Österreich und Gambia wollen in puncto Militärausbildung kooperieren.
Ein entsprechendes Abkommen ist von Spitzenvertretern der beiden Verteidigungsministerien in der gambischen Hauptstadt Banjul unterzeichnet worden, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag in einer Aussendung mit. Konkret sollen Bundesheer-Experten ihre gambischen Kollegen bezüglich der richtigen Lagerung von Munition aufklären.
Für die Unterzeichnung des Abkommens war der Generalsekretär im Verteidigungsministerium, Arnold Kammel, nach Banjul gereist. Im Rahmen des überhaupt ersten offiziellen Besuchs Österreichs in dem afrikanischen Staat wurde Kammel vom dortigen Verteidigungsminister Sering Modou Njie sowie Armeechef Mamat O. Cham empfangen. Kammel besuchte die Marine und Nationalgarde des Landes sowie die Basis der Friedensmission der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS in Gambia.
Kammel betonte, dass Österreich eine "herausragende Expertise" im Bereich Munitionslagersicherheit habe. "Wir unterstützen Gambia, um für das Land und seine Bevölkerung mehr Sicherheit zu gewährleisten und können unser Wissen konstruktiv weitergeben", sagte der Spitzenbeamte. Die Ausbildung erfolge nach dem Prinzip "Train-the-trainer". "Die Problematik mit der Munition und der Lagerung hier ist, dass zum einen die Munitionslager zu klein sind oder viel zu viel auf engem Raum gelagert wird oder die Munition zum Teil zu alt ist", so Kammel. Durch das Training solle sichergestellt werden, dass es keine Detonation durch unzureichende Lagerung oder zu alte Munition gibt.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) wies darauf hin, dass österreichische Soldaten seit über 60 Jahren im Auslandseinsatz seien. Angesichts der sicherheitspolitischen Entwicklungen in Westafrika und der Sahelzone, "die durch Klimawandel und wachsende Kriminalität auch Europa betreffen", übernehme Österreich Verantwortung. "Ausbildungskooperationen, etwa in Gambia, vermitteln lokalen Streitkräften das Wissen, um stärker selbst für regionale Sicherheit zu sorgen."
Das englischsprachige Gambia ist der kleinste Flächenstaat Afrikas. Die frühere britische Kolonie ist kleiner als das Bundesland Tirol, hat aber 2,7 Millionen Einwohner. Von einem 80 Kilometer breiten Atlantikzugang abgesehen ist das Land komplett vom französischsprachigen Senegal umgeben und folgt in seiner Ost-West-Ausdehnung über hunderte Kilometer dem namensgebenden Fluss.
Gambia zählt zu den ärmsten Gebieten der Welt, ist aber auch eine der letzten halbwegs funktionierenden Demokratien der Region. Im Jänner 2017 waren senegalesische Truppen im Land einmarschiert, um den autokratischen Herrscher Yahya Jammeh nach seiner Abwahl zur Amtsübergabe zu zwingen. Die Präsidentenwahl im Dezember 2016 hatte nämlich überraschend der von sieben Oppositionsparteien unterstützte Adama Barrow gewonnen, der im Jahr 2021 auch klar für eine weitere fünfjährige Amtszeit bestätigt wurde. Nach mehreren Putschen dominieren in der Sahelzone Militärmachthaber. Die Region ist für Europa auch als Transitzone für irreguläre Migranten von großer Bedeutung.