Österreich trifft bei der Fußball-EM unter anderem auf Frankreich und die Niederlande. "Wir haben mittlerweile ein Selbstverständnis in der Mannschaft, dass wir jede Nation ärgern können", so Österreichs Christoph Baumgartner. "Aber wir müssen unser Topniveau erreichen. 90 Prozent werden nicht reichen."
Elf Tore hat Baumgartner in bisher 34 Länderspielen für Österreich erzielt. Seit seinem Debüt im September 2020 hat kein ÖFB-Kicker so oft im Nationalteam getroffen wie der 24-jährige Niederösterreicher. "Das System passt sehr gut zu mir", erklärte Baumgartner. Seine Scorerqualitäten dürften bei der im Sommer in Deutschland gefragt sein. In Abwesenheit der verletzten Stars David Alaba und Marko Arnautovic könnte er zudem langsam auch in eine Leaderrolle wachsen.
Baumgartner: "Etwas künstlich zu kreieren, ist nie authentisch"
"Man ist nicht von heute auf morgen Führungsspieler. Das ist ein Prozess, der in erster Linie über Leistung passiert", betonte Baumgartner am Mittwoch im Teamcamp in Marbella. Dazu komme die menschliche Komponente. "Ich versuche, der Baumi zu sein, der ich bin. Etwas künstlich zu kreieren, ist nie authentisch. Das wirkt auch nicht." Es müsse in einem drinnen sein, ob man ein Spieler sei, "der den Mund aufmacht und seine Meinung kundtut". Er selbst sehe sich durchaus als solcher.
Als Vorbild nannte der Offensivmann von RB Leipzig diesbezüglich Thomas Müller. "Das ist etwas, das ihn stark macht", sagte Baumgartner über den Bayern-Routinier. "Er ist sicher einer der spielintelligentesten Spieler, gegen die ich gespielt habe - wie er Kommandos gibt, Räume freimacht und besetzt. Das kommt über die Erfahrung, es ist aber auch eine Gabe." Sein Spielstil sei jenem von Müller gar nicht unähnlich, meinte Baumgartner. "Auch wenn er natürlich ein Weltklasse-Spieler ist."
Baumgartner nannte Stärke
Als seine beste Position im Nationalteam sieht Baumgartner jene der zweiten Spitze, die er zuletzt neben dem groß gewachsenen Michael Gregoritsch besetzt hat. Im Test im November gegen Deutschland (2:0) habe das "sehr gut funktioniert". Baumgartner gelangen ein Tor und ein Assist. "Mit einem richtigen Neuner vorne hat man rund um ihn viele Freiheiten. Das ist eine meiner größten Stärken, da Räume zu erkennen und zu besetzen." Dazu sei man jener Mann, der das Pressing auslöst. "Davon hängt oft ab, wie das restliche Pressing, das uns stark macht, ausschaut." Er sei aber keinesfalls auf eine Position festgefahren. "Je nachdem, wie das Personal ist, und wo ich gebraucht werde."
Bei Leipzig wird er derzeit nur als Einwechselspieler gebraucht. Von den vergangenen neun Pflichtspielen absolvierte Baumgartner eines von Beginn an. Auf seinen Positionen in der Offensive ist der Champions-League-Achtelfinalist mit Niederlande-Jungstar Xavi Simons (20) und Spaniens Edeltechniker Dani Olmo (25) hochkarätig besetzt - dazu kommt noch der Nordmazedonier Eljif Elmas (24), der mit Napoli im Vorjahr italienischer Meister war.
Baumgartner mit bestem Schnitt
Mit umso größerer Vorfreude rückte Baumgartner beim ÖFB-Team ein. "Ich weiß, dass mir lange Einsatzzeiten auch körperlich guttun", meinte der Waldviertler. In den Testspielen gegen die Slowakei (Samstag in Bratislava) und die Türkei (Dienstag in Wien) will er sein Torkonto noch einmal nach oben schrauben. Sein Schnitt von 0,32 Treffern pro Länderspiel ist der mit Abstand beste im aktuellen Kader. In diesen Sphären bewegt sich sonst nur Rekordnationalspieler Arnautovic (36 Tore in 111 Länderspielen).
Ein wichtiges Tor hat Baumgartner auch bereits bei einer EM gemacht - mit der "Sohle von Bukarest" beim 1:0-Sieg gegen die Ukraine, der Österreich 2021 den ersten Einzug in ein EM-Achtelfinale bescherte. "Wir haben als Team schon gezeigt, dass wir so ein Turnier auch annehmen können, dass wir so enge Spiele auch gewinnen können", betonte Baumgartner. Die Vorfreude auf die nächste Chance sei riesig. "Es ist nicht mehr lange hin."
EM rückt näher
Der Lehrgang sei die letzte Chance, sich vor der EURO noch einmal ins Rampenlicht zu spielen. Auch acht Spieler aus der heimischen Bundesliga stehen im 26-Mann-Kader. "Man merkt, dass die österreichische Liga sehr viel Qualität dazugewonnen hat", sagte Baumgartner. "Es ist kein Unterschied, die fallen nicht ab." Die Basis des ÖFB-Teams sei mittlerweile breiter. "Es gibt viele Jungs, die von hinten nachrücken. Das ist sehr wichtig. Nur so kannst du den Konkurrenzkampf hochhalten."