Bei der EU-Wahl 2024 werden mit ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne, NEOS, KPÖ und Liste DNA am 9. Juni sieben Parteien am Wahlzettel stehen. Die Spitzenkandidaten im Kurzporträt.
Die Grüne Spitzenkandidatin Lena Schilling ist mit ihren 23 Jahren die mit Abstand jüngste Listenerste bei der am 9. Juni 2024. Alle anderen Wahllisten werden von Männern im Alter zwischen 55 und 69 Jahren geführt. Zwei davon sitzen bereits im EU-Parlament, zwei wechseln aus dem Nationalrat nach Straßburg. Vier der sieben Kandidaten stammen aus Wien.
Die Spitzenkandidaten bei der EU-Wahl 2024
Die längste Erfahrung am europäischen Parkett hat FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky, er hat seit zehn Jahren ein EU-Abgeordnetenmandat. Der SPÖ-Listenerste Andreas Schieder sitzt seit fünf Jahren im Europaparlament und führt wie Vilimsky die Delegation seiner Partei dort. Der älteste der EU-Spitzenkandidaten kommt diesmal aus den pinken Reihen: Helmut Brandstätter feierte diese Woche seinen 69. Geburtstag. Insgesamt liegt der Altersschnitt der Zugpferde der Parteien bei 54,5 Jahren, gedrückt wird er von Lena Schilling - ohne die 23-Jährige läge er bei über 60 Jahren.
Reinhold Lopatka - ÖVP
Reinhold Loptaka ist zwar Newcomer in der EU-Riege - aber reich an parlamentarischer und internationaler Erfahrung. Gesammelt hat der 64-Jährige diese als steirischer Landtagsabgeordneter, langjähriger Nationalratsabgeordneter, Klubobmann und Staatssekretär - unter anderem im Außenministerium. Während es in den vergangenen Jahren innenpolitisch ruhig um Lopatka war, engagierte er sich als außenpolitischer und EU-Sprecher der ÖVP auf internationalem Parkett: unter anderem in den Parlamentarischen Versammlungen von Europarat und OSZE. Der Vollblutpolitiker und passionierte Marathon-Läufer gilt als Vernetzungskünstler und loyaler Parteipolitiker. Als solcher dürfte er als künftiger Delegationsleiter nach dem Abgang des prominenten parteiinternen Kritikers Othmar Karas wieder für eine einheitliche Linie der ÖVP-Truppe sorgen. Der studierte Jurist und Theologe ist verheiratet und hat drei Söhne.
Andreas Schieder - SPÖ
Andreas Schieder war bereits bei der letzten Europawahl der sozialdemokratische Spitzenkandidat. Vor seinem Wechsel nach Straßburg hatte der einstige Staatssekretär, langjährige Nationalratsabgeordnete und damalige Klubobmann eigentlich andere Karrierepläne. Der Versuch, Michael Häupl als Wiener Bürgermeister zu beerben, scheitert jedoch im Jänner 2018. Nachdem ihm die neue SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner dann noch den Job als Klubobmann abnahm, war die EU-Kandidatur das willkommene Ticket vom politischen Abstellgleis auf die EU-Bühne. Dort leitet der 55-jährige studierte Volkswirt seit fünf Jahren die SPÖ-Delegation im EU-Parlament. Beschäftigt hat er sich unter anderem mit äußeren Angelegenheiten etwa als Brexit-Berichterstatter und Vorsitzender der Nordmazedonien-Delegation. Schieder ist verheiratet mit der früheren Wiener Stadträtin Sonja Wehsely und hat mit ihr einen gemeinsamen Sohn.
Harald Vilimsky - FPÖ
Ausgerechnet der EU-Kritiker Harald Vilimsky ist diesmal der erfahrenste EU-Politiker in der Riege der Spitzenkandidaten. Seit 2014 sitzt der 57-jährige Wiener bereits in Straßburg und geißelt von dort den "EU-Wahnsinn". Vor seinem Einzug ins EU-Parlament hatte sich Vilimsky bereits als polternder FPÖ-Generalsekretär einen Namen gemacht. Seine Parteikarriere gestartet hatte der ausgebildete PR-Berater als Pressereferent unter Jörg Haider im Parlamentsklub und danach im Wiener Rathausklub. 2006 nahm ihn Strache als Generalsekretär in die Bundespartei und den Nationalrat mit. Im EU-Parlament bemüht sich Vilimsky darum, rechte internationale Allianzen zu schmieden. Eine Vereinigung der Rechtsaußen-Fraktion ID, der neben der FPÖ auch die deutsche AfD angehört, mit rechtskonservativen Parteien und Orbans rechtsnationaler Fidesz scheiterte bisher aber an divergierenden Ansichten der nationalistischen Parteien u.a. bei Flüchtlingsverteilung oder Russland. Vilimsky ist verheiratet und Vater einer Tochter.
