Mit einem starken 3:1-Sieg gegen Polen im Berliner Olympiastadion festigte Österreichs Nationalmannschaft am Freitag ihre Chancen, ins EM-Achtelfinale einzuziehen.
Österreichs Fußball-Nationalmannschaft hat die Tür zum EM-Achtelfinale weit aufgestoßen. Die ÖFB-Auswahl feierte am Freitag vor 71.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion einen 3:1-Sieg über Polen und hält damit vor dem letzten Gruppenmatch am Dienstag gegen die Niederlande bei drei Zählern. Diese Punkteausbeute könnte schon reichen, um als einer der besten Dritten den Sprung in die K.o.-Phase zu schaffen. Letzter kann Österreich in Pool D nicht mehr werden.
Österreich startet stark ins EURO-Match: Frühe Führung gegen Polen
Gernot Trauner köpfelte das ÖFB-Team in der 9. Minute in Führung, Krzysztof Piatek gelang in der 30. Minute der Ausgleich. Nach dem Seitenwechsel fixierten Christoph Baumgartner (66.) und Marko Arnautovic (78.) den letztlich verdienten Erfolg.
Teamchef Ralf Rangnick hatte überraschend die komplette Innenverteidigung umgebaut, Trauner und Philipp Lienhart kamen für Kevin Danso und Maximilian Wöber in die Anfangself. An vorderster Front stürmte Arnautovic anstelle von Michael Gregoritsch und fungierte auch als Kapitän. Das Durchschnittsalter lag bei 28 Jahren und 117 Tagen und war damit so hoch wie noch nie in einem EM-Spiel Österreichs. Bei den Polen saß der von einer Muskelblessur genesene Robert Lewandowski zunächst auf der Bank.
Polen in Anfangsphase in Bedrängnis
Ohne ihren großen Star gerieten die Polen in der Anfangsphase schwer in Bedrängnis. Die Österreicher schnürten den Gegner am eigenen Sechzehner ein und zwangen ihn zu zahlreichen Ballverlusten, logische Folge war die Führung für Rot-Weiß-Rot. Phillipp Mwene versuchte zunächst vergeblich, Trauner mit einem Einwurf im Sechzehner zu erreichen. Der Ball landete noch einmal vor den Füßen von Mwene, dessen Flanke von Trauner mit einem sehenswerten Kopfball versenkt wurde. Der zweite Länderspieltreffer des Oberösterreichers bedeutete das früheste Tor eines ÖFB-Männer-Teams bei einem großen Turnier seit der WM 1954.
Die Polen hingen in dieser Phase in den Seilen, ein 2:0 der Rangnick-Elf schien in der Luft zu liegen. Die erste Offensivaktion verzeichneten die Polen erst in der 16. Minute, als Mwene einen Schuss von Piotr Zielinski abwehrte. Diese eigentlich harmlose Aktion markierte eine Wende im Spiel - die Österreicher wurden plötzlich fehleranfällig, leisteten sich viele leichte Ballverluste und machten ihren Gegner dadurch stark. In der 18. Minute schoss Nicola Zalewski aus guter Position noch weit über die Latte, eine knappe Viertelstunde später jedoch stand es 1:1.
Polens "Joker" Lewandowski wirkungslos
Das ÖFB-Team konnte den Ball nicht klären, Trauner blockte einen Schuss von Jan Bednarek, Piatek stand goldrichtig und staubte ab. Der Stürmer hatte schon in der EM-Qualifikation im März 2019 in Wien das entscheidende 1:0 gegen Österreich erzielt.
Die darauffolgende Phase bis zur Pause verlief trotz klar höheren Ballbesitzes der ÖFB-Equipe weitgehend ausgeglichen. Baumgartner traf in einer aussichtsreichen Umschaltsituation die falsche Entscheidung, als er auf Sabitzer und nicht auf Arnautovic spielte (39.). Drei Minuten danach zischte ein Sabitzer-Weitschuss am Tor vorbei. Auf der Gegenseite war Goalie Patrick Pentz bei einem Zielinski-Freistoß zur Stelle (45.+1).
EURO 2024: Polen gegen Österreich
Rangnick reagierte zur Pause mit der Einwechslung von Patrick Wimmer für Florian Grillitsch. Den zweiten Austausch musste der Coach aufgrund einer Verletzung vornehmen - Trauner konnte aufgrund von Oberschenkelproblemen nicht mehr weitermachen (59.). Wenig später kam auch noch Alexander Prass für Mwene.
Kurz zuvor hatte Lewandowski unter dem großen Jubel der polnischen Fans, die im Stadion in der Mehrheit waren, den Rasen betreten. Während der Barcelona-Goalgetter nur durch einen mit Gelb bestraften Ellbogencheck gegen Lienhart auf sich aufmerksam machte, hatte die Einwechslung von Prass weitreichendere Konsequenzen.
Der Sturm-Graz-Profi marschierte auf links davon, seine Hereingabe ließ Arnautovic passieren und Baumgartner stellte mit einem überlegten Schuss von der Strafraumgrenze auf 2:1. Für den Niederösterreicher war es das sechste Tor in den vergangenen sieben Länderspielen. Nach dem Tor lief Baumgartner schnurstracks zu Rangnick, den er innig umarmte.
Arnautovic versenkte Elfmeter sicher
Polen antwortete mit einem Schuss von Karol Swiderski, Pentz parierte per Faustabwehr (69.). Gefährlicher blieben aber die Österreicher, die Polen-Keeper Wojciech Szczesny mit Versuchen von Wimmer (75.) und Nicolas Seiwald (76.) prüften, ehe sie entscheidend zuschlugen. Sabitzer lief allein aufs Tor und kam beim Versuch, Szczesny zu umkurven, zu Fall. Den dafür verhängten Elfmeter versenkte Arnautovic sicher. Der Stürmer hält nun wie Baumgartner als einziger ÖFB-Spieler bei zwei Toren bei EM-Endrunden.
Damit war der Widerstand gebrochen, einen klareren ÖFB-Sieg verhinderte Szczesny mit einer Glanzparade bei einem Schuss von Stefan Posch (84.). Zwei Minuten später war der Schlussmann schon geschlagen, doch Konrad Laimer rollte den Ball aus spitzem Winkel am langen Eck vorbei. Die Österreicher spielten den Vorsprung problemlos über die Zeit und holten damit gegen die Polen den ersten Sieg seit 30 Jahren und gleichzeitig den ersten Pflichtspiel-Erfolg überhaupt im sechsten Anlauf.