Am Sonntag hat Strum Graz der Wiener Austria die Grenzen aufgezeigt. Die Grazer feierten einen 3:1-Heimerfolg.
Die über weite Strecken wie aus einem Guss attackierende Elf von Christian Ilzer belohnte sich am Sonntag mit einem 3:1-Heimerfolg, der für die Wiener sogar ein wenig schmeichelhaft war. Die Austria steuert auf eine spannendes Finish im Rennen um das Ticket für die Meistergruppe zu, in dem ausgerechnet Rapid den Gegner gibt. Außerdem werden die Violetten nun Sturm mehr denn je die Daumen drücken.
Grazer gastieren kommenden Sonntag in Innsbruck
Die Grazer gastieren kommenden Sonntag in Innsbruck. Die WSG Tirol müsste gegen die Steirer gewinnen, um die Austria noch vom sechsten Platz zu verdrängen. Das direkte Duell haben die Violetten (29 Punkte) gegen die Wattener (28) für sich entschieden. Um die Meistergruppe aus eigener Kraft zu erreichen, muss die Austria ihrerseits gegen Rapid gewinnen. Der Stadtrivale ist seit Sonntag bereits fix "oben" dabei.
Sturm-Trainer: "Es war eine tadellose Leistung von Anfang bis zum Ende"
Christian Ilzer, Trainer von Strum Graz zum Spiel:"Es war eine tadellose Leistung von Anfang bis zum Ende. Wir haben unser Potenzial, unsere Energie auf den Platz gebracht. Ein großes Kompliment an meine Mannschaft. Der Wermutstropfen, der Wahnsinn, war, dass es zur Pause 1:1 stand. Schlussendlich war es ein hochverdienter Sieg. Wir waren top auf den Gegner vorbereitet. Ich wusste, dass wir nicht locker lassen und die Tore kommen werden. Ab der 60. Minute ist dann die Walze wieder gerollt." Zu Emegha: "Wir haben ihm schon gesagt, worauf er sich fokussieren soll. Ich freue mich, dass er das heute in Tore ummünzen konnte."
Austria stand Aufarbeitung einer missglückten Reise bevor
Während
beim Gegner eine erste Aufarbeitung einer missglückten Reise anstand,
konnten die Grazer den Besuch in einer Brauerei am Montag entspannter
angehen. Emanuel Emegha fand seinen Torriecher und belohnte sich im
Doppelpack, ein Elfer von Manprit Sarkaria besorgte die Entscheidung.
7:1 Schüsse aufs gegnerische Tor zugunsten von Sturm spiegelten auch
statistisch das Kräfteverhältnis wider. "Das war eine der besten
Leistungen in dieser Saison", meinte Sturms Abwehrchef Gregory Wüthrich.
Reinhold Ranftl schnaufte hingegen durch. "Sie hätten auch sieben oder
acht Tore machen können", sagte der bei Sturm ausgebildete Austrianer.
Hausherren legten vor voller Kulisse forsch los
Die
Hausherren legten vor voller Kulisse forsch los, pressten den Gegner
früh an und ließen nicht locker. Das 1:1 durch Haris Tabakovic war so
etwas wie ein Schönheitsfehler. Es sollte der erste und schlussendlich
einzige Schuss aufs Grazer Gehäuse bleiben. "Es hätte nach der ersten
Halbzeit schon 4:0 stehen können", betonte Emegha. Nach Seitenwechsel
keimte bei den Wienern
kurz Hoffnung auf, die violette Eigenfehlerquote war unter dem
schwarz-weißen Dauerdruck aber deutlich zu hoch. Auch bei den Gegentoren
zwei und drei war die Defensive der Austria überfordert.
Austria-Trainer: "Wir müssen gegen Klasseteams mutig verteidigen"
"Wir
müssen gegen Klasseteams mutig verteidigen, gegen einen Gegner mit
diesem Niveau werden Fehler aber sofort bestraft", analysierte
Austria-Trainer Michael Wimmer das Gesehene. In Graz gab es so etwas wie
einen "Reality check" für sein Team. Selbst ins Pressing kam die
Austria kaum, im Spielaufbau fehlte Ruhe und vorne war Tabakovic oft
alleine auf weiter Flur. Man wisse, dass man aus den Fehler lernen
müsse, lautete eine Schlussfolgerung von Wimmer. "Die Meisterrunde ist
das Ziel, aber wir haben heute auch gesehen, dass noch viel Arbeit auf
uns wartet", war eine andere.
