Lena Schilling, Spitzenkandidatin der Grünen für die EU-Wahl am 9. Juni, möchte die Frage des Klimaschutzes als "eine der sozialen Fragen unserer Zeit" formulieren.
Akzeptanz für entsprechende Maßnahmen könne man erreichen, wenn man klarmache, dass mehr Klimaschutz oft auch mehr Freiheit bedeute, sagte sie im Interview mit der APA. Ihr Antreten sieht die 23-Jährige als Signal an junge Wählerinnen und Wähler, sie kandidiere aber auch "für Mamas".
Zwar sei sie "keine Grüne per se", Kontakte zu anderen interessierten Parteien wären dennoch "nur sehr lose und sehr locker" geblieben, sagte die quereingestiegene Umweltaktivistin. Von der Sozialdemokratie würde sie sich etwa einen anderen Kurs wünschen, erinnerte sie an "diese ganze Lobaudebatte" samt Klagsdrohungen der Wiener Umweltstadträtin Ulrike Sima (SPÖ).
Schilling: "Dass ich jetzt hier sitze, hat einen guten Grund."
"Dass ich jetzt hier sitze, hat einen guten Grund. Weil ich glaube, dass die Grünen schon die einzige Partei sind, die glaubhaft Klimaschutz vertreten", so Schilling. Sie sei auch mit "viel Vertrauen und Herzlichkeit" aufgenommen worden und habe "sehr coole" Menschen kennengelernt. Am Bundeskongress der Grünen kommenden Samstag in Graz stellt sie sich der Wahl durch die Delegierten der Partei.
Neben Klima als Kernthema will die designierte Spitzenkandidatin auch dem Rechtsruck in Europa entgegenzutreten. "Es geht klar um den Erhalt unserer Demokratie und vor allem um den Erhalt von Menschenrechten, den Erhalt von Sozialrechten", sagte sie. Deutsche AfD-Politiker und Identitäre, die über die Deportation von Staatsbürgern redeten, seien für FPÖ-Chef Herbert Kickl "Bussibussi-Freunde". Und immer, wenn dessen Partei in der Regierung gewesen sei, seien etwa Krankenkassen angegriffen, Sozialleistungen gekürzt oder Frauenrechte eingeschränkt worden, meinte sie.
Doch auch mit Europas Konservativen hat Schilling ein Hühnchen zu rupfen. Die Europäische Volkspartei (EVP), zu der auch die ÖVP gehört, setze sich mit Leidenschaft gegen Natur- und Bodenschutz ein, sei aber auch ganz vorne beim Blockieren des Lieferkettengesetzes dabei. Über die wohl noch bis zum Herbst laufende Koalition der Grünen in Österreich mit der Volkspartei wolle sie nicht urteilen. Aber: "Natürlich finde ich das völlig absurd, dass man ständig über höhere Strafen für Klimaaktivisten redet und sehr wenig über Klimaschutzmaßnahmen."
Schilling kritisierte Klebeaktionen auf Österreichs Straßen
Klebeaktionen auf Österreichs Straßen kritisierte sie erneut, dem stellte sie ihren eigenen Aktivismus entgegen: "Wir haben mit einem Baustellenprotest nicht Menschen im Frühverkehr blockiert, sondern eine Stadtregierung, die eine Straße durchsetzen wollte." Widerstand gegen Veränderungen und Ängste vor Wohlstandsverlust will Schilling mit positiven Erzählungen entgegentreten: "Weil in ganz vielen Fragen heißt mehr Klimaschutz auch mehr Freiheit", etwa beim Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, der Verbesserungen für alle Menschen bringe.
Als Aktivistin habe sie sich immer als "Teil von was großem Ganzen" verstanden: "Da ist es immer schön, mit anderen Menschen für etwas zu kämpfen und auch zu sehen, dass man Dinge gewinnen kann." Im Wahlkampf wolle sie Anliegen junger Menschen mitnehmen, sie denke aber etwa auch an Mütter, über die oft nur geredet werde, als seien sie eine Ressource, die sich um Kinder und Angehörige kümmere.
"Meine Mama ist eine total zentrale Figur in meinem Leben", betonte sie über die Sozialarbeiterin und Flüchtlingshelferin. Auch ihren Vater erwähnte Schilling als "total wichtige Figur". Er stehe aber nicht gerne in der Öffentlichkeit und leide darunter, medial fälschlich als "der böse Bankmanager" dargestellt zu werden, obwohl er einfach nur in einer Bank arbeite. "Mein Papa war auch immer auf Demonstrationen", verwies sie auf familiäre Jugendaktivitäten.