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Warum Dornauer aufregt

15-11-2024, 09:03

Gastkommentar von Johannes Huber. Nicht wenige Sozialdemokraten verachten den Tiroler so sehr wie Doskozil. Zumal er für das Gegenteil von politischer Korrektheit steht.

Georg Dornauer, scheidender Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreter und -Landesparteivorsitzender der SPÖ, hätte sehr gut in die „Piefke Saga“ gepasst. Das ist ein vierteiliger Fernsehfilm aus den 1990er Jahren, in dem es um das Verhältnis von Touristen aus Deutschland und Einheimischen in Tirol geht. Dornauer entspricht als Typ einem dieser klischeehaft dargestellten Einheimischen: Männlichkeit ist ihm wichtig. Jagen sowieso. Eine Frau (in seinem Fall eine italienische Postfaschistin, die einem Schönheitsideal entspricht), hat er auch gerne um sich.

Kopflastigkeit kann man ihm nicht nachsagen. Politische Korrektheit schon gar nicht. Das ist umso bemerkenswerter, als er es zu einer beachtlichen politischen Karriere gebracht hat. Nicht einmal die Aussage, dass er sich eine grüne Landesrätin „nicht in der Horizontalen“ vorstellen wolle, ist ihm einst zum Verhängnis geworden. Genauso wenig wie die Geschichte, dass er seinen Porsche mit einem geladenen Jagdgewehr auf dem Rücksitz auf einem Parkplatz abgestellt hat; mit offenem Fenster. Erst jetzt war das Maß voll, musste er seinen Rücktritt verkünden, weil er trotz Waffenverbot jagen war. Seine Beteuerung, dass er eh nicht geschossen habe, zählte nicht; relevant war eher, dass Rene Benko dabei war, der gefallene Milliardär, der bei vielen Sozialdemokraten unten durch ist.

Auffallend: Vor allem Genossinnen und Genossen aus Innsbruck haben Dornauer zum Rücktritt gezwungen. Das sind selbstbewusste Linke, die Andreas Babler, dem Bundesparteivorsitzenden, nahestehen. Dornauer ist alles in allem dem Gegenlager um dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zuzurechnen.

Hier kommt eine interessante Lagerbildung zum Ausdruck: Die Innsbrucker stehen wie Babler für politische Korrektheit. Oder Wokeness, wie man so sagt. Neben Kapitalismuskritik sind ihnen Antidiskriminierung und etwa Klimaschutz wichtig. Dornauer weicht davon ab. Und zwar weit: Mit Kapitalisten hat er kein Problem. Siehe die Nähe zu Benko. Sein Macho-Gehabe wiederum steht in einem Spanungsverhältnis zu Gleichbehandlung. Und mit Klimaschutz kann er es als Porschefahrer und Mann, der zum Spaß schon einmal im Hubschrauber herumfliegt, nicht groß haben.

Wichtiger: Er betreibt zu alledem auch keine Politik, die das eine oder andere relativieren würde. Als Landeshauptmann-Stellvertreter und SPÖ-Landesvorsitzender hat er eher gestrahlt als gewirkt. Daher werden auch keine inhaltlichen Akzente bleiben von ihm.

Umso mehr regt er linke, urbane Sozialdemokraten auf, die oft auch Studierende und Akademiker sind. Zumal er im Übrigen genauso wie Doskozil immer wieder eine restriktive Migrationspolitik fordert, womit er sich aus ihrer Sicht kaum noch unterscheidet von zumindest türkisen Politikern.

Johannes Huber betreibt den Blog – Analysen und Hintergründe zur Politik

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