Vor der Landtagswahl in Salzburg gab sich ÖVP-Spitzenkandidat Wilfried Haslauer motiviert. Man wolle klare Nummer 1 bleiben, in die zuletzt schlechten Wahlergebnisse für Landeshauptleute müsse man nicht zuviel hineininterpretieren. Koalitionsansagen konnte man ihm nicht entlocken.
Das Ziel ist eindeutig: "Wir wollen klare Nummer 1 werden und eine tragfähige Regierung bilden", sagt Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), der nach der seine dritte Amtszeit antreten könnte. Auf einen Prozentwert wolle er sich jedoch nicht festlegen, betonte der 66-Jährige im APA-Interview. Plänen, im Laufe der kommenden Legislaturperiode an einen Nachfolger zu übergeben, erteilt er eine Absage: "Ich habe vor, die vollen fünf Jahre zu bleiben."
Haslauer zieht positive Bilanz zu Salzburger Regierung
Die starken Verluste der amtierenden Landeshauptleute bei den jüngsten Landtagswahlen in Tirol, Niederösterreich und Kärnten seien der schwierigen Ausgangslage geschuldet: "Es gibt eine diffuse Proteststimmung, mit hoher Inflation, hohen Zinsen und einem Krieg, den keiner für möglich gehalten hat. In so einer Situation herrscht viel Unsicherheit, Angst und Sorge - und da haben diejenigen Hochsaison, die für alles ganz einfache Erklärungen haben und gleich Schuldige mitliefern."
Die Performance der Salzburger Landesregierung in den vergangenen fünf Jahren sei "nicht so schlecht" gewesen. De facto sei das Bundesland das wirtschaftlich erfolgreichste in Österreich - mit niedrigster Arbeitslosigkeit, Platz 1 beim realen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und laut WIFO unter den Top 20 von mehr als 250 europäischen Regionen. "Die Politik kann das nicht allein als ihren Erfolg reklamieren, aber wir haben versucht, das Schiff in die richtige Richtung zu lenken."
ÖVP-Spitzenkandidat verteidigt Corona-Politik
Haslauer
verteidigte auch sein Vorgehen während der Pandemie. "Es ging darum,
Schaden von der Bevölkerung abzuhalten. Wir hatten am Anfang überlastete
Intensivstationen und es mussten Entscheidungen getroffen werden."
Dabei würden auch Fehler passieren, das ließe sich aber erst im
Nachhinein beurteilen. Die Einführung der Impfpflicht wäre rückwirkend
betrachtet nicht notwendig gewesen. "Aber als sie politisch beschlossen
wurde, war das Lagebild ein ganz anderes."
Wie sein Parteikollege Bundeskanzler Karl Nehammer halte er es für wichtig, die Gräben nach Corona zu schließen, sagte Haslauer. Dass auch seine Partei im Bund mitunter versucht hat, politisch Kapital aus der Situation zu schlagen, will Haslauer nicht gelten lassen. "Das kann man nicht an der Bundesregierung festmachen: Wenn jemand Werbung für die Covid-Bekämpfung mit einem Entwurmungsmittel macht, ist das auch selbsterklärend."
Keine Koalitionsansagen vor Salzburg-Wahl, aber klare rote Linien
Koalitionsansagen
meidet der Salzburger ÖVP-Chef: Mit wem eine Zusammenarbeit nach der
Wahl möglich sei, hänge letztlich von den Stärkeverhältnissen, einem
Sachprogramm, auf das man sich einigen kann, und den Personen ab. "Mit
Leuten, die permanent dagegen arbeiten, ist eine Koalition von Anfang an
zum Scheitern verurteilt." Den Usancen entsprechend werde die ÖVP mit
allen Parteien im Landtag reden. Rote Linien gibt es aber: Anders als
die ÖVP in Niederösterreich lehnt Haslauer eine Refundierung von Corona-Strafen oder eine Abkehr vom Werben fürs Impfen entschieden ab.
Zu tun gebe es für eine neue Regierung ohnehin genug: Im Gesundheits- und Sozialbereich sorge der Personalmangel in der Pflege für große Probleme. Reformbedarf bestehe auch bei der Wohnbauförderung. Ein Scheitern des bisherigen Modells sieht der ÖVP-Chef hier aber nicht. "Man hat Vorarbeit geleistet - etwa mit einem Hortungsverbot von Bauland, Beschränkungen von Zweitwohnsitzen und einer Leerstandsabgabe. Aber es gibt Anpassungsbedarf." Das Land müsse aktiv Grundstücke und Liegenschaften für den Wohnbau suchen. Außerdem kann sich Haslauer vorstellen, das frühere Darlehensmodell in Teilen wiederzubeleben. "Vielleicht in Form einer Wahlmöglichkeit."
Umdenken beim Thema Windkraft
Eine Kursumkehr hat Haslauer
beim Thema Windkraft vollzogen. 2018 meinte er noch, Salzburg sei für
ihn auch ohne Windräder vollständig, nun hält er den Bau von bis zu 25
Windrädern in den kommenden Jahren für realistisch. "Ich habe umgedacht,
auch im Zuge des Krieges in der Ukraine. Wir müssen auf eine größere
Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl schauen und die Eigenproduktion
von Energie forcieren." Dabei will er aufs Tempo drücken: "Wir haben
viel zu lange Verfahrensdauern." Die Landesumweltanwaltschaft gehöre
reformiert, da sie seiner Ansicht nach den Bau neuer Anlagen verzögere.
"Ein Gesetz für die Beschleunigungen von Verfahren zur Gewinnung
Erneuerbarer Energien ist für mich Koalitionsbedingung."
Wichtig sei es, dabei die unterschiedlichen Interessen genau abzuwägen. Dass neben der Klimakrise eine Artenvielfaltskrise drohe, glaube er nicht. "Es hat immer schon Weltuntergangspropheten gegeben. Ich bin überzeugt, dass wir die technologischen Fähigkeiten haben, die Probleme zu lösen." Haslauer stellt sich auch hinter des Bundeskanzlers Nein zum Verbrenner-Aus. "Wir müssen auf mehrere Standbeine setzen. Ich fahre selbst ein Elektroauto, aber es gibt auch Wasserstoff und eFuels." Parallel will der Landeshauptmann die geplante Regionalstadtbahn S-Link vorantreiben, eine Bürgerbefragung zum bis zu drei Milliarden Euro teuren Projekt sehe er jedoch skeptisch.
Salzburg AG: Haslauer verteidigt Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender
Haslauer
verteidigte im Interview auch seine Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender
der Salzburg AG im Zusammenhang mit einem AK-Gutachten zur
Rechtmäßigkeit der Strompreiserhöhungen. "Hier prallen zwei juristische
Standpunkte aufeinander. Es geht um enorme Beträge, das muss rechtlich
geklärt werden, bevor eine Entscheidung fällt." Zur Herstellung der
notwendigen Rechtssicherheit würden derzeit Gespräche zwischen der
Salzburg AG und der AK Salzburg laufen. Der Landesenergieversorger habe
aber zuletzt mehrere Pakete zur Abfederung der hohen Strompreise für
seine Kunden geschnürt.