ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher äußerte sich am Freitag zuversichtlich, dass der wiederholt verschobene Start der neuen europäischen Rakete "Ariane 6" im Sommer stattfinden wird
"Anfang Mai - also in Kürze - werde ich vielleicht sogar einen Zieltermin nennen können, an dem wir den Start planen", so Aschbacher. Dieses Zeitfenster für den Start der "Ariane 6" liegt zwischen Mitte Juni und Ende Juli und wird voraussichtlich eingehalten, erklärte der ESA-Generaldirektor im Rahmen eines Gesprächs mit der APA am Rande der Einweihung des "ESA Phi-Lab Austria" in der Nähe von Wien.
"Ariane 6" soll Europa unabhängigen Zugang zum Weltraum sichern
Die Tests der Antriebssysteme der "Ariane 6" verliefen erfolgreich und zurzeit werden die Booster-Tanks am europäischen Raumfahrtbahnhof in Kourou, Südamerika, an der Rakete befestigt. Wenn alles gemäß dem Zeitplan verläuft, wird Europa bald wieder einen unabhängigen Zugang zum Weltraum durch eine kraftvolle Trägerrakete haben. Dies ist laut Aschbacher, der seit 2020 die Führung der europäischen Raumfahrtagentur innehat, für Europas Wirtschaft und Forschung von großer Wichtigkeit. Die USA hatten das wirtschaftliche Potenzial des Weltraums schon vor Jahrzehnten erkannt. Die ESA erwartet, dass jeder in den Sektor investierte Euro mittelfristig sieben bis zehn Euro erwirtschaftet. Europa hat sich mittlerweile in diesem Bereich ebenfalls stark positioniert.
Österreich könnte bei ESA-Programmen mehr machen
Österreich erhöhte seinen Beitrag zur ESA für den Gesamtzeitraum von 2023 bis 2025 auf insgesamt 261 Mio. Euro. Das Land bediene damit, seinem Anteil an der Gesamtwirtschaftsleistung der ESA-Mitgliedsstaaten von 2,13 Prozent entsprechend, das Budget der Agentur mit. Darüber hinaus gibt es aber auch die "optionalen Programme", die die ESA auflegt. Hier liege Österreich bei einem Anteil von 0,99 Prozent. Aschbacher: "Das ist natürlich schade." Das limitiere mitunter auch heimische Firmen, die bei dieser Höhe der Zeichnung Österreichs "am Plafond" sind. "Hier kann natürlich mehr gemacht werden", so der aus Tirol stammende ESA-Chef.
Erste Österreicherin könnte ins All starten
Mit der Kärntnerin Carmen Possnig hat es eine junge Österreicherin 2022 in die Riege der ESA-Ersatzastronautinnen und -astronauten geschafft. Die Chancen, dass erstmals eine Österreicherin ins All gelangt, "sind sehr real", betonte Aschbacher. Wenn die Rahmenbedingungen passen, zeige das Beispiel des Reserveastronauten Marcus Wandt aus Schweden, dass es sehr schnell gehen könne: Innerhalb weniger Monate absolvierte er sein Training und konnte zur ISS-Raumstation starten. "Genau das gleiche kann natürlich auch Carmen Possnig durchführen", so der ESA-Chef, wobei hier viele Faktoren - u.a. auch die Finanzierung - zusammenspielen müssten.
ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher: "Ohne Europa kommt die NASA nicht auf den Mond"
Sehe er manchmal Menschen mit NASA-Logos auf T-Shirts durch Paris oder Wien gehen, "stört es mich natürlich", räumte Aschbacher ein: "Wir machen vielleicht aus einem Euro sogar mehr als die NASA aus einem Dollar." Mittlerweile habe er veranlasst, dass die Lizenzierung des ESA-Logos freigegeben wird. In Abstimmung mit der Agentur könne nun also jeder das Logo nutzen. Aschbacher: "Ich will das jetzt auch propagieren."
In Zusammenarbeit mit der US-Weltraumbehörde hat man im Rahmen des "Artemis"-Programmes auch die bemannte Rückkehr auf den Mond im Visier. "Wir sind hier ein ganz starker Partner", betonte der ESA-Chef. Mit dem "European Servicemodul" liefert man ganz zentrale Technologie für das Vorhaben. Auch im "Lunar Orbital Platform-Gateway", das den Erdtrabanten umkreisen wird, steckt sehr viel Technik aus Europa: "Das ist eine Auszeichnung für Europa - da bin ich als ESA-Generaldirektor besonders stolz. Mit anderen Worten: Die NASA kann ohne die ESA nicht auf den Mond fliegen oder Astronauten hinbringen. Das ist natürlich schön zu sehen, weil wir gut sind, und unsere Versprechen auch zeitgerecht einhalten und abliefern."