Tag der Entscheidung in den USA: Nach einem monatelangen Wahlkampf entscheiden die US-Bürger am Dienstag endgültig darüber, wer der nächte Präsident bzw. die nächste Präsidentin wird. Die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris geht mit dem republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump ins Duell, der vier Jahre nach seiner Abwahl ein Comeback versucht. Wir berichten LIVE vom Wahltag und dem Ergebnis im Ticker.
Einer Berechnung der University of Florida haben bis Montag schon mehr als 78 Millionen Menschen gewählt. Bei der US-Wahl vor vier Jahren wurden insgesamt 160 Millionen Stimmen abgegeben, es war die höchste Wahlbeteiligung seit mehr als einem Jahrhundert. Wegen der starken Polarisierung wurde auch diesmal eine hohe Wahlbeteiligung erwartet.
LIVE-Blog: Präsidentschaftswahl in den USA
Im Osten der USA haben am Dienstag in mehreren Staaten die Wahllokale für die Präsidentschaftswahl geöffnet. Unter anderem in Connecticut, New York, New Jersey, Maine und Virgina können die Wähler seit 06.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MEZ) ihre Stimme abgeben. Zuvor hatten bereits einzelne Wahllokale im Osten der USA geöffnet und landesweit hatten vor dem Wahltag bereits mehr als 82 Millionen Menschen von der Möglichkeit der Frühwahl und der Briefwahl Gebrauch gemacht.
VIENNA.at hält Sie am Wahltag mit den neuesten Entwicklungen sowie dem vorläufigen Endergebnis der US-Wahl 2024 auf dem Laufenden.
Enges Rennen zwischen Harris und Trump erwartet
In den Umfragen vor der US-Wahl lieferten sich Harris und Trump bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Fokus lag auf den sogenannten Swing States, sieben besonders umkämpften Bundesstaaten mit völlig offenem Ausgang. Der Grund dafür ist, dass das Staatsoberhaupt in den USA nicht direkt gewählt wird, sondern von Wahlleuten. Diese werden über die Bundesstaaten vergeben, wobei fast überall das "Winner takes it all"-Prinzip zur Anwendung kommt. Der Kandidat oder die Kandidatin mit den meisten Wählerstimmen erhält alle Wahlleute des Staates zugeteilt. Insgesamt gibt es 538 Wahlleute-Stimmen zu vergeben. Für einen Sieg sind somit mindestens 270 Wahlleute nötig.
Je bevölkerungsreicher ein Bundesstaat ist, umso mehr Wahlleute stellt er zur Verfügung. Sollte die US-Wahl wie erwartet laufen, dann dürfte Harris aus den Bundesstaaten, die als Hochburgen der Demokraten gelten, 226 Wahlleute-Stimmen bekommen. Trump könnte mit 219 Stimmen rechnen. Übrig blieben dann noch die 93 Stimmen in den sieben Swing States. Den größten Preis hat Pennsylvania zu vergeben, hier lassen sich auf einen Schlag 19 Wahlleute holen.
Nächtliche Verkündung von Wahlsieger noch unsicher
Ergebnisse aus ersten Staaten werden nach 19.00 Uhr (Ortszeit Washington, Mittwoch 01.00 Uhr MEZ) erwartet. Es ist aber fraglich, ob die US-Fernsehsender schon in der Wahlnacht einen Gesamtsieger ausrufen oder ob das Rennen so knapp ist, dass noch länger gewartet werden muss. Das Harris-Team ging am Montag bereits davon aus, dass sich Trump wie 2020 vorzeitig zum Sieger ausrufen könnte.
Neben der Präsidentschaft entscheiden die Wählerinnen und Wähler in den USA am Dienstag auch über die künftige Machtverteilung im Kongress. Die 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie 34 der hundert Senatoren werden neu gewählt. In zehn US-Staaten finden zudem Referenden zum Abtreibungsrecht statt - das zu einem der wichtigsten Themen des Wahlkampfs zählte. In elf der 50 US-Staaten wird zudem ein neuer Gouverneur gewählt.
Bei der Abstimmung am Dienstag steht viel auf dem Spiel. Es geht nicht nur um die innenpolitische Stabilität des Landes, sondern auch um die zukünftige Rolle der USA in internationalen Bündnissen, die transatlantische Zusammenarbeit und den Umgang mit dem Machtstreben Russlands und Chinas - so muss die Ukraine bei einem Sieg Trumps um die wichtige Unterstützung der USA im Krieg gegen Russland bangen. Die Verflechtungen Europas mit den Vereinigten Staaten sind im wirtschaftlichen Bereich riesig und haben im Verteidigungsbereich sogar existenzielle Dimensionen.
Die Wählerinnen und Wähler in den USA können ihre Stimmen auf unterschiedlichen Wegen abgeben, nicht nur am 5. November direkt im Wahllokal. Mancherorts war eine frühzeitige Stimmabgabe möglich, außerdem konnte per Briefwahl abgestimmt werden. Jeder Bundesstaat hat eigene Regeln für Fristen und Identitätsnachweise. Auch die Technik variiert - von klassischen handschriftlichen Stimmzetteln bis zu Wahlcomputern.
Biden-Rückzug und Trump-Attentat: Turbulenter US-Wahlkampf
Der Wahlkampf nahm sich diesmal denkwürdig turbulent aus: Ursprünglich wollte US-Präsident Joe Biden erneut antreten, doch spätestens nach dem großen TV-Duell mit Trump wuchsen die Zweifel an der Eignung des 81-Jährigen für eine weitere Amtszeit. Im Juli zog sich Biden infolge des wachsenden Drucks schließlich zurück und überließ Harris das Feld. Nur Tage zuvor war Trump bei einer Kundgebung von der Kugel eines Attentäters am Ohr verletzt worden. Das Bild, wie er blutend die Faust in der Luft ballt, ging um die Welt.
Wie schon 2020 säte Trump auch diesmal wieder Zweifel an der Legitimität der Wahl, verbreitete schon vor der Abstimmung unbelegte Betrugsvorwürfe und behauptete, dass ihm der Sieg nur durch Manipulation zu nehmen sei. Bei einem Wahlkampfauftritt nannte er die Demokraten eine "dämonische Partei" und unterstellte ihnen, bei der Präsidentschaftswahl zu betrügen.
Trump schürte auch erneut falsche Erwartungen an die Auszählung der Stimmen. "Wir wollen die Antwort heute Nacht", sagte der 78-Jährige am Montag (Ortszeit) mit Blick auf die Wahlnacht bei seiner Abschlusskundgebung in Grand Rapids. Dem Sender ABC News sagte Trump, er gehe davon aus, dass der Sieger des Rennens ums Weiße Haus noch in der Wahlnacht feststehen werde. Vor vier Jahren hatte er sich bereits in der Wahlnacht zum Sieger ausgerufen - und einen Stopp der Stimmauszählung gefordert, als er vorübergehend vor seinem Herausforderer Biden lag. Vor allem die erfahrungsgemäß mehrheitlich den Demokraten zufallenden Briefwahlstimmen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig eingerechnet.