Der Kanon, der die Regeln für die Oscarnominierung festlegt, ist äußerst detailliert. Das Konvolut der Academy of Motion Picture Arts and Sciences umfasst 40 Seiten mit präzisen Beschreibungen.
Der Kanon, der die Regeln für die Oscarnominierung festlegt, ist äußerst detailliert. Das Konvolut der Academy of Motion Picture Arts and Sciences umfasst 40 Seiten mit präzisen Beschreibungen.
Für die diesjährige Verleihung wurden alle Werke in Betracht gezogen, die zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2023 in mindestens einem Kino in einer der sechs US-Metropolregionen für mindestens sieben Tage kommerziell gezeigt wurden. Es gibt Ausnahmen für die Auslandsoscar-Sparte. Reine Streamingproduktionen sind hingegen nicht oscarfähig. Auch die von Netflix & Co produzierten Arbeiten müssen zumindest zeitgleich einen Kinostart nach den genannten Vorgaben vorweisen, um potenziell ins Oscarrennen einzusteigen. Und alle Filme müssen zumindest 40 Minuten lang sein - wenn man von den Kurzfilmkandidaten absieht.
Ab heuer müssen Werke, die für die Königskategorie Bester Film ins Rennen gehen, überdies erstmals verpflichtende Diversitätsregeln erfüllen, die im Zuge der Debatte unter dem Hashtag #OscarsSoWhite entwickelt wurden. Demnach gibt es vier große Felder, von denen ein Film zumindest in zweien reüssieren muss, um nominiert zu werden. Die erste Säule betrifft etwa die Repräsentation auf der Leinwand. Hier muss entweder ein Hauptcharakter einer ethnischen Minderheit angehören, 30 Prozent der Darsteller in Nebenrollen aus zumindest zwei unterrepräsentierten Gruppen wie Frauen oder der LGBTQ+-Gemeinschaft stammen oder sich die Narration um eine dieser Gruppen drehen. Die weiteren Säulen sind die Kreativteams hinter der Kamera, die ebenfalls divers besetzt sein sollten, die Bereitstellung von Praktika und Arbeitsmöglichkeiten für unterrepräsentierte Gruppen sowie die Diversität in den Marketing- oder Kreativbereichen der jeweiligen Studios.
Sind all diese Kriterien erfüllt, dann steht dem großen Votum nichts mehr im Wege. Bis 2 Uhr nachts am morgigen Mittwoch geht die Abstimmung der rund 10.500 Mitglieder der Akademie. Sie entscheiden in der Endrunde in allen 23 Kategorien von Kamera bis bester Film über den oder die Gewinner. Die meisten Nominierungen sind zuvor von den einzelnen Branchenvertreter gewählt worden. Es gibt 18 Berufszweige innerhalb der Akademie, darunter stellen die Schauspieler und die Produzenten die größten Gruppen.
Der Weg für einen Filmkünstler in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences führt über eine Oscarnominierung, über Empfehlungen oder besondere Verdienste um den Film. Man kann sich keine Mitgliedschaft erkaufen, man wird berufen. Dabei bemüht sich die Academy seit einigen Jahren, die Zahl der Minderheiten respektive der Frauen in ihren Reihen aktiv zu erhöhen.
Die Oscarjuroren müssen ihre Stimmzettel mit der Post oder online einreichen. Nach alter Tradition zählt die Prüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers die Stimmen von Hand an einem geheimen Ort aus. Die streng gehüteten Ergebnisse in 23 Kategorien werden in versiegelten Umschlägen direkt zur Preisgala gebracht. Damit es dann in der Nacht von 10. auf 11. März wieder heißen kann: "And the winner is..."
(APA/Red)