Der sozialdemokratische Spitzenkandidat für die EU, Kommissar Nicolas Schmit, erkundigte sich am Dienstag während seiner Tour durch Europa in Gramatneusiedl (im Bezirk Bruck an der Leitha) über das "Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal" (MAGMA).
SPE-Spitzenkandidat Nicolas Schmit verkündete, dass europaweit 23 Millionen Euro für solche Initiativen bereitgestellt werden. Der SPÖ-Bundesvorsitzende Andreas Babler betonte, es sei sinnvoller, "in Beschäftigung zu investieren, als Arbeitslosigkeit zu finanzieren".
SPE-Spitzenkandidat Schmit will Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen
Langzeitarbeitslosigkeit sei für Betroffene ein "Sturz ins Ungewisse", deshalb brauche es innovative Projekte in der Arbeitsmarktpolitik, erklärte Schmit. Konzepte wie MAGMA - ähnliche wurden laut dem EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte in Frankreich und Belgien umgesetzt - seien sehr erfolgreich. Es gelte, derartige Projekte europaweit zu unterstützen, sagte er bei einem Rundgang durch die ehemalige Arbeitersiedlung bis zum Museum Marienthal. Für die Förderung in Gesamthöhe von 23 Millionen Euro läuft die Einreichfrist bis September, ausgezahlt wird sie ab April 2025 bis zum Jahr 2027. "Das Problem Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen hat große Priorität", betonte SPE-Spitzenkandidat Schmit.
SPÖ-NÖ-Chef will Langzeitarbeitslosigkeit abschaffen
Es brauche "die Summe der besten Projekte" für den Arbeitsmarkt, nannte Babler neben MAGMA etwa eine "Aktion 40.000" sowie die Beschäftigungsinitiative 50+. "Wir wollen Langzeitarbeitslosigkeit abschaffen und eine Jobgarantie in ganz Österreich", sagte der Vorsitzende der SPÖ Niederösterreich, Landesrat Sven Hergovich. Er hat in seiner Zeit als Landesgeschäftsführer des AMS NÖ das Projekt MAGMA initiiert. Dabei werden die fiskalischen Kosten für einen Langzeitarbeitslosen - rund 30.000 Euro - für die Finanzierung von kollektivvertraglich entlohnten Arbeitsplätzen verwendet.
Ziel war es, Langzeitarbeitslose in der Gemeinde wieder in Beschäftigung zu bringen. über 100 Personen machten - auf freiwilliger Basis - mit. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von den Universitäten Wien und Oxford. Die Langzeitarbeitslosigkeit sank auf Null, das soziale und finanzielle Wohlbefinden der Teilnehmer verbesserte sich laut einer Evaluierung nach der ersten Phase. Das im Herbst 2020 gestartete AMS-Projekt ist bereits Ende März ausgelaufen. Eine Ausweitung auf ganz Österreich gilt als zu teuer.
Aus Sicht von Hergovich sind die Ziele erreicht worden: "Ja, man kann Langzeitarbeitslosigkeit abschaffen." Es gebe "keinerlei Verdrängungseffekte". "Durch die Schaffung von gemeinnützigen Arbeitsplätzen helfen wir auch der Privatwirtschaft, gute Mitarbeiter zu finden", betonte der SPNÖ-Landesparteichef. Europaweit sei es das gemeinsame Ziel, "der Langzeitarbeitslosigkeit den Kampf anzusagen". Der niederösterreichische EU-Abgeordnete Günther Sidl, SPÖ-Kandidat für die EU-Wahl, erklärte: "Es braucht die Entwicklung zu einer Sozialunion."
SPE-Spitzenkandidat Schmit besucht auch Lehrwerkstätte in Wien
In Marienthal, heute Teil der Marktgemeinde Gramatneusiedl, hatte in den 1930er-Jahren ein Forscher-Team rund um Marie Jahoda, Paul Felix Lazarsfeld und Hans Zeisel die Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit nach der Schließung einer Textilfabrik mit über 1.000 Beschäftigen untersucht. Die Studie zählt zu den Klassikern in der empirischen Sozialforschung. Weiters stand am Dienstag ein Besuch von Schmit in einer Lehrwerkstätte in Wien auf dem Programm. Am Abend wird der Luxemburger beim SPÖ-Wahlkampfevent in der Bundeshauptstadt unter dem Motto "Wir stehen zusammen für unser Europa" zu Gast sein.