Lena Schilling - Grüne
Die frischeste Newcomerin auf der politisches Bühne bei der EU-Wahl ist Lena Schilling. Die 23-jährige Wienerin erlangte in den vergangenen Jahren als Klimaaktivistin Bekanntheit. Schon in der Schulzeit wurde sie als Teil der "Fridays for Future" politisch aktiv. 2020 gründete sie den Wiener Jugendrat und beteiligte sich am Protestcamp gegen den Bau des Schnellstraßentunnel unter dem Nationalpark Lobau in Wien. 2022 veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel "Radikale Wende. Weil wir eine Welt zu gewinnen haben". 2023 wurde die Politikwissenschaft-Studentin und Tanzlehrerin zudem Kolumnistin der "Krone". Sie ist nicht nur die einzige Frau in der Riege der österreichischen EU-Spitzenkandidaten, mit ihren 23 Jahren wird sie bald auch die jüngste Österreicherin sein, die je ins EU-Parlament eingezogen ist.
Helmut Brandstätter - NEOS
Mit 69 Jahren ist Helmut Brandstätter der älteste EU-Spitzenkandidat und wohl bald auch im EU-Parlament der älteste österreichische Mandatar. Der ehemalige Journalist stieg erst vor fünf Jahren als Quereinsteiger in die Politik ein und sitzt seitdem für die NEOS im Nationalrat. Dort hat sich der frühere "Kurier"-Herausgeber und -Chefredakteur sowie langjährige Medienmacher aus pinker Sicht als außenpolitischer Sprecher und im Ibiza-U-Ausschuss bewährt. Daher wurde der Wiener auf seinen Wunsch im dreistufigen Bewerbungsprozess zum EU-Spitzenkandidaten gekürt. Brandstätter ist nach eigenem Bekunden ein glühender Europäer. Der studierte Jurist ist mit der ORF-Journalistin Patricia Pawlicki verheiratet und Vater von drei Kindern.
Günther Hopfgartner - KPÖ
Die KPÖ schickt den 59-jährigen Günther Hopfgartner bei der EU-Wahl 2024 ins Rennen. Der nur Polit-Insidern bekannte gebürtige Linzer ist hauptberuflich Gastwirt in Wien. Im hippen Wiener Bezirk Neubau betreibt der frühere Bademeister und langjährige Redakteur der Wochenzeitung "Volksstimme" das Café Siebenstern. Seit Jahrzehnten ist er bereits Mitglied der KPÖ und war auch Bundeskoordinator der Kommunistischen Jugend Österreich (KJÖ). 2021 wurde er Parteivorsitzender. Bereits 2009 hat Hopfgartner die KPÖ einmal als Spitzenkandidat in die EU-Wahl geführt. Damals verpasste die KPÖ mit 0,65 Prozent wie auch bei allen anderen bisherigen EU-Wahlen klar den Einzug ins Europaparlament.
Maria Hubmer-Mogg - Liste DNA
Die Liste DNA (DEMOKRATISCH - NEUTRAL - AUTHENTISCH), die es ebenfalls auf den Stimmzettel geschafft hat, geht mit der Corona-Maßnahmen-Gegnerin Maria Hubmer-Mogg an den Start. Die 1982 geborene Grazerin fordert unter anderem eine "unabhängige Untersuchung der Coronapolitik" und eine Ablehnung des geplanten Pandemievertrags der WHO. Auch will DNA einen "sofortigen Stopp der Russland Sanktionen" und Aufnahme von Friedensverhandlungen, wie es seitens der Liste bei der Bekanntgabe der Kandidatur im Februar hieß. Auch ein NATO-Beitritt wird abgelehnt, ebenso jener zur europäischen Luftverteidigungsinitiative Sky Shield. Die laut DNA-Homepage verheiratete Mutter eines Sohnes ist laut Angabe der Liste Medizinerin, Mentalcoach und Kräuterpädagogin.