Nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU, spielen einige europäische Politiker mit dem Gedanken, diesen Schritt nachzuahmen. Ein Austritt Österreichs aus der EU würde erhebliche finanzielle Einbußen bedeuten, laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo).
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde, basierend auf den Preisen von 2022, durch den "Öxit" durchschnittlich um 35 Milliarden Euro oder um 7,8 Prozent sinken, haben Wifo-Leiter Gabriel Felbermayr und Inga Heiland von der Norwegischen Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität ermittelt.Di e Szenarien bei einem EU-Austritt Österreichs reichen von einem Rückgang um 5,3 Prozent bis 10,4 Prozent des BIP. In absoluten Zahlen liegt der erwartete Effekt bei 24 bis 47 Mrd. Euro pro Jahr.
EU-Austritt würde Österreich 5,3 bis 10,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts kosten
Der bedeutendste Beitrag für den Nutzen der EU geht vom Binnenmarkt aus, der 74 Prozent der Gesamtvorteile der EU-Mitgliedschaft repräsentiert. Die Schengenzone rangiert als der zweitwichtigste Faktor für den Wohlstand, wie die Studie aufzeigt. Zudem spielt die Währungsunion als der drittwichtigste Einfluss eine Rolle. Um den wirtschaftlichen Mehrwert der EU-Mitgliedschaft zu bewerten, ist eine Untersuchung der bisherigen Integrationsschritte notwendig, wird in der Studie dargelegt.
Das britische reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte aufgrund des Brexits um 3,2 Prozent bis 6,7 Prozent geringer ausfallen, als es ohne den Austritt der Fall wäre. Ein Zerfall der EU hätte für Österreich langfristig gravierendere Auswirkungen: Zum einen verfügen die Briten über einen größeren Binnenmarkt, zum anderen würde Österreich wegen seiner geografischen Position stärker von einem Alleingang betroffen sein.
Wifo rechnet vor: Hoher Schaden durch überraschenden "Öxit"
Pro Kopf gerechnet, würde dies im Mittel einem wirtschaftlichen Schaden von 3.860 Euro entsprechen. Die Szenarien reichen hier von 2.735 Euro bis 5.190 Euro pro Kopf. Im EU-Ranking käme Österreich damit auf den sechsten Platz von 27 Ländern, zeigen die Simulationsergebnisse der beiden Ökonomen. Bei einem überraschenden "Öxit" käme es kurzfristig sogar zu einem doppelt so hohen Schaden.
Da Österreich jedoch EU-Nettozahler ist, müssten die Kosten der EU-Mitgliedschaft vom wirtschaftlichen Nutzen abgezogen werden. Allerdings halten sich die jährlichen Kosten mit 113 Euro bis 184 Euro pro Kopf in Grenzen: Österreich zahlt zwar rund 3 Mrd. bis 4 Mrd. Euro jährlich, die bisher höchste Zahlung erfolgte 2020 mit 3,55 Mrd. Euro. Allerdings flossen in den vergangenen Jahren im Schnitt rund 2,3 Mrd. Euro etwa für Landwirtschaft oder Forschung an Österreich zurück.
Der wirtschaftliche Vorteil der EU spiegle sich auch im Vergleich der EU-Mitglieder mit den USA wieder, wie Heiland und Felbermayr ausführen. Erzielten jene Länder, die ab 2004 der EU beigetreten sind, vor 20 Jahren etwa 35 Prozent des Pro-Kopf-BIP der USA, erreichten sie im Jahr 2022 schon 57 Prozent des US-Niveaus. "Etwa die Hälfte der beobachteten Konvergenz dürfte kausal auf die EU Mitgliedschaft zurückzuführen sein", teilten die Ökonomen mit.