Michael Wimmer (Austria-Trainer) weiter zum Spiel: "Wir haben in der ersten Halbzeit nicht auf den Platz gekriegt, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben aber mit Beistand von oben und dank Früchtl viel Glück gehabt. Wir haben nach dem Rückstand mit dem Ausgleich sofort reagiert und waren dann bis zur Pause mit gutem Gegenpressing präsenter. Nach der Pause habe ich in den ersten 20 Minuten eine veränderte, verbesserte Mannschaft gesehen. Nach der Fehlerkette zum 1:2 und dem nächsten Gegentor war es am Ende ein verdienter Sieg für Sturm. Fakt ist, wir haben gegen eine Top-Mannschaft verloren, haben aber in den vier Spielen davor neun Tore gemacht und werden das Positive mitnehmen. Wir wollen mit vollem Elan ins Derby gehen."
Von den Austria-Profis gab es Selbstkritik zu hören
"Wir wollten mutig auftreten, haben uns aber 60 Minuten die Schneid abkaufen lassen", meinte Manfred Fischer. Ranftl hielt es wie sein Trainer, der Flügelspieler sprach von "internationalem Topniveau", das Sturm gezeigt habe. "Da haben wir noch einen weiten Weg dorthin." Was Ranftl noch dazu traurig stimmte: nach der fünften Gelben Karte der Saison wird er gegen Rapid fehlen.
Die Austria muss
hoffen, dass zuletzt verletzte oder erkrankte Akteure wieder dabei sind.
Dominik Fitz kam in Graz zumindest schon auf rund zehn Minuten
Einsatzzeit. Auch der geschonte Matthias Braunöder - er kam beim Stand
von 1:3 aufs Feld - sollte wieder dabei sein. Inwiefern die Austrianer
im Derby unter Druck stehen, wollte Wimmer nicht beurteilen. "Druck ist
im Fußball immer da", stellte der Deutsche fest.
Wiener Austria drückt Sturm vorerst die Daumen
Sturm werden die
Favoritner vorerst die Daumen drücken. Holen die Grazer gegen die WSG
Tirol auch nur einen Punkt, ist die Austria fix durch. Laut Tabelle
sollte Sturm auf zumindest diesen auch aus sein. Mit 45 Zählern würde
der Vizemeister nach der Punktehalbierung aktuell einen Zähler
"verlieren", der in der Endabrechnung wichtig sein könnte. Am
Respektabstand von neun Zählern auf Salzburg hat sich nach der
vorletzten Runde nichts verändert. Mit der Halbierung werden aber auch
die Top zwei der Tabelle wieder näher zusammenrücken.
Ilzer sieht das Rennen mit Salzburg nur als mediales Thema
Für Ilzer ist das Rennen mit Salzburg nur ein mediales Thema. Dabei sieht er sein Team für Größeres bereit. "Wir haben einen Punkteschnitt, mit dem du in vielen Ligen ganz vorne wärst, aber wir haben halt Salzburg", sagte Ilzer am Sonntag. 2,6 Zähler macht der Serienmeister in dieser Saison im Schnitt. "Nach wie vor meint man, Salzburg ist heuer nicht so stark. Aber so einen Schnitt hatten sie noch nie", hielt Sturms Coach fest. Man wolle aber "da sein, sollten sie Schwächen zeigen", sagte Ilzer wieder einmal.
Angesichts der Kaderbreite scheint Sturm für eine starke
Meistergruppe gewappnet. Otar Kiteishvili, Jakob Jantscher, Albian Ajeti
oder William Böving sollten in der Länderspielpause wieder retour
kommen. Ilzer kündigte vorab an, dass sich jeder "in die Mannschaft
arbeiten" müsse. "Sie wissen, wer hinein will, muss ans Limit gehen. Wir
wollen in der entscheidenden Phase top performen."