Forscher wollen Eisproben aus einem Gletscher auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen für die Nachwelt erhalten.
Ein Forschungsteam aus Norwegen, Frankreich und Italien will am Dienstag auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen nördlich des Polarkreises damit beginnen tief ins ewige Eis bohren, um Proben vor dem Schmelzen der Gletscher zu retten und für die Nachwelt zu bewahren.
Eisproben aus Arktis liefert Forschern Daten über Klima und Umwelt
Das Forschungsteam will den Angaben zufolge 125 Meter lange Bohrkerne aus einem Gletscher entnehmen, um geochemische Spuren zu sichern, die drei Jahrhunderte zurückreichen. In altem Eis eingeschlossene Gase und Partikel liefern Forschern wertvolle Informationen über Klima und Umwelt vergangener Zeiten.
Experten befürchten jedoch, dass Wasser aus schmelzendem Eis nach unten sickert und in tiefer liegende Eisschichten eindringt. Die Spuren im Gletschereis und das Wissen über die Vergangenheit unseres Planeten werden damit unwiederbringlich verfälscht.
Klimawandel macht sich in Arktis stärker bemerkbar
Durch den
Treibhausgas-Ausstoß der Menschheit, insbesondere durch die Nutzung
fossiler Energieträger wie Erdöl und Erdgas, hat sich die Erde seit dem
vorindustriellen Zeitalter bereits um rund 1,1 Grad Celsius erwärmt. Die
Arktis erwärmt sich Studien zufolge zwei bis vier Mal schneller als der Rest des Planeten.
Im Zuge des Klimawandels und der Gletscherschmelze verschwinde der wichtigste Forschungsgegenstand der Glaziologen "für immer von der Oberfläche des Planeten", sagt Jerome Chapellaz von der Stiftung Ice Memory, die die Mission leitet. "Es ist unsere Pflicht als heutige Glaziologen, dafür zu sorgen, dass etwas davon erhalten bleibt."
Eisprobe aus Arktis soll in Schneehöhle gelagert werden
Einer
der Bohrkerne, die die Forscher auf Spitzbergen entnehmen wollen, soll
den Angaben zufolge sofort untersucht werden. Der zweite soll in ein
Eisbohrkern-Archiv in der Antarktis gebracht werden, wo die Bohrkerne in
einer Schneehöhle sicher eingelagert und für zukünftige Generationen
von Wissenschaftlern erhalten werden sollen.
Die acht an der
Expedition beteiligten Wissenschafter haben ihr Lager in 1.100 Metern
Höhe auf dem Holtedahlfonna-Gletscher auf Spitzbergen aufgeschlagen.
Drei Wochen lang werden sie bei Temperaturen von bis zu minus 25 Grad
auf dem Gletscher arbeiten.
Die 700.000 Euro teure Mission wird vom italienischen Forschungsministerium mitfinanziert. Die Stiftung Ice Memory hat schon mehrere Expeditionen zur Entnahme von Eisproben organisiert, unter anderem in den Alpen und den Anden.