Russland und die Ukraine haben sich einen Tag vor dem Auslaufen auf eine weitere Verlängerung des Getreideabkommens geeinigt.
Das neue Getreideabkommen gelte für weitere zwei Monate, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch in Ankara. Russland hatte zuvor mit einem Aus gedroht, weil es Hindernisse bei seinen eigenen Getreide- und Düngemittelausfuhren beklagt.
"Ich wünsche mir, dass diese Entscheidung allen Parteien zugute kommt", sagte Erdogan vor Vertretern seiner Partei AKP in Ankara weiter. Seine Rede wurde auch im türkischen Fernsehen übertragen. "Wir werden unsere Bemühungen in Zukunft fortsetzen und alle Bedingungen des Abkommens erfüllen. Unsere russischen Freunde haben erklärt, dass sie türkische Schiffe nicht am Auslaufen aus (ukrainischen) Häfen hindern werden. Wir sind ihnen für diese Entscheidung dankbar", unterstrich der türkische Präsident.
Russland hatte nach seinem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022
die Getreideexporte des Nachbarlandes blockiert. Die Blockade und
Sanktionen gegen Russland führten zu starken Preisanstiegen unter
anderem bei Getreide und Dünger. Im Juli 2022 kam die
Schwarzmeer-Getreide-Initiative zustande, die von den Vereinten Nationen
und der Türkei vermittelt wurde.
Das Abkommen erlaubt kontrollierte Getreideausfuhren aus den Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj (Juschny). Vertreter der UNO, Russlands, der Ukraine und der Türkei kontrollieren die Schiffsladungen in Istanbul. Damit soll sichergestellt werden, dass tatsächlich nur Lebensmittel und keine Waffen an Bord sind.
Seit dem Start des Getreidekorridors
wurden der UNO zufolge fast 30 Millionen Tonnen an landwirtschaftlichen
Gütern exportiert. 2022 kam aus der Ukraine demnach über die Hälfte des
Weizenbedarfs für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen.
Die
Ukraine und Russland sind wichtige Lieferanten von Weizen, Gerste,
Sonnenblumenöl und anderen Nahrungsmitteln für Länder in Afrika, im
Nahen Osten und in Teilen Asiens. Vor Kriegsbeginn war Russland außerdem
der weltweit größte Exporteur von Düngemitteln. Der Ausfall dieser
Lieferungen nach der russischen Invasion schürte die Sorge vor einer
Hungerkrise in ärmeren Ländern. Mehr als 1.000 Schiffe haben laut UNO im
Rahmen des Abkommens bisher ukrainische Häfen verlassen.