In Salzburg verhandeln seit 3. Mai ÖVP und FPÖ über die Bildung einer neuen Landesregieurung.
Über den Inhalt der Gespräche wurde Stillschweigen vereinbart. Die Atmosphäre bei den Treffen sei aber "konstruktiv und professionell", hieß es auf APA-Anfrage von Seiten der potenziellen Koalitionspartner. Ziel sei nach wie vor, die Verhandlungen bis Ende Mai zu einem Abschluss zu bringen. Im Laufe der nächsten Tage soll es einen ersten Zwischenbericht für die Öffentlichkeit geben.
Die einzelnen Kapitel des zukünftigen Regierungsprogramms werden in zwölf Untergruppen diskutiert, beim Gros der Themen dürften ÖVP und FPÖ inhaltlich nicht weit auseinander liegen. Beide Parteien stehen etwa zum Abschuss von "Problemwölfen" und sind für die Erweiterung des Einkaufszentrums Europark in der Stadt Salzburg, die mehrere Jahre lang am Veto des scheidenden grünen Regierungspartners gescheitert ist. Beide befürworten eine aktive Bodenpolitik mit Baulandsicherungsmodellen gegen Wohnungsnot und hohe Wohnungspreise, sind aber dagegen, dass das Land selbst Wohnungen baut. Und sowohl die Volkspartei wie die Freiheitlichen wollen den Einfluss der Landesumweltanwaltschaft und des Naturschutzes bei Bauverfahren schmälern.
Ein Knackpunkt vor der
Wahl war hingegen der unterschiedliche Zugang zu Windkraft.
ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer will nach einem Meinungsschwenk
rasch Windräder bauen, FPÖ-Chefin Marlene Svazek hat sich aber gegen
Windräder im alpinen Raum ausgesprochen und will stattdessen
Wasserkraftwerke errichten. Bei der Kinderbetreuung fordert die FPÖ
Prämien für Eltern, die ihre (Klein-)Kinder zu Hause betreuen, die ÖVP
machte sich zuletzt aber verstärkt für mehr Kinderbetreuungsplätze
stark.
Mit Spannung erwartet wird, wie die Aufarbeitung der
Corona-Krise ausfallen wird. "Die ÖVP muss hier nicht nur Rechenschaft
ablegen, sondern auch Buße tun. Das wäre ein ehrlicher Schritt, der der
Bevölkerung zeigt, dass man es ernst mit dem Überwinden der Gräben
meint", hatte Svazek vor der Wahl gesagt.
Über die
Ressortaufteilungen wollen Volkspartei und Freiheitliche erst nach
Abschluss der inhaltlichen Verhandlungen sprechen. Landeshauptmann
Haslauer hatte aber schon zu Beginn der Gespräche betont, dass die ÖVP
gerne jene Ressorts behalten würde, die man "traditionell immer schon
gehabt" habe. In den vergangenen fünf Jahren wurden die Bereiche
Soziales, Pflege, Kultur, Energie, Klima- und Umweltschutz von den
Grünen und Wohnen, Kinderbetreuung, Wissenschaft, Integration und
Familie von den NEOS geführt. Frei werden durch die Pensionierung von
Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl (ÖVP) auch das
Gesundheits- und das Finanzressort. Dass sich die Volkspartei von
letzterem trennen könnte, gilt jedoch als äußerst unwahrscheinlich: Im
Wahlkampf hatte Haslauer angekündigt, dieses werde künftig zur
"Chefsache". Fest steht, dass die ÖVP vier der sieben
Regierungsmitglieder in Salzburg stellen wird, die FPÖ drei.
Offene Proteste gegen die geplante schwarz-blaue Landesregierung gab es bisher kaum. Der Leiter des Literaturhaus Salzburg, Tomas Friedmann, warnte zum Start der Verhandlungen in einem Brief vor einer "Koalition der Schande". Die FPÖ und ihre rückwärtsgewandte Politik in eine Regierung zu holen, sei ein Fehler und ein falsches Signal für Österreich und Europa. Diese Woche kündigte das anlässlich der Koalitionsgespräche gegründete Salzburger "Bündnis gegen Schwarz-Blau" eine bundesweite Demo für den 29. Mai an (16.00 Uhr, Hauptbahnhof Salzburg). Der Zusammenschluss aus Gruppierungen und Privatpersonen der Zivilgesellschaft will ein Zeichen gegen den Rechtsruck in Österreich setzen.