Die Spitzenkandidaten für die Steiermark-Wahl 2024 steuern auf einen ihrer wohl wichtigsten Tage des Jahres zu. Vor dem Showdown am 24. November werfen die nachfolgenden Kurzporträts einen Blick auf die Parteichefs von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne, KPÖ, NEOS, KFG, MFG und DNA.
Neun Parteien und Listen werden am 24. November bei der am Stimmzettel stehen - sechs davon in allen vier Wahlkreisen, drei nur im Wahlkreis 1 in Graz und Umgebung. Der pinke Spitzenkandidat Niko Swatek ist mit 33 Jahren der jüngste Listenerste, Anton Lang von der SPÖ mit 64 Jahren der älteste. Sechs der Parteispitzen sitzen bereits in der Landstube, drei wollen den Sprung hinein schaffen.
Die Spitzenkandidaten bei der Steiermark-Wahl 2024
Die längste Erfahrung im steirischen Landtag hat der 53-jährige ÖVP-Spitzenkandidat und Landeshauptmann Christopher Drexler: Er ist seit dem Jahr 2000 Abgeordneter. Der SPÖ-Listenerste Lang ist erst seit 2008 im Landesparlament. KPÖ-Klubobfrau und Listenerste Claudia Klimt-Weithaler ist schon länger im Landtag als Lang und zwar seit 2005. Mario Kunasek, der für die FPÖ als Listenerster ins Rennen geht, wurde 2015 im Landtag als Abgeordneter angelobt, wechselte im Dezember 2017 aber als Verteidigungsminister nach Wien. Nach "Ibiza" kehrte er im Mai 2019 wieder in den Landtag zurück. Die Grünen-Frontfrau Sandra Krautwaschl ist seit 2015 im Landtag vertreten, während Niko Swatek mit den Pinken den Einzug im Jahr 2019 schaffte. Die drei neuen Anwärterinnen auf ein Landtagsmandat sind Claudia Schönbacher (KFG), Andrea Kamper (MFG) und Maria Hubmer-Mogg (DNA).
Christopher Drexler - ÖVP
Christopher Drexler (geb. 1971), war parteiintern schon lange als Nachfolger von Hermann Schützenhöfer vorgesehen. Trotz seiner liberalen Einstellung und umfassenden Bildung überraschte der kulturaffine Rechtswissenschaftler in vergangenen Monaten mit seiner Forderung nach strengeren Regeln bei Einbürgerung und Zuwanderung. Von 2003 bis 2014 leitete er den Landtagsklub der steirischen Volkspartei, bevor er zum Landesrat in unterschiedlichen Ressorts wie Gesundheit, Personal, Wissenschaft und Forschung, Kultur oder auch Sport aufstieg. Drexler, Vater von vier Kindern aus zwei früheren Ehen, hatte in seiner Laufbahn mehrere Budgets mitverhandelt, zuletzt mit SPÖ-Chef und Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang. In seine Zeit als Gesundheitslandesrat fallen der steirische Dauerbrenner Leitspital Liezen und die Gesundheitsreform, in seine Ära als Kulturlandesrat seit 2017 die Kulturstrategie 2030 für die Steiermark. Ihm obliegt die schwierige Aufgabe, die SPÖ als Regierungspartner zu halten und den FPÖ-Ansturm im Gefolge des Wahlsiegs der Blauen bei der Nationalratswahl Ende September 2024 abzuwehren.
Anton Lang - SPÖ
Anton Lang, geboren 1959 in Leoben, ist seit 2016 steirischer Landesrat und hat eine recht flotte SPÖ-Karriere in Leobener Stadtpolitik, Landtag und Landesregierung gemacht. Seit 2017 ist er Finanzlandesrat, seit Ende 2019 als Landeshauptmannstellvertreter, im Jänner darauf wurde er steirischer SPÖ-Chef. Lang - persönlich konziliant - verfolgte in den vergangenen Jahren der Flügelkämpfe in der SPÖ zwischen Pamela Rendi-Wagner, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler einen schwer einordenbaren, eher zurückhaltenden Kurs. Auf der roten Bundesebene zählt Lang nicht zu den einflussreichsten Exponenten. Die SPÖ will er mehr in der Mitte positioniert wissen, diesem Wunsch hatte er nach dem mageren Abschneiden von Babler bei der Nationalratswahl in diversen Wortmeldungen noch mehr Nachdruck verliehen. Als großer Redner gilt Lang nicht - und das werde er auch nicht mehr, gesteht er selbst ein. Er sieht sich als verlässlicher Vertreter der sozialdemokratischen Inhalte, der statt Schlagzeilen zu machen lieber im Stillen arbeitet.
Mario Kunasek - FPÖ
Foto: APA/RICHARD PURGSTALLER
Mario Kunasek wurde 1976 in Graz geboren und blieb nach dem Grundwehrdienst dem Bundesheer zunächst als Zeitsoldat erhalten. Der gelernte Kfz-Techniker und spätere Stabswachtmeister ist seit 2015 im Landtag, war aber zwischen 2017 und 2019 Verteidigungsminister, ehe er wieder ins Landesparlament zurückkehrte. Seine kurze Amtszeit beurteilt er selbst stets positiv. Die Funktion nutzte Kunasek ganz gut für diverse öffentlichkeitswirksame Auftritte in der Steiermark. In seinen Reden ist Kunasek nicht als großer Polterer bekannt, dennoch sind seine Inhalte stets klar rechts - wenn auch etwas gemäßigter als etwa bei Parteichef Herbert Kickl. Mit Landeshauptmann Drexler kommt Kunasek persönlich gut aus, was auch von beiden Seiten stets betont wird. Kunasek ist seit 2018 mit Ehefrau Sabrina verheiratet und gemeinsam haben sie einen Sohn.
