Anhängern der Blauen: 68 Prozent von ihnen meinen, dass sich ihr Bundesland seit der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren in eine eher negative Richtung bewegt hat, nur acht Prozent behaupten das Gegenteil. Am positivsten sind noch die ÖVP-Wähler eingestellt. 34 Prozent von ihnen sehen eine positive Entwicklung (15 Prozent negativ), bei den SPÖ-Wählern sind es 29 Prozent (25 Prozent negativ). Insgesamt gaben 38 Prozent an, dass es eine negative Entwicklung gibt, vor der Wahl 2019 waren nur 17 Prozent dieser Meinung.
Ein ähnliches Bild zeigt sich, wenn nach der Arbeit der schwarz-roten Landesregierung unter Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) gefragt wird. In etwa gleich viele Menschen sind mit ihr sehr oder eher zufrieden (48 Prozent) wie wenig oder gar nicht zufrieden (46 Prozent). Besonders zufrieden sind naturgemäß ÖVP-Wähler mit 85 Prozent, 73 Prozent der SPÖ-Wähler teilten diese Meinung. Das gegenteilige Bild liefern FPÖ-Wähler, die zu 81 Prozent unzufrieden sind. 2019 gab es mit 56 Prozent noch mehr Zufriedene, mit 38 Prozent weniger Unzufriedene.
Mehrheit der Wähle hat Entscheidung seit Langem getroffen
Zehn Prozent der Wählerinnen und Wähler haben ihre Wahlentscheidung laut der ORF-Wahlbefragung erst in den letzten Tagen getroffen. 77 Prozent haben sich schon vor längerem entschieden, 12 Prozent vor zwei bis drei Wochen. Recht lange nahmen sich dabei die Jüngeren Zeit: 14 Prozent der Unter-35-Jährigen wussten erst seit den letzten Tagen, wen sie wählen, 24 Prozent seit zwei bis drei Wochen. Vor allem die FPÖ-Wählerinnen und -Wähler, konkret 84 Prozent von ihnen, wussten hingegen schon lange, wem sie ihre Stimme geben.
Eines der wichtigsten Wahlkampfthemen war für die Befragten wohl die Teuerung: 42 Prozent gaben an, im Wahlkampf "sehr häufig" darüber diskutiert zu haben - 43 Prozent meinten zudem, dass sie sich wegen der Teuerung sehr oder ziemlich im Alltag einschränken mussten. Teuerung war das Top-Thema unter ÖVP- und SPÖ-Wählern. Die FPÖ-Anhänger diskutierten zwar öfter als Wähler anderer Parteien "sehr häufig" über die Teuerung, Thema Nummer eins war bei ihnen allerdings die Zuwanderung. Sehr häufig diskutierten 38 Prozent aller Befragten auch über Gesundheit und Pflege, darauf folgen die Themen Zuwanderung (35 Prozent), Kriminalität und Schutz vor Terrorismus (27 Prozent) sowie Wirtschaft und Budget (25 Prozent).
Für die ORF-Umfrage wurden von 18. bis 23. November 1.246 Steirerinnen und Steirer befragt, davon 965 deklarierte Wählerinnen und Wähler. Die Schwankungsbreite liegt bei Ergebnissen, die alle Befragten betreffen, bei plus/minus 2,8 Prozentpunkten. Für die ATV/Puls-24-Umfrage gab es von 18. bis 22. November 800 Befragte, die Schwankungsbreite beträgt plus/minus 3,5 Prozentpunkte.