Der Musiker, Schauspieler und Aktivist Harry Belafonte ist gestorben. Der Künstler machte sich vor allem für Bürgerrechte stark.
Der Amerikaner begann als Schauspieler und Jazzsänger, der Durchbruch gelang ihm aber mit karibischer Folkmusik. Seinen "Banana Boat Song" kennt wohl (fast) jeder. "Ich spreche für keine Partei, von keiner Eroberung eines Weltreiches - ich spreche von bestimmten Dingen, die von Herzen kommen, von allumfassender Menschlichkeit", sagte er einmal zur APA.
Zum Weltstar geworden war Belafonte einst mit zwei lang gezogenen Silben: "Daaaay-Ooo" singt er zum Auftakt des Calypso-Hits "Banana Boat Song", längst ein Ohrwurm-Klassiker. Mehr als 100 Millionen Platten mit Songs wie "Island in the Sun", "Matilda" und "Jump in the Line" verkaufte Belafonte, spielte in mehr als 40 Filmen mit und engagierte sich immer politisch. An der Seite von Martin Luther King Jr. kämpfte er für schwarze Bürgerrechte in den USA, mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika und als UNICEF-Botschafter für Kinder auf Haiti und im Sudan.
Harry Belafonte wurde zum Weltstar
Seine Lebensgeschichte ist die Geschichte Amerikas im 20. Jahrhundert. Geboren in New York, verbrachte Belafonte einen großen Teil seiner Jugend in der jamaikanischen Heimat seiner Mutter. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der US-Marine und
besuchte danach in New York die legendäre Schauspielschule des
emigrierten deutschen Regisseurs Erwin Piscator mit Kollegen wie Tony
Curtis und Marlon
Brando. Gerne wäre er der "erste schwarze Hamlet" geworden, wie er
einmal in einem Interview sagte. Stattdessen wurde es Hollywood mit
Filmen wie "Bright Road" (1953) und Otto Premingers "Carmen Jones" (1954).
Die Musik kam dazu und Belafonte, Sohn eines Schiffskochs aus Martinique und
einer Hilfsarbeiterin aus Jamaika, wurde zum "Calypso King". Hinter der
heiteren Urlaubsmusik steckte aber ein Aufschrei gegen Sklaverei. "So
haben meine Vorfahren eben ihren Protest verpackt. Schwarze Kunst war
immer verschlüsselt", sagte Belafonte. Abseits der Musik verschlüsselte er seine Kritik nicht - ob an Präsidenten wie George W. Bush, Barack Obama und
Donald Trump, oder auch an seinen Musikkollegen, denen er vorwarf, sich
nicht mehr um ihre "gesellschaftlichen Pflichten" zu kümmern.
Harry Belafonte war Musiker, Schauspieler und Aktivist
Nachdem Belafonte
1984 einen Nachrichtenbericht über die Hungersnot in Äthiopien gesehen
hatte, übernahm er die Initiative, die zur Aufnahme des
Fundraising-Songs "We Are the World" führte. Auf dem Welthit sang er
u.a. zusammen mit Bruce Springsteen, Bob Dylan, Michael Jackson oder Ray
Charles.
Bei einer Pressekonferenz 1993 in Wien anlässlich eines musikalischen Gastspiels sagte Belafonte: "In Amerika ist
der Rassismus weiter angewachsen." Auch die Entwicklung in Europa
beobachtet er sehr genau: "Die globale Zukunft hängt vielfach davon ab,
wie sich die Dinge auf dem alten Kontinent entwickeln." Es machte ihm
schon damals Sorgen, dass überall auf der Welt der Nationalismus eine
dominierende Rolle spiele, auch die Probleme nach dem Zusammenbruch des
Kommunalismus seien noch lange nicht bewältigt. "Wir haben die
wichtigsten moralischen Werte verloren", betonte Belafonte.
Harry Belafonte mit 96 Jahren gestorben
In seiner 2012 erschienenen Autobiografie "My Song" sprach Belafonte auch von seinen dunklen Seiten, von seiner Spielsucht und
Untreue beispielsweise. Zwei Ehen zerbrachen, in dritter Ehe war der
Vater von vier Kindern seit 2008 mit der Fotografin Pamela Frank
verheiratet. Nach Wien kam Belafonte zu Auftritten und
2011 zur Viennale. Dort präsentierte er seine Doku "Sing Your Song". Im
Gartenbaukino wurde er schon vor der Filmvorführung mit Standing
Ovations gewürdigt. Sichtlich gerührt ließ sich der damals 84-Jährige
bejubeln und beklatschen, um es dem Publikum bis Mitternacht mit Anekdoten zu danken. 1992 war er Gast von Richard Lugner am Opernball.
Zu seinem 90. Geburtstag hatte Belafonte ein ganz besonderes Geschenk bekommen: Seine Heimatstadt New York benannte eine Stadtteil-Bibliothek in Harlem nach ihm, wo er 1927 geboren wurde. "Harlem hat einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen und ich fühle mich geehrt, dass ich jetzt einen speziellen Platz in Harlem haben werde", so Belafonte damals. Nun starb er mit 96 Jahren in New York City.