Sandra Krautwaschl - Grüne
Sandra Krautwaschl wurde 1971 in Graz geboren und ist im oststeirischen Gleisdorf aufgewachsen. Die gelernte Physiotherapeutin ist seit 2019 das Zugpferd der steirischen Grünen und gilt als Ökoexpertin. Einen Namen hat sie sich als Buchautorin gemacht. Die 52-jährige Krautwaschl ist mit dem Sonderschullehrer und Elektroingenieur Peter Rabensteiner verheiratet. Die Mutter dreier Kinder lebt in Hörgas (Gemeinde Gratwein-Straßengel) in Graz-Umgebung. Im grünen Landtagsklub ist sie für die Bereiche Klimaschutz, Umwelt und Soziales zuständig. Sie gilt als eine eifrige und besonnene Rednerin, die nie wirklich laut werden muss.
Claudia Klimt-Weithaler - KPÖ
Die gebürtige Obersteirerin Claudia Klimt-Weithaler wurde 1971 geboren und gilt neben der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr seit Jahrzehnten als Aushängeschild der steirischen KPÖ und ist wohl neben Ernest Kaltenegger auch schon als ein Urgestein der Kommunisten zu bezeichnen. Seit 2010 ist die zweifache Mutter Klubobfrau der zweiköpfigen Landtagsfraktion und konnte bei sämtlichen Landtagswahlen den Verbleib in der Landstube verteidigen. Geboren wurde sie in der obersteirischen Industriestadt Fohnsdorf. In Graz begann sie ein Pädagogikstudium parallel zu Anstellungen in unterschiedlichen Kinder- und Jugendorganisationen sowie in Frauenprojekten. Der KPÖ trat sie im Jahr 2000 bei und stieg da als im Sozialbereich fachlich versierte Politikerin auf. Im Vorjahr zwang sie zwar ein Burn-out in eine mehrmonatige Politik-Pause, von der sie aber wieder mit Elan zurückkehrte. Den Landesvorsitz gab sie allerdings an den Grazer Stadtrat Robert Krotzer ab.
Niko Swatek - NEOS
Niko Swatek wurde 1991 in Graz geboren und begann nach dem Grundwehrdienst 2010 das Studium der technischen Physik an der TU Graz. Nach seinem Bachelor-Abschluss beendete er - wegen der Politik-Karriere - sein Studentendasein und kam über die NEOS-Jugendorganisation JUNOS in die Grazer Stadtpolitik. Dort schaffte er mit nur 26 Jahren den Einzug der Pinken in den Gemeinderat. 2019 gelang ihm dann der Sprung in die Landstube, wo er als stets gut vorbereiteter Politiker gilt, der auch schon mal eine vom Textroboter ChatGPT geschriebene Rede in den Landtag bringt, um auf Gesetzeslücken im Umgang mit künstlicher Intelligenz hinzuweisen. Als Jung-Papa vertritt er die Sorgen um Kindergartenplätze und Mängel in der Bildung authentisch.
Claudia Schönbacher - KFG
Claudia Schönbacher wurde 1975 geboren und war seit 2008 bei den Freiheitlichen Frauen aktiv. 2013 zog die gelernte und selbstständige Friseurin als Gemeinderätin ins Grazer Stadtparlament ein, 2021 wurde sie Stadträtin. Zusammen mit Alexis Pascuttini und anderen ehemaligen Stadtblauen gründete sie schließlich den (Korruptions-) Freien Gemeinderatsklub, der nun auch unter Korruptionsfreies Graz (KFG) erstmals bei der Landtagswahl antritt. Schönbacher ist verheiratet und hat ein Kind.
Andrea Kamper - MFG
Foto: : APA/INGRID KORNBERGER
Andrea Kamper wurde 1988 geboren und ist seit dem Jahr 2021 bei der Menschen - Freiheit - Grundrechte (MFG) in der Steiermark. Sie will sich laut Website für eine Politik einsetzen, "die durch direkte Demokratie, präventive Maßnahmen, Menschlichkeit, Empathie sowie die Priorisierung von Kindern und Jugendlichen gekennzeichnet ist". Kamper ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. Von Beruf ist sie Sozialpädagogin in der Kinder- und Jugendwohlfahrt.
Maria Hubmer-Mogg - DNA
Foto: : APA/HELMUT FOHRINGER
Maria Hubmer-Mogg wurde 1982 in Graz geboren und ist Humanmedizinerin, Mentalcoach und Kräuterpädagogin, allerdings wurde sie laut Ärztekammer aus eigenem Wunsch aus der Ärzteliste gestrichen. Die Frontfrau der coronamaßnahmenkritischen Liste Demokratisch - Neutral - Authentisch (DNA) fordert eine "unabhängige Untersuchung der Coronapolitik". Sie war bereits bei der EU-Wahl am Stimmzettel, verfehlte den Einzug aber mit 2,7 Prozent der Stimmen. Hubmer-Mogg ist verheiratet und hat einen Sohn.