Ab Donnerstag wird Bundespräsident Alexander Van der Bellen Gespräche mit den Vorsitzenden der fünf Parteien im Parlament führen. "Ich werde das mit der nötigen Ruhe und in der nötigen Tiefe tun", unterstrich er während der Zeremonie am Mittwoch.
Ab Donnerstag wird Bundespräsident Alexander Van der Bellen Gespräche mit den Vorsitzenden der fünf Parteien im Parlament führen. "Ich werde das mit der nötigen Ruhe und in der nötigen Tiefe tun", unterstrich er während der Zeremonie am Mittwoch.
Nicht in die Karten schauen ließ sich Van der Bellen dabei, ob er FPÖ-Parteichef Herbert Kickl nach dem freiheitlichen Wahlsieg mit der Regierungsbildung beauftragen wird. "In einem ersten Schritt" werde er mit Vertreterinnen und Vertretern aller Parlamentsparteien reden, kündigte er an. "Jetzt geht es darum, miteinander zu reden. Und eine tragfähige Mehrheit zu finden", sagte Van der Bellen. Wenn das Zeit brauche, sei diese gut investiert. Wie bereits am Wahlabend betonte Van der Bellen, dass ihm bei der Regierungsbildung wichtig sei, dass die Grundpfeiler der liberalen Demokratie - Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Menschen- und Minderheitenrechte, unabhängige Medien und die EU-Mitgliedschaft - respektiert werden.
Van der Bellen dankte der scheidenden Bundesregierung für ihren Einsatz in "sehr bewegten Jahren", wobei er die Pandemie, Terrorismus, Krieg, Inflation, den Hitzesommer und das jüngste Hochwasser erwähnte: "Es gab gewiss einfachere Aufgaben, es gab gewiss einfachere Legislaturperioden." Dafür sei es immer wieder notwendig gewesen, aufeinander zuzugehen und Lösungen zu finden. Auch von der nächsten Bundesregierung forderte der Bundespräsident einen "respektvollen Umgang miteinander" ein, denn: "Worte schaffen Realität. Wir müssen sie mit Bedacht wählen."
Nun sei der Wahlkampf und die damit verbundene Auseinandersetzung vorbei. Es gehe jetzt darum, Kompromisse und gemeinsame Antworten auf drängende Fragen zu finden. Explizit nannte der Bundespräsident hier die Teuerung, Pensionen, die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts, die Bewältigung der Klimakrise, die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen, Gesundheit und Pflege, mit Flucht, Migration und Integration "konstruktiv und lösungsorientiert" umzugehen, aber auch Bildung einen "konstruktiven Beitrag" in der EU.
Üblicherweise erteilt das Staatsoberhaupt der stärksten Partei den Auftrag zur Regierungsbildung. Dieser Auftrag ist nicht in der Verfassung festgelegt, aber gelebte Praxis. Van der Bellen hatte in der Vergangenheit verlauten lassen, Kickl im Fall eines Wahlsiegs nicht automatisch einen Regierungsbildungsauftrag zu erteilen.
Der Ablauf der Amtsenthebung entspricht den politischen Usancen nach einer Wahl. Zunächst hatte die Regierung am Mittwoch zu Mittag in einer kurzen Ministerratssitzung ihren Rücktritt beschlossen. Geschlossen spazierte die Ministerriege mit Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) an der Spitze anschließend über den Ballhausplatz zum Bundespräsidenten und boten diesem die Demission an. Van der Bellen nahm dies zur Kenntnis, gelobte das Kabinett aber gleich neuerlich an, damit es die Amtsgeschäfte interimistisch weiterführt. Einzig Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) gab ihren Posten auf eigenen Wunsch bereits ab.
(APA/Red)