Marcel Hirscher beginnt seine zweite Laufbahn als alpiner Skirennfahrer. Doch ein Start im Weltcup wird aktuell durch das FIS-Regulativ verhindert. Zudem stellt sich die Frage, ob Hirscher an die Weltspitze zurückkehren kann, oder ob es sich bei seinem Comeback nur um einen Marketing-Schachzug handelt?
"Dass der das Skifahren nicht verlernt hat, versteht sich von selbst", so Österreichs Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer über Marcel Hirscher. "Ich weiß auch, dass Marcel ständig seine Kondition trainiert hat, dass er ständig beim Skifahren war. Es wird natürlich ein Thema der Startnummer sein", weiß der Kärntner. "Aber ich sage einmal, wenn der Marcel in einen Bereich kommt, wo er im Weltcup wieder die Startnummer hat, dann gehe ich auch davon aus, dass er wieder ganz vorne mitfahren kann."
Marcel Hirscher muss vor Weltcup-Comeback FIS-Punkte sammeln
Derzeit wären Starts im Weltcup für Hirscher aufgrund der Regeln der FIS nicht machbar. Nachdem er fünf Saisonen lang als Ski-Ruheständler galt, dessen FIS-Status als inaktiv vermerkt war und der keine Wettkampfergebnisse erzielte, müsste er praktisch von vorn beginnen. Die Qualifikationskriterien für die Teilnahme an Weltcup-Wettbewerben werden jede Saison neu festgelegt und gelten dann für den gesamten Winter. Im letzten Jahr hatten lediglich die ersten 150 Athleten der FIS-Rangliste in ihrer jeweiligen Disziplin ein Antrittsrecht. In der letzten Rangliste vom April der Saison 2023/24 befindet sich Hirscher im Slalom auf Rang 300 und im Riesenslalom auf Platz 777. Nachdem der Wechsel der Nation offiziell abgeschlossen ist und der Athlet aus Salzburg wieder als aktiver Sportler geführt wird, steht ihm eine enorme Herausforderung bevor, sollte er sich signifikant verbessern wollen.
Regeln für Start von Hirscher bei Ski-WM in Österreich weniger streng
Dazu sind vor allem FIS-Rennen geeignet, bei denen üblicherweise der Nachwuchs Rennerfahrungen sammelt. Sie gibt es zuhauf während der Saison, an den unterschiedlichsten Schauplätzen. Die Pistenbeschaffenheit ist meist fernab von Weltcup-Standards. Los geht es bereits im (europäischen) Sommer in Neuseeland und Südamerika. Bei diesen Rennen müsste Hirscher mehrmals dick anschreiben, um seine Weltcup-Lizenz zurückzubekommen. Bei Großereignissen jedoch sind die Kriterien weniger streng - das öffnet Tür und Tor für die Heim-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm.
Neureuther traut Marcel Hirscher erfolgreiches Comeback zu
"Wenn es einer packen kann, dann ist der Marcel der Einzige, dem man das zutrauen kann", zeigte sich auch Felix Neureuther überzeugt, dass sein langjähriger Weggefährte und Kumpel ein erfolgreiches Comeback hinlegen kann. "Wenn der Marcel am Start steht, dann will er auch abliefern", sagte der erfolgreichste deutsche Weltcup-Athlet. Dass Hirscher hauptsächlich eine Marketing-Aktion im Sinn hat, glaube er nicht, betonte der Bayer.
Marcel Hirscher will eigene Skimarke weiterentwickeln
Hirschers Firma ließ in einer Aussendung verbreiten, er wolle "seine Freude am Rennfahren mit seiner beruflichen Aufgabe verbinden, Equipment seiner Skimarke Van Deer-Red Bull Sports zu testen und weiterzuentwickeln". Von der Freude am Rennfahren war von den Protagonisten am Mittwoch auffallend oft die Rede - dabei hatte Hirscher nach seinem Rücktritt 2019 mehrfach angeführt, dass er gerade die Lust daran verloren habe. Hirschers Van-Deer-Mitstreiter Anton Giger betonte dagegen, dass man gespürt habe, "dass er immer wieder einmal" Richtung Comeback überlegt habe.
Österreichischer Tourismus hofft auf Hirscher-Effekt
Für den österreichischen Wintertourismus hätte eine Medienpräsenz von Hirscher in den Niederlanden jedenfalls den angenehmen Nebeneffekt, dass in einem wichtigen Herkunftsmarkt kräftig die Werbetrommel gerührt würde. Mit 6,7 Millionen Nächtigungen in der Wintersaison 2022/23 laut Statistik Austria sind die Niederlande Nummer zwei bei den Auslandsgästen hinter Deutschland und jetzt schon ein wesentlicher Faktor für die heimischen Betriebe. Gäste aus dem Land halten sich überdies bei einem Winterurlaub überdurchschnittlich lange in Österreich auf. Hirscher könnte die Ski-Begeisterung in den Niederlanden zusätzlich anfachen.
Die bisher mit Abstand beste Weltcup-Platzierung eines "Oranje"-Starters erreichte übrigens 2012 Marvin van Heek, der in Gröden bei einer verkürzten Abfahrt auf Position acht fuhr. Bei den Frauen schaffte es die gebürtige Deutsche Christa Kinshofer in den 1980er-Jahren sogar zweimal auf den fünften Platz.