Helmut Brandstätter geht als Spitzenkandidat der NEOS in die EU-Wahl am 9. Juni 2024. Alle Infos im Steckbrief.
Mit Helmut Brandstätter geht für die NEOS ein ehemaliger Journalist und nach eigenem Bekunden glühender Europäer ins Rennen für die am 9. Juni. Der 68-Jährige, der 2019 über eine sogenannte "Wildcard" für die Pinken in den Nationalrat einzog, hat sich bereits im heimischen Parlament als Abgeordneter bewährt. Nicht nur als außenpolitischer Sprecher, sondern auch im Ibiza-U-Ausschuss.
NEOS-Spitzenkandidat Brandstätter: Der Europäer mit der Wildcard
Sehr umtriebig in außenpolitischen Fragen ist Brandstätter auch auf X (vormals Twitter). Insbesondere was die Verurteilung des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine anbelangt. Aber auch wenn es darum geht, die Vorzüge der europäischen Union hervorzuheben und zu argumentieren. Das Ganze, gepaart mit einer für einen Quereinsteiger selbstbewusst vorgetragenen politischen Abgeklärtheit, dürfte es für Parteichefin Beate Meinl-Reisinger leicht gemacht haben, sich frühzeitig auf den 68-Jährigen als Spitzenkandidaten festzulegen.
Mit dem Rückenwind durch die Parteichefin durchlief Brandstätter dann auch den üblichen dreistufigen Bewerbungsprozess für die Spitzenkandidatur der Pinken problemlos. Bereits bei der ersten Etappe, der Online-Vorwahl, landete er mit großem Abstand auf dem ersten Platz. Und nachdem sich der erweiterte Vorstand einstimmig für ihn ausgesprochen hatte, konnte sich Brandstätter bei einer Bundesmitgliederversammlung in Rankweil schließlich über eine Zustimmung von 84 Prozent freuen.
Vom Journalisten zum Politiker: Brandstätters Weg zu den NEOS
Angedockt bei den NEOS hatte der frühere "Kurier"-Herausgeber und -Chefredakteur sowie langjährige Medienmacher 2019. Damals erhielt er über eine sogenannte "Wildcard" den zweiten Platz auf der pinken Bundesliste. Parallel zu seinem Einstieg in die Politik veröffentlichte er damals eine Abrechnung in Buchform mit der nach dem Ibiza-Video in Bruch gegangenen türkis-blauen Koalition.
Geboren wurde Brandstätter am 24. April 1955 in Wien. Sozialisiert wurde der gebürtige Wiener in einem bürgerlichen Umfeld. Sein Vater, Ernst Brandstätter, war über ein Vierteljahrhundert Generalsekretär der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern. Brandstätter selbst war als Vertreter der ÖVP-nahen Studentenunion zwei Jahre lang Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH).
Seine journalistische Karriere startete - nach einem Studium der Rechtswissenschaften und dem Besuch der John-Hopkins-Universität in Bologna - 1982 in der Auslandsredaktion des ORF-Fernsehens. Zwischen 1984 und 1991 berichtete er als Korrespondent aus Bonn und Brüssel. 1991 übernahm Brandstätter im ORF die Leitung der Hauptabteilung Dokumentation. ORF-Sehern ist er auch als Präsentator des Polit-Magazins "Report" in Erinnerung.
1997 verließ der Journalist den öffentlich-rechtlichen Sender, um in Berlin als Trouble Shooter die Geschäftsführung des Nachrichtensenders n-tv zu übernehmen, wo er bis zum Einstieg des Privatsenders RTL im Jahr 2003 auch als Chefredakteur fungierte. Nach der Übernahme kehrte er nach Österreich zurück, dockte kurz beim damals neu gestarteten Wiener Privatsender Puls TV an und machte sich 2005 als Kommunikations- und Medienberater selbstständig.
Kampf um Medienmacht während Kurz-Ära
2006 bewarb sich Brandstätter, der mit der ORF-Journalistin Patricia Pawlicki verheiratet und Vater von drei Kindern ist, für den Posten des ORF-Generaldirektors, unterlag aber Alexander Wrabetz. Danach widmete sich Brandstätter seiner Kommunikationsagentur BBC (Brandstätter Business Communications), deren Anteile er 2010 nach der Bestellung zum "Kurier"-Chefredakteur verkaufte. Acht Jahre lenkte Brandstätter die Geschicke der Wiener Tageszeitung, bis er 2018 als Chefredakteur durch Martina Salomon ersetzt wurde.
Brandstätter führte seine Ablöse auf politische Interventionen zurück. In seinem damals verfassten Buch "Kurz & Kickl - Ihr Spiel mit Macht und Angst" thematisierte er so auch breit den Druck der Mitarbeiter um Ex-Kanzler Sebastian Kurz auf Medien im Allgemeinen und auf den "Kurier" im Besonderen. Wiederholt warnte er vor einem schleichenden Umbau Österreichs in einen autoritären Staat nach ungarischem Vorbild.