Eine Umfrage des Instituts OGM zeigt, dass 65 Prozent der befragten Österreicher Kamala Harris als US-Präsidentin unterstützen würden, während nur 15 Prozent Donald Trump ihre Stimme geben würden. Die Umfrage umfasste 1.696 Teilnehmer und fand Ende August statt.
Kamala Harris genießt bei fast allen Wählergruppen die absolute Mehrheit, ausgenommen die FPÖ-Anhänger. Diese Entwicklung überrascht den Politikwissenschaftler Reinhard Heinisch von der Paris-Lodron-Universität Salzburg nicht. Die Demokratische Partei habe stets eine größere Nähe zu Europa aufgewiesen, was jedoch zur Folge habe, "dass in den USA Europa als Parteigänger der Demokraten wahrgenommen" werde. Heinisch, ein Experte für Politik bei OGM, erklärt in einem Interview mit der APA: "Das ist an sich ein Problem, weil dadurch Europa nicht neutral wirkt."
Die Online-Befragung zeigt, dass von jenen Personen, die angeben, die FPÖ bei den Nationalratswahlen zu wählen, 48 Prozent für den republikanischen Kandidaten stimmen würden. Unter FPÖ-Wählerinnen und -Wählern würden laut der Online-Umfrage 27 Prozent für Harris stimmen. Auffällig ist in dieser Gruppe überdies, dass mit 21 Prozent mehr als jeder fünfte FPÖ-Wähler nicht wüsste, für wen er bei den US-amerikanischen Wahlen stimmen würde. Heinisch verweist auf die starke antiamerikanische Tendenz in der Wählergruppe der Freiheitlichen: "Normalerweise würden wir erwarten, dass FPÖ-Wähler mit amerikanischen Präsidenten überhaupt nichts am Hut haben." Die knappe Hälfte an Stimmen für Trump unter den FPÖ-Unterstützern sei dem "Trump-Phänomen" zuzuschreiben, nämlich dass der Republikaner als starke Protestfigur für diese Gruppe ansprechend sei. Der Anteil der Unentschlossenen ist bei den Wählergruppen der anderen Parteien ÖVP, SPÖ, Grüne, KPÖ und der Bierpartei bei rund einem Zehntel - von NEOS Wählenden haben 14 Prozent keine Entscheidung getroffen. Mehr als dreiviertel der Stimmen fielen bei allen - außer der FPÖ - auf die Demokratin Harris. Das reicht von 76 Prozent bei Bierpartei-Wählern bis 84 Prozent bei Unterstützenden der Sozialdemokratie.
Trump würde bei den Wählergruppen der ÖVP und der Bierpartei je 9 Prozent erreichen, was teils dreimal so viel ist wie bei den anderen Parteien, mit Ausnahme der FPÖ. Der Experte erklärt dies bei Wählerinnen und Wählern der Bierpartei mit dem Motiv des Protests, welches Trump ansprechend mache: "Alle radikalen Protestwähler gehen zu Trump, alle anderen zu Harris." Warum ÖVP-Wählerinnen und -Wähler sich für Trump aussprechen, erklärt sich Heinisch jedoch anders: Sie sehen "die Republikaner als ihnen eher entsprechend", etwa bezüglich der von der Partei vertretenen gesellschaftlichen Werte oder ihrer Wirtschaftspolitik. Wäre der Kandidat also ein anderer, würde der Politologe mehr Zuspruch zur Republikanischen Partei in der ÖVP-Wählergruppe erwarten. Das nach den üblichen Umfrage-Standards in Österreich auf alle Wahlberechtigten hochgeschätzte (gewichtete) Ergebnis würde laut OGM gar einen Zuspruch für Harris von 74 Prozent, für Trump von 18 Prozent und für "eine andere Person" von 4 Prozent zeigen. Diese Gewichtung berücksichtigt den Anteil jener nicht, die mit "weiß nicht" geantwortet